Häufige Fragen zur TCM: Was bewirkt Feuchtigkeit genau und wie leitet der Körper Feuchtigkeit aus?
Geschrieben von Katharina Ziegelbauer am 09. Januar 2018 - 91 Kommentare
Kennst du das, dass du am Morgen Schleim aushustest? Obwohl du gar nicht erkältet bist?
Das kann ein Weg sein, wie dein Körper Feuchtigkeit ausleitet.
Das ist der erste Teil einer Serie von Blog-Artikeln, die häufige Fragen zur TCM beantwortet.
Feuchtigkeit (auch als „Nässe“ bezeichnet) und Schleim bezeichnen in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine Ansammlung von Substanzen, die nicht in einen gesunden Körper gehören. Sie sind also nicht physiologisch, sondern pathologisch.
Physiologische Substanzen, also solche, die wir brauchen, um gesund zu bleiben, sind z.B. die guten Körpersäfte, Blut und das Yin.
Der Unterschied zwischen Feuchtigkeit und Schleim
Feuchtigkeit ist wässriger, Schleim ist zäher und fester.
Aus Feuchtigkeit wird durch die Einwirkung von Hitze mit der Zeit Schleim. Hitze entsteht z.B. durch scharfe Gewürze im Übermaß, Rauchen oder psychische Belastungen und Stress.
Diese Begriffe werden in der TCM-Literatur unterschiedlich definiert. Der Begriff Feuchtigkeit wird z.B. auch für Schleim verwendet und Schleim heißt auch „Feuchte Hitze“. Ich gebe dir hier eine vereinfachte Darstellung. Ein empfehlenswertes Buch, das die Bedeutung von Schleim und Feuchtigkeit tiefer erforscht, ist „Chinesische Medizin verstehen“ von Karin Wallnöfer.
Wie entsteht pathologische Feuchtigkeit im Körper?
Feuchtigkeit entsteht durch Nahrungsreste, die deine Verdauung nicht verarbeiten kann. Das geschieht etwa durch Überessen oder zu viel fettiges Fleisch. Oder auch bei chronischen Verdauungsbeschwerden, das heißt, wenn dein Stoffwechsel von Haus aus unzureichend arbeitet (das heißt in der TCM „Milz-Qi-Mangel“).
Dann gibt es noch Nahrungsmittel, die speziell befeuchtend und verschleimend wirken. Dazu zählen etwa Kuhmilch, Topfen (Quark), Weißmehl sowie Zucker.
Eine weitere Ursache für Feuchtigkeit und Schleim ist zu viel kaltes Essen, das das Verdauungsfeuer auf Dauer abkühlt. So kann die „Verdauungssuppe“ nicht verdampfen und die „kalte Suppe“ á la Feuchtigkeit bleibt im Körper stehen.
Selten ist auch äußere Feuchtigkeit die Ursache für innere Feuchtigkeit, also z.B. ein feuchtes Klima im Haus oder am Arbeitsplatz. Dabei dringt die Feuchtigkeit von außen in den Körper ein.
Eine genauere Erklärung und 46 typische Symptome für Feuchtigkeit findest du hier:
46 Merkmale von Feuchtigkeit in deinem Körper und was dagegen hilft
Was bewirkt die Feuchtigkeit im Körper?
Stelle dir vor, dein Körper ist wie ein Schwamm, der mit Feuchtigkeit angesogen ist. Der Schwamm wird durch die Nässe schwerer, genauso fühlt sich auch dein Körper schwer und aufgedunsen an.;
Der Stuhl ist nur noch manchmal normal geformt, sondern meistens breiig und ungeformt. Durchfälle können auftreten.
Deine Körperflüssigkeiten wie Harn, Blut und Schweiß werden durch die Feuchtigkeit trüber und zähflüssiger. Je mehr Hitze bei der Feuchtigkeit dabei ist (siehe oben bei Schleim), desto dicker und zäher werden die Flüssigkeiten.
Dein Qi (deine „Lebensenergie“) fließt nicht frei und stagniert an bestimmten Stellen. Das merkst du dann an einem Druckgefühl, z.B. bei Blähungen oder Völlegefühl. Du kannst dir vorstellen, dass da ein „Sumpf“ im Bauch steht, worin das Qi stecken bleibt.
Auch das Blut kann durch die Feuchtigkeit im Fluss behindert werden, wodurch z.B. Menstruationsbeschwerden entstehen oder verschiedene Schmerzen. Arteriosklerose oder schlechte Blutfettwerte zeigen etwa das Vorhandensein von Schleim an.
Die Feuchtigkeit lagert sich im Körper an verschiedenen Stellen ab, wie z.B. unter der Haut (Cellulite), an den Fingern (Ödeme) oder an den Hüften als ein paar Kilo zu viel.
Im ungünstigeren Fall kann sie sich auch an den Gelenken ablagern und es entstehen rheumatische Beschwerden. In Verbindung mit Hitze können auch Steine entstehen, etwa Gallen- oder Nierensteine (Schleim oder Feuchte Hitze).
Die Zunge kann geschwollen und dick sein und sich als „zu groß“ anfühlen. Auch Zahneindrücke sind typisch.
Wenn wir in der Nacht schlafen, fließt die Feuchtigkeit durch die liegende Position in den Kopf und wir fühlen uns am Morgen „benebelt“, müde und schwer. Bei viel Feuchtigkeit kann das benebelte Gefühl den ganzen Tag anhalten. Auch dumpfes Kopfweh ist oft ein Anzeichen von Feuchtigkeit.
Wann entstehen Krankheiten durch Feuchtigkeit?
Krankheiten können entstehen, wenn sich zu viel Feuchtigkeit im Körper ansammelt. Bei allen schweren Krankheiten ist Feuchtigkeit bzw. Schleim beteiligt.
Deshalb ist ein wesentliches Ziel der Ernährung nach TCM, die Feuchtigkeit immer in Schach zu halten.
Es ist bei jedem anders, wie viel Feuchtigkeit sich ansammeln muss, damit Krankheiten entstehen. Das hängt stark von der Konstitution ab (chinesische „Jing“), also ob wir eine starke Abwehr von unseren Eltern mitbekommen haben oder nicht. Und natürlich von anderen Faktoren wie dem Lebensstil, Schlaf- und Arbeitsrhythmus, Umgang mit Emotionen etc.
Du kennst sicher auch Menschen, die sich von außen betrachtet sehr ungesund ernähren, vielleicht auch rauchen, viel Alkohol trinken und ein stressiges Leben führen und trotzdem gesund sind. Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin wird sich so ein Lebensstil aber in den meisten Fällen irgendwann auf die Gesundheit auswirken.
In der TCM nehmen wir schon kleine Anzeichen von Feuchtigkeit im Körper ernst (wie z.B. verschleimte Kehle, Verdauungsbeschwerden oder geschwollene Finger am Morgen) und steuern direkt dagegen, damit wir Krankheiten vermeiden.
Die Ernährung ist dabei eine wundervolle Methode, um schon im Vorhinein zu wirken und schwere Krankheiten zu vermeiden.
Wie kannst du Feuchtigkeit ausleiten?
Die wichtigste Maßnahme ist, stark befeuchtende Nahrungsmittel möglichst zu reduzieren, wie Zucker, Kuhmilch und Weißmehl.
Auch weniger zu essen ist meistens günstig, damit die Verdauung entlastet wird und unerwünschte Substanzen besser ausleiten kann. Halte Pausen zwischen den Mahlzeiten ein und vermeide ständiges „Snacken“.
Durch mehr gekochtes, warmes Essen regst du dein Verdauungsfeuer an und so kann die „Verdauungssuppe“ besser verdampfen und es bleibt keine „kalte Suppe“ übrig. Also weniger Rohkost, keine kalten Getränke und weniger Brotmahlzeiten, dafür mehr gekochtes Gemüse, Suppen, Reis, Eintöpfe und ein warmes Frühstück.
Hier findest du außerdem 15 Nahrungsmittel, die nach TCM Feuchtigkeit und Schleim ausleiten helfen.
Wie funktioniert das im Körper genau und wie lange dauert die Ausleitung?
Die Antwort auf diese Frage ist schwierig, da das individuell sehr unterschiedlich ist.
Jeder hat einen anderen „Schwachpunkt“ oder auch „Starkpunkt“, über den der Körper Feuchtigkeit und Schleim ausleitet.
Es ist auch nicht vorherzusagen, wie lange es dauert, bis die Feuchtigkeit so weit ausgeleitet ist, dass man keine Beschwerden mehr hat. Faustregel: Einige Monate solltest du rechnen.
Die Dauer hängt stark davon ab, wie lange du vorher schon ungünstig gegessen hast bzw. wie tiefgehend deine Beschwerden sind.
Die wichtigsten Wege, wie der Körper Feuchtigkeit ausleitet
- über die Verdauung: vermehrte Stuhlausscheidung, schleimige Auflagen am Stuhl, Durchfälle oder breiige Stühle
- über die Lunge: rinnende Nase, verschleimter Husten
- über die Haut: Unreinheiten, Pickel, Ekzeme, Furunkel, Abszesse
Weitere Wege: Vermehrtes Schwitzen und Harnlassen, vermehrte Bildung von Augensekret und Ohrensekret, Vaginalausfluss
Und jetzt wird es verwirrend:
Wenn du solche Anzeichen an dir merkst, ist es einerseits ein Merkmal, dass du zu viel Feuchtigkeit in dir hast.
Andererseits kann es aber auch zeigen, dass dein Körper gerade die Feuchtigkeit ausleitet. Dann sind eine rinnende Nase oder Hautunreinheiten sogar ein gutes Zeichen! Sie zeigen, dass dein Körper gerade arbeitet und versucht, sich zu reinigen.
Wie unterscheidest du das?
Einfach dadurch, indem du deinen Lebensstil beobachtest.
Wenn du z.B. häufig Süßigkeiten isst oder Pizza und Käsebrote, dann zeigen diese Symptome an, dass die Feuchtigkeit in deinem Körper zunimmt. Dann wäre es empfehlenswert, deine Ernährungsgewohnheiten zu überdenken, damit keine schlimmeren Beschwerden entstehen.
Wenn du hingegen gerade angefangen hast, warm zu frühstücken oder mehr Gemüsesuppen und weniger Brot zu essen, dann ist es gut möglich, dass dein Körper am Arbeiten ist und Feuchtigkeit ausleitet.
Sogar eine ziemlich kleine Veränderung, wie jeden Abend Suppe statt Brot zu essen, kann die Ausleitung schon anregen!
Beispiel Reiskur:
Du machst einige Reistage (Reiskur nach TCM), um Feuchtigkeit auszuleiten. Da kann es gut sein, dass du als Begleiterscheinung in den ersten Tagen vermehrt dünnen Stuhl hast oder Pickel bekommst. Lass dich dadurch nicht abschrecken, das ist normal! Wichtig ist, dass diese Symptome nach 1-2 Wochen auch wieder besser werden. Und du keine Schmerzen bekommst, die dich beunruhigen. Wenn das der Fall ist, brich die Reistage lieber ab.
Ich hoffe, dieser Artikel hat die wichtigsten Fragen zum Thema „Feuchtigkeit ausleiten“ beantwortet! Hast du noch eine Frage dazu? Bitte schreibe sie in die Kommentare, ich antworte gerne darauf.
Kommentare
Liebe Carolin.
Ich empfehle dir wirklich den Weg zum TCM Arzt/Ärztin um alles erst einmal in Ruhe abzuklären. Es klingt einfach nach mehreren Symptomen, die man natürlich nicht in einer Ferndiagnose stellen kann.
Fenchel wirkt gegen Magen Kälte, unterstützt die Mitte und löst Qi Stagnationen. Es eliminiert auch Wind Kälte Symptome oder Hitze Nässe Symptome wie etwa Gelenkschmerzen sein können.
Ich wünsche dir alles Gute!
Marina (Assistentin von Katharina)
Hallo :)
ich bekomme seit ca 6 Wochen chinesische Kräuter und Akupunktur zum Ausleiten von feuchter Kälte im unterem Erwärmer. Bis jetzt hat sich wenig getan und meine Therapeutin meint, dass das mit dem Ausleiten der Feuchtigkeit viel schneller gehen sollte. Ist dem denn wirklich so? Kann man mit den Kräutern wirklich schon nach so kurzer Zeit Besserung erkennen oder braucht das einfach ein bisschen Geduld?
Liebe Grüße, Leya
Liebe Leya.
Grundsätzlich sollte es mit den Kräutern schon etwas schneller gehen. Es stellt sich mir die Frage, ob es dennoch einen Grund gibt, dass dem nicht so ist. Vielleicht ist noch eine weitere Blockade das Thema. Am Besten ist allerdings, wenn du das mit deiner Ärztin besprichst.
Alles Gute,
Marina (Assistentin von Katharina)
Liebe Katharina, ich habe im Sommer gerne Löwenzahn und Brennesseltee getrunken um Feuchtigkeit auszuleiten. Da diese Tees aber stark kühlen, kann ich sie im Winter nicht trinken. Ich friere sofort. Gibt es Tees , die ausleiten, aber nicht kühlen?
Liebe Grüße Kerstin
Liebe Kerstin.
Folgende Kräuter wandeln Feuchtigkeit um: Kardamom (den kannst du auch in jede warme Mahlzeit geben), Kräuter der Provence, wie Rosmarin, Salbei, Thymian, Basilikum, Liebstöckl, Koriander.
Rosmarin wärmt dich in jeden Fall und kann auch gut als Ersatz statt Kaffee getrunken werden. Dieser kühlt dich nämlich.
Alles Liebe,
Marina (Assistentin von Katharina)
Hallo Marina,
wie sieht es mit Petersilientee aus?
Liebe Grüße Connie
Liebe Connie,
Petersilientee wirkt nach TCM Blut-aufbauend und bewegend, bzw. lindert auch Leber-Qi-Stagnationen. Er unterstützt auch die Verdauung. Liebe Grüße Elfi (Assistentin von Katharina)
Hallo leide aktuell ständig unter Angst und Panikattacken.
Morgen wach ich mit total verschleimte Nase und Hals auf. Nachts bekomm ständig wo einen starken Druck am Herz.so ab 12 bis 3 Uhr. Da lieg ich dann auch ständig wach. Ist aber organisch mit dem herz alles in ordnung laut arzt. Hab dadurch sehr viel stress akuell. Hab auch das gefühl das ich immer fülliger werde. Hab ständig kopfweh und bin sehr oft so benommen im Kopt.
Von was kommt die Angst in der tcm
Was kann ich gegen meine symotme tun.
Von was kommt der Druck
Meine periode bekomm ich jetz aktuell auch nicht mehr.
Liebe Carolin.
Es tut mir leid zu lesen, dass es dir nicht so besonders geht. Die Angst liegt in der TCM in der Niere. Alles steht und fällt allerdings mit deiner Mitte, deinem Milz Qi. Auch deine Leber ist davon betroffen, was ja auch deine fehlende Menstruation zeigt.
Wichtig wäre in dem Fall der Weg zum/zur TCM Arzt/Ärztin. Dort findest du akut schneller Unterstützung. Meiner Erfahrung nach steckt man irgendwann so tief n dem Thema, dass man ohne professioneller Hilfe schwer rauskommt.
Was du ansonsten gut für dich machen kannst, ist deine Mitte zu stärken. Also in dem Fall nicht nur mit einer guten Ernährung, sondern auch mit Ruhepausen, Methoden zum Entstressen und Entspannung. Solltest du da auch nicht weiter wissen, gibt es gute Shiatsu Praktiker*innen oder auch Kinesiolog*innen.
Der Druck ist wahrscheinlich eine Auswirkung des Stresses und der Angst. Man sagt ja, dass man bei einer Leber QI Stagnation auch ein Beklemmendes Gefühl in der Brust bekommt.
Die Fragen, die du dir bei der Angst stellen kannst, wäre: Was will dir deine Angst sagen? Wovor hast du Angst? Was brauchst du?
Ich gebe meinen Klient*innen immer folgendes Bild mit: Wenn die Angst kommt, setzte dich bewusst hin und lade die Angst bildlich zu dir auf einen Kaffee oder Tee ein. Schieb sie nicht raus, dann wird sie nämlich richtig ungemütlich. Lass sie in deinen Gedanken zu dir setzen und achte bewusst darauf, was passiert. Wenn du es in dem Moment nicht magst, lade sie trotzdem ein und sage ihr klar, dass du jetzt gerade keine Zeit hast, sie es sich aber gemütlich machen kann. Du hast später Zeit für sie.
Schließlich will dir deine Angst etwas mitteilen, vielleicht auch vor etwas schützen. Womöglich schaut es in diesem Moment nicht danach aus, das ist mir voll bewusst.
In jedem Fall kann ich dir nur anraten Hilfe anzunehmen, damit du gut unterstützt und begleitet werden kannst!
Alles Liebe und achte gut auf dich.
Marina (Assistentin von Katharina)
So einen ausführlichen Beitrag hab ich ja noch nie gesehen. Dann stellst du dein Wissen auch noch kostenlos zur Verfügung. Vielen Dank! Ich hab bei dir schon richtig viel gelernt.
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