Häufige Fragen zur TCM: Was bewirkt Feuchtigkeit genau und wie leitet der Körper Feuchtigkeit aus?

Fotos von Müsli mit Jogurt und einem Smoothie. Zu viel Jogurt und Kaltes erzeugen Feuchtigkeit und Schleim.

Kennst du das, dass du am Morgen Schleim aushustest? Obwohl du gar nicht erkältet bist?

Das kann ein Weg sein, wie dein Körper Feuchtigkeit ausleitet.

Das ist der erste Teil einer Serie von Blog-Artikeln, die häufige Fragen zur TCM beantwortet.

Feuchtigkeit (auch als „Nässe“ bezeichnet) und Schleim bezeichnen in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine Ansammlung von Substanzen, die nicht in einen gesunden Körper gehören. Sie sind also nicht physiologisch, sondern pathologisch.

Physiologische Substanzen, also solche, die wir brauchen, um gesund zu bleiben, sind z.B. die guten Körpersäfte, Blut und das Yin.

Der Unterschied zwischen Feuchtigkeit und Schleim

Feuchtigkeit ist wässriger, Schleim ist zäher und fester.

Aus Feuchtigkeit wird durch die Einwirkung von Hitze mit der Zeit Schleim. Hitze entsteht z.B. durch scharfe Gewürze im Übermaß, Rauchen oder psychische Belastungen und Stress.

Diese Begriffe werden in der TCM-Literatur unterschiedlich definiert. Der Begriff Feuchtigkeit wird z.B. auch für Schleim verwendet und Schleim heißt auch „Feuchte Hitze“. Ich gebe dir hier eine vereinfachte Darstellung. Ein empfehlenswertes Buch, das die Bedeutung von Schleim und Feuchtigkeit tiefer erforscht, ist „Chinesische Medizin verstehen“ von Karin Wallnöfer.

Wie entsteht pathologische Feuchtigkeit im Körper?

Feuchtigkeit entsteht durch Nahrungsreste, die deine Verdauung nicht verarbeiten kann. Das geschieht etwa durch Überessen oder zu viel fettiges Fleisch. Oder auch bei chronischen Verdauungsbeschwerden, das heißt, wenn dein Stoffwechsel von Haus aus unzureichend arbeitet (das heißt in der TCM „Milz-Qi-Mangel“).

Dann gibt es noch Nahrungsmittel, die speziell befeuchtend und verschleimend wirken. Dazu zählen etwa Kuhmilch, Topfen (Quark), Weißmehl sowie Zucker.

Eine weitere Ursache für Feuchtigkeit und Schleim ist zu viel kaltes Essen, das das Verdauungsfeuer auf Dauer abkühlt. So kann die „Verdauungssuppe“ nicht verdampfen und die „kalte Suppe“ á la Feuchtigkeit bleibt im Körper stehen.

Selten ist auch äußere Feuchtigkeit die Ursache für innere Feuchtigkeit, also z.B. ein feuchtes Klima im Haus oder am Arbeitsplatz. Dabei dringt die Feuchtigkeit von außen in den Körper ein.

Eine genauere Erklärung und 46 typische Symptome für Feuchtigkeit findest du hier:

46 Merkmale von Feuchtigkeit in deinem Körper und was dagegen hilft

Was bewirkt die Feuchtigkeit im Körper?

Stelle dir vor, dein Körper ist wie ein Schwamm, der mit Feuchtigkeit angesogen ist. Der Schwamm wird durch die Nässe schwerer, genauso fühlt sich auch dein Körper schwer und aufgedunsen an.;

Der Stuhl ist nur noch manchmal normal geformt, sondern meistens breiig und ungeformt. Durchfälle können auftreten.

Deine Körperflüssigkeiten wie Harn, Blut und Schweiß werden durch die Feuchtigkeit trüber und zähflüssiger. Je mehr Hitze bei der Feuchtigkeit dabei ist (siehe oben bei Schleim), desto dicker und zäher werden die Flüssigkeiten.

Dein Qi (deine „Lebensenergie“) fließt nicht frei und stagniert an bestimmten Stellen. Das merkst du dann an einem Druckgefühl, z.B. bei Blähungen oder Völlegefühl. Du kannst dir vorstellen, dass da ein „Sumpf“ im Bauch steht, worin das Qi stecken bleibt.

Auch das Blut kann durch die Feuchtigkeit im Fluss behindert werden, wodurch z.B. Menstruationsbeschwerden entstehen oder verschiedene Schmerzen. Arteriosklerose oder schlechte Blutfettwerte zeigen etwa das Vorhandensein von Schleim an.

Die Feuchtigkeit lagert sich im Körper an verschiedenen Stellen ab, wie z.B. unter der Haut (Cellulite), an den Fingern (Ödeme) oder an den Hüften als ein paar Kilo zu viel.

Im ungünstigeren Fall kann sie sich auch an den Gelenken ablagern und es entstehen rheumatische Beschwerden. In Verbindung mit Hitze können auch Steine entstehen, etwa Gallen- oder Nierensteine (Schleim oder Feuchte Hitze).

Die Zunge kann geschwollen und dick sein und sich als „zu groß“ anfühlen. Auch Zahneindrücke sind typisch.

Wenn wir in der Nacht schlafen, fließt die Feuchtigkeit durch die liegende Position in den Kopf und wir fühlen uns am Morgen „benebelt“, müde und schwer. Bei viel Feuchtigkeit kann das benebelte Gefühl den ganzen Tag anhalten. Auch dumpfes Kopfweh ist oft ein Anzeichen von Feuchtigkeit.

Wann entstehen Krankheiten durch Feuchtigkeit?

Krankheiten können entstehen, wenn sich zu viel Feuchtigkeit im Körper ansammelt. Bei allen schweren Krankheiten ist Feuchtigkeit bzw. Schleim beteiligt.

Deshalb ist ein wesentliches Ziel der Ernährung nach TCM, die Feuchtigkeit immer in Schach zu halten.

Es ist bei jedem anders, wie viel Feuchtigkeit sich ansammeln muss, damit Krankheiten entstehen. Das hängt stark von der Konstitution ab (chinesische „Jing“), also ob wir eine starke Abwehr von unseren Eltern mitbekommen haben oder nicht. Und natürlich von anderen Faktoren wie dem Lebensstil, Schlaf- und Arbeitsrhythmus, Umgang mit Emotionen etc.

Du kennst sicher auch Menschen, die sich von außen betrachtet sehr ungesund ernähren, vielleicht auch rauchen, viel Alkohol trinken und ein stressiges Leben führen und trotzdem gesund sind. Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin wird sich so ein Lebensstil aber in den meisten Fällen irgendwann auf die Gesundheit auswirken.

In der TCM nehmen wir schon kleine Anzeichen von Feuchtigkeit im Körper ernst (wie z.B. verschleimte Kehle, Verdauungsbeschwerden oder geschwollene Finger am Morgen) und steuern direkt dagegen, damit wir Krankheiten vermeiden.

Die Ernährung ist dabei eine wundervolle Methode, um schon im Vorhinein zu wirken und schwere Krankheiten zu vermeiden.

Wie kannst du Feuchtigkeit ausleiten?

Die wichtigste Maßnahme ist, stark befeuchtende Nahrungsmittel möglichst zu reduzieren, wie Zucker, Kuhmilch und Weißmehl.

Auch weniger zu essen ist meistens günstig, damit die Verdauung entlastet wird und unerwünschte Substanzen besser ausleiten kann. Halte Pausen zwischen den Mahlzeiten ein und vermeide ständiges „Snacken“.

Durch mehr gekochtes, warmes Essen regst du dein Verdauungsfeuer an und so kann die „Verdauungssuppe“ besser verdampfen und es bleibt keine „kalte Suppe“ übrig. Also weniger Rohkost, keine kalten Getränke und weniger Brotmahlzeiten, dafür mehr gekochtes Gemüse, Suppen, Reis, Eintöpfe und ein warmes Frühstück.

Hier findest du außerdem 15 Nahrungsmittel, die nach TCM Feuchtigkeit und Schleim ausleiten helfen.

Wie funktioniert das im Körper genau und wie lange dauert die Ausleitung?

Die Antwort auf diese Frage ist schwierig, da das individuell sehr unterschiedlich ist.

Jeder hat einen anderen „Schwachpunkt“ oder auch „Starkpunkt“, über den der Körper Feuchtigkeit und Schleim ausleitet.

Es ist auch nicht vorherzusagen, wie lange es dauert, bis die Feuchtigkeit so weit ausgeleitet ist, dass man keine Beschwerden mehr hat. Faustregel: Einige Monate solltest du rechnen.

Die Dauer hängt stark davon ab, wie lange du vorher schon ungünstig gegessen hast bzw. wie tiefgehend deine Beschwerden sind.

Die wichtigsten Wege, wie der Körper Feuchtigkeit ausleitet

  • über die Verdauung: vermehrte Stuhlausscheidung, schleimige Auflagen am Stuhl, Durchfälle oder breiige Stühle
  • über die Lunge: rinnende Nase, verschleimter Husten
  • über die Haut: Unreinheiten, Pickel, Ekzeme, Furunkel, Abszesse

Weitere Wege: Vermehrtes Schwitzen und Harnlassen, vermehrte Bildung von Augensekret und Ohrensekret, Vaginalausfluss

Und jetzt wird es verwirrend:

Wenn du solche Anzeichen an dir merkst, ist es einerseits ein Merkmal, dass du zu viel Feuchtigkeit in dir hast.

Andererseits kann es aber auch zeigen, dass dein Körper gerade die Feuchtigkeit ausleitet. Dann sind eine rinnende Nase oder Hautunreinheiten sogar ein gutes Zeichen! Sie zeigen, dass dein Körper gerade arbeitet und versucht, sich zu reinigen.

Wie unterscheidest du das?

Einfach dadurch, indem du deinen Lebensstil beobachtest.

Wenn du z.B. häufig Süßigkeiten isst oder Pizza und Käsebrote, dann zeigen diese Symptome an, dass die Feuchtigkeit in deinem Körper zunimmt. Dann wäre es empfehlenswert, deine Ernährungsgewohnheiten zu überdenken, damit keine schlimmeren Beschwerden entstehen.

Wenn du hingegen gerade angefangen hast, warm zu frühstücken oder mehr Gemüsesuppen und weniger Brot zu essen, dann ist es gut möglich, dass dein Körper am Arbeiten ist und Feuchtigkeit ausleitet.

Sogar eine ziemlich kleine Veränderung, wie jeden Abend Suppe statt Brot zu essen, kann die Ausleitung schon anregen!

Beispiel Reiskur:

Du machst einige Reistage (Reiskur nach TCM), um Feuchtigkeit auszuleiten. Da kann es gut sein, dass du als Begleiterscheinung in den ersten Tagen vermehrt dünnen Stuhl hast oder Pickel bekommst. Lass dich dadurch nicht abschrecken, das ist normal! Wichtig ist, dass diese Symptome nach 1-2 Wochen auch wieder besser werden. Und du keine Schmerzen bekommst, die dich beunruhigen. Wenn das der Fall ist, brich die Reistage lieber ab.

Ich hoffe, dieser Artikel hat die wichtigsten Fragen zum Thema „Feuchtigkeit ausleiten“ beantwortet! Hast du noch eine Frage dazu? Bitte schreibe sie in die Kommentare, ich antworte gerne darauf.

Kommentare

Ja, das mit dem Kaffee plus Zimt klingt nachvollziehbar. Vielleicht kannst du auf 2 Tassen reduzieren und den Zimt weglassen?
Das mit den 20% hängt davon ab... Prinzipiell sollte es ok sein, aber wenn ein großes Ungleichgewicht im Körper ist, kann es hilfreich sein, ein paar Monate die 95-100% anzustreben. :)
Liebe Grüße,
Katharina

Bild des Benutzers Katharina

Liebe Katharina,
vielen, vielen Dank für deine vielen vielen Informationen, die du auf deiner Seite mit so vielen Lesern teilst. Eine wahre Schatztruhe an Informationen!
Ein ähnliche Ernährungsweise habe ich im Rahmen einer 6 wöchigen Kur als Jugendliche kennen gelernt (hieß dort reizstoffarme Kost - die Klinik gibt es leider nicht mehr) und habt mir damals geholfen, meine Neurodermitis in den Griff zu bekommen (ich war mehrere Jahre erscheinungsfrei).
Gerade geht es mir leider sehr schlecht, und bin auf der Suche nach Hilfe auf deine wertvolle Seine gestoßen. Habe mich in den letzten Jahren nicht ungesund ernährt, glaube aber, dass ich viel zu nachlässig war und bin motiviert, das jetzt neu nach TCM zu starten und dann auch weiterzuführen. Mache jetzt seit 1 1/2 Wochen die Reiskur (Mittags und abends mit ein wenig gedünstetem Gemüse), morgens esse ich Miso Suppe.
Ein paar Fragen habe ich noch: 1. Darf ich auch Zuckerschoten essen? (Dazu steht in deinem Buch "Jucken ade" nichts). 2. Kartoffeln gehören ja zu den Nachtschattengewächsen, genau wie Tomaten ... ich dachte in der Ernährung nach TCM würden die daher nicht empfohlen werden? 3. Ich habe insbesondere Nachts gerade ganz große Hitze und damit starken Juckreiz, so dass ich kaum schlafen kann .... hast du eine Tipp, was mir da noch helfen kann (vielleicht insbesondere abends)?
Herzliche Grüße,
Dagmar

Hast Du schon mal versucht die Haut mit verdünntem Bio-Apfelessig abzureiben oder darin zu baden. Das ist ein alten Hausmittel gegen Juckreiz. Meiner Tochter hat das immer gut getan. Wasser darf nicht über 38Grad sein.

Liebe Dagmar,
vielen Dank für deinen Kommentar und das liebe Feedback, das freut mich!
Zuckerschoten sind ok, sie sind thermisch neutral und sollten deiner Haut nicht schaden. Solange du sie gut verdauen kannst (das gilt für alle Nahrungsmittel). Kartoffeln sind nach TCM empfehlenswert, die Unterscheidung in Nachtschattengewächse gibt es hier nicht. Der Juckreiz in der Nacht ist belastend, ich weiß (kann mich auch noch an meine schlimme Neurodermitiszeit erinnern). Einen wirklichen Tipp habe ich da nicht für dich. Vielleicht ein beruhigender, kühlender Tee am Abend, wie Melisse mit Passionsblüten oder Orangenblüten, Hopfen?
Liebe Grüße,
Katharina

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Sehr geehrte Frau Ziegelbauer,
mich würde interessieren, was Sie von intermittierendem Fasten halten.
Beste Grüße Angelika Gerlitz

Liebe Angelika,
danke für Ihren Kommentar!
Intermittierendes Fasten kann für manche gut sein, für andere weniger günstig. Es hängt immer von der Konstitution ab. Wenn jemand z.B. innere Fülle hat (viel Hitze, viel Feuchtigkeit...), kann es helfen, diese auszuleiten. Wenn jemand hingegen eh schon einen Qi- und Blut-Mangel hat, von zarter Statur ist und trockene Haut und Stuhl hat (Säftemangel), kann Fasten den Mangel noch verstärken.
Insgesamt ist es nichts, das der TCM entspricht, da hier auf regelmäßige Mahlzeiten Wert gelegt wird und Hunger als Zeichen gilt, dass man etwas essen soll. Zu oft Hunger zu übergehen, schwächt den Magen.
Ich möchte das aber nicht dogmatisch auslegen, sondern denke, dass man immer den Einzelfall ansehen muss und schauen, wie diejenige Person selbst das Fasten empfindet.
Liebe Grüße,
Katharina

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Hallo Katharina! Vielen Dank für den informativen Artikel! Da sind wirklich sehr viel nützliche Informationen dabei! Lg, Kathrin

Liebe Kitty,
danke für dein nettes Feedback, das freut mich!
Liebe Grüße,
Katharina

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