Häufige Fragen zur TCM: Trockenheit und Feuchtigkeit gleichzeitig, wie gibt es das und was hilft?

Rote Rübensuppe mit Stangensellerie und aufgeschnittenen Rüben (Foto von fotolia)

Wie kann dein Körper gleichzeitig zu trocken und zu feucht sein?

Das ist eine Frage, die am Anfang bei den meisten TCM-EinsteigerInnen für Verwirrung sorgt. Es klingt ja auch total unlogisch.

Entweder ist etwas nass oder trocken, beides kann doch nicht sein. Oder doch?

Das ist der zweite Teil einer Serie von Blog-Artikeln, die häufige Fragen zur TCM beantwortet. (Erster Teil: Was bewirkt Feuchtigkeit genau und wie leitet der Körper Feuchtigkeit aus?)

Was bedeutet eigentlich Trockenheit?

Trockenheit ist erstmal das, was du auch aus der Natur kennst. Denke an ausgetrocknete Erde, wenn es schon lange nicht geregnet hat.

Genauso trocken werden deine Haut, deine Schleimhäute und dein Stuhl, wenn du im Körper zu wenig „Feuchtigkeit“ hast.

„Feuchtigkeit“ setze ich unter Anführungszeichen, weil der Begriff in der TCM die negative, unerwünschte, pathogene Feuchtigkeit oder Nässe im Körper meint.

Feuchtigkeit und Schleim bezeichnen in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine Ansammlung von Substanzen, die nicht in einen gesunden Körper gehören. Sie sind also nicht physiologisch, sondern pathologisch.

Deswegen möchte ich „Feuchtigkeit“ hier mit dem Begriff „Körpersäfte“ ersetzen.

Körpersäfte, Blut und Yin sind die guten, erwünschten, uns gesund erhaltenden Substanzen im Körper, die uns auf eine gesunde Art angenehm befeuchten und kühlen.

Trockenheit heißt deshalb auch Säfte-Mangel.

Auch Blut-Mangel und Yin-Mangel führen zu Trockenheit, dann geht es schon mehr an die Substanz, also z.B. wenn Haare und Nägel brüchig werden. Säfte und Blut lassen sich schneller wieder aufbauen als das Yin.

Trockenheit ist ein Zuwenig an guten Körpersäften und/oder an Blut und/oder an Yin.

Wenn du ausreichend Körpersäfte hast,

  • wird deine Haut von innen versorgt, ist weich und geschmeidig und du brauchst kaum Cremen oder Salben
  • sind deine Lippen weich und frei von trockenen, rissigen Stellen
  • ist dein Stuhl geschmeidig und verlässt deinen Körper ohne Anstrengung
  • sind deine Nase und dein Mund genau richtig befeuchtet
  • kannst du gut schwitzen, wenn es für deinen Körper notwendig ist (z.B. bei Sommerhitze)

Wenn du ausreichend Blut und Yin hast,

  • sind deine Augen angenehm befeuchtet und nicht trocken
  • sind deine Haare glänzend und nicht brüchig
  • sind deine Gelenke geschmeidig, weil ausreichend Gelenksknorpel da ist
  • sind deine Nägel geschmeidig und nicht brüchig
  • hast du ausreichend Blut für eine regelmäßige Menstruationsblutung

Mehr zum Yin findest du hier: 5 Gewohnheiten, die dein Yin schädigen - und wozu du das Yin überhaupt brauchst

Wie können Trockenheit und Feuchtigkeit gleichzeitig im Körper sein?

Die Antwort ist, dass der Körper ein weites Feld ist. Oder eine Landschaft.

Stelle dir vor, dass es verschiedene Bereiche in dieser Landschaft gibt.

An einem Ort ist ein Sumpf (die pathogene Feuchtigkeit), an einem anderen Ort ein klarer, ruhig dahinfließender Fluss (gute Körpersäfte und Blut, frei von pathogener Feuchtigkeit) und an einem dritten Ort ist es zu trocken und der Boden schon rissig (Trockenheit).

Beispiel mit Symptomen:

  • Die Verdauungsorgane können der Sumpf sein, das merkst du an Blähungen, breiigen Stühlen und Völlegefühl bzw. Druckgefühl im Bauch.
  • Der klare Fluss, also gute Körpersäfte, die gut fließen und nicht von Schlamm (pathogener Feuchtigkeit) blockiert werden, könnte deinen Sinnesorganen entsprechen. Die Augen sind klar, gut befeuchtet und nicht trocken, die Nase und der Mund auch genau richtig befeuchtet.
  • Deine Haut an den Ellenbogen und Knien oder an den Händen ist vielleicht trocken, rissig und rau, das ist dann der ausgetrocknete Boden.

Wir können also durchaus an einer Stelle zu viel unerwünschte Feuchtigkeit haben, etwa von zu vielen Süßigkeiten oder Milchprodukten in unserer Ernährung.  Und an einer anderen Stelle zu wenige Körpersäfte und Blut, etwa durch zu viel trockene Ernährung wie Brot, Rohkost, Wurst und Salzgebäck. Und genau diese Mischung ist in unseren Breitengraden nicht selten - Wurst- und Käsebrot, Chips, Schoko und nur eine gekochte Mahlzeit am Tag, wenn überhaupt.

Ein interessantes Beispiel ist auch die Neurodermitis - trockene Haut (Trockenheit) und nässende Ekzeme oder gefüllte Pusteln (Feuchtigkeit). Da zeigen sich die beiden sogar an derselben Stelle!

Wie baue ich meine Körpersäfte auf, ohne die Feuchtigkeitssymptome zu verschlimmern?

Die einfache Antwort:

Meide stark befeuchtende Nahrungsmittel wie Kuhmilch, Zucker und Weißmehl, frittierte Speisen, zu viel Fleisch.

Iss viele saftige, gekochte Speisen wie Suppen, Eintöpfe, Kompotte und Saucen. Verwende dabei viel Gemüse.

Die etwas komplexere Antwort, wenn du mehr in die Tiefe gehen willst:

  • Achte auf die thermische Wirkung.
    Halte dich am besten in der Mitte, iss also vorwiegend sanft kühlend, neutral und sanft wärmend. Iss nur selten stark kühlende und stark erhitzende Nahrungsmittel und Gewürze. Rohe Tomaten und Gurken sowie Jogurt sind Beispiele für stark kühlende Nahrungsmittel, die die pathogene Feuchtigkeit verstärken können. Knoblauch und Chili und Steak wirken erhitzend und trocknen die Körpersäfte (wie Sonne, die mit ihrer Wärme Regenpfützen trocknet). Mehr Infos zur thermischen Wirkung der Nahrungsmittel und wie du sie nutzen kannst
  • Reduziere den bitteren Geschmack. Besonders die bitteren Getränke wie Kaffee, Schwarztee, Grüntee wirken austrocknend. Je mehr Trockenheit du bei dir bemerkst, desto eher solltest du diese reduzieren.
  • Verwende ausreichend gute Fette, die sind wichtig fürs Yin. (Wirkung der verschiedenen Fette nach TCM)
    Hier gibt es eine Einschränkung: Fette wirken prinzipiell befeuchtend. Nimm also bei Feuchtigkeit nicht zu viel davon. Olivenöl, Kerne, Samen und Leinöl sind bei Feuchtigkeit günstiger als Kokosfett oder Butterschmalz. Es ist allerdings ebenso verkehrt, bei Feuchtigkeit gar kein Fett mehr zu essen. Dann würde auf Dauer das Yin austrocknen. Eine genaue Menge, die empfehlenswert wäre, kann ich dir nicht sagen, da das für jeden anders ist (abhängig von der sonstigen Ernährung und der Konstitution).
    Ein guter Hinweis ist die Verdauung - was kannst du gut verdauen und was bereitet dir vielleicht ein Völlegefühl, Blähungen oder Magenschmerzen?
  • Fleisch und Eier sind ebenso wie Fette sehr nährend und damit im Übermaß befeuchtend. Wenn Fette speziell fürs Yin wichtig sind, sind Fleisch und Eier für unser Blut wertvoll. Auch hier gilt: Das Maß ist wichtig!
    Eine Hühnersuppe in der Woche oder jeden zweiten Tag ein bis zwei Eier sind auch bei Feuchtigkeit empfehlenswert, wenn du dein Blut stärken willst.
    Tipp für VeganerInnen: Du kannst auch mit Hülsenfrüchten, grünem Gemüse oder Wurzelgemüse dein Blut stärken, es dauert nur etwas länger.

Quintessenz

Wenn du gleichzeitig Trockenheits- und Feuchtigkeitssymptome hast, stärke deine guten Körpersäfte und dein Blut und meide gleichzeitig stark befeuchtende/verschleimende Nahrungsmittel.

Bleibe von der thermischen Wirkung her in der Mitte (nicht zu viel Abkühlendes, nicht zu viel Erhitzendes) und koche dir viele saftige Mahlzeiten mit hohem Gemüseanteil. So stärkst du deine Säfte und dein Blut und leitest gleichzeitig die pathogene Feuchtigkeit aus.

Gar nicht so kompliziert, oder?

Willst du noch weiter in die TCM eintauchen und deine Ernährung mit meiner Hilfe umstellen? Dann empfehle ich dir meinen Onlinekurs "Trust your Body - Finde deine typgerechte Ernährung nach TCM", mit dem ich dich Schritt für Schritt durch deine Ernährungsumstellung führe (mit persönlicher Unterstützung in Frage-Antwort-Webinaren und einer privaten Facebook-Gruppe). Zu Beginn dieses Kurses bekommst du mithilfe eines ausführlichen Onlinetests genaue Infos zu deinem Typ nach TCM (z.B. Kälte, Hitze, Qi-Mangel, Feuchtigkeit...). 

Ich hoffe, das Thema „Trockenheit und Feuchtigkeit gleichzeitig“ ist jetzt klarer geworden! Hast du noch eine Frage dazu? Bitte schreibe sie in die Kommentare, ich antworte gerne darauf!

Kommentare

Liebe Katharina,
danke für deinen tollen Blog! Ich lese ihn seit ca. 3 Jahren (begonnen hat es eigentlich mit der Beikost), habe aber auch für mich viel finden können. Ich litt lange unter Akne, seit ich mich nach TCM ernähre (eben 3 Jahre), habe ich eigentlich nicht mehr viele Probleme.
Jetzt ist es allerdings so, dass ich schon den ganzen Winter hindurch an Akne im Dekolletebereich leide, immer wieder entzündete Pickel, rote Stellen, Juckreiz. Ich verzichte auf alle erhtzenden Gewürze, Kuhmilch etc. Auch Schokolade habe ich im letzten Monat reduziert, esse (fast) nur mehr selbst gemachten Kuchen (hin und wieder), einzig einen Kaffee am Tag gönne ich mir. V.a. am Abend juckt es mich aber auch im Dekollete, auch die Pickel werden nicht weniger; kann es sein, dass der Stress, den ich untertags (mit 2 kleinen Kindern) nicht so wahrnehme, dann einfach rauskommt? Bzw. verweist dieser Körperbereich auch auf ein anderes Organ?
Ich kühle hin und wieder mit Pfefferminzöl, das ich direkt auftrage, ist das eine gute Idee?

Vielen lieben Dank von Renate

Liebe Renate,
danke für deinen Kommentar und dein nettes Feedback, das freut mich, dass du schon so lange bei mir mitliest!
Hmm, das ist eine gute Frage, woher die unreine Haut im Dekolletebereich kommt. Der Stress könnte schon ein Auslöser sein (so wie bei fast allem), er wirkt auch erhitzend, genauso wie jeglicher Druck (Zeitdruck, Leistungsdruck).
Ich würde versuchen, gelassen zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass es auch wieder weggeht. Je mehr du dir darum Sorgen machst, desto mehr Stress/Hitze entsteht wiederum. Ich weiß, das ist nicht so einfach! Vielleicht kannst du untertags zwischendurch Atemübungen machen oder kleine Rituale, die dich vom Stress runterbringen und dich kühlen (Atmen kühlt z.B., auch wenn es nur 5 Minuten tiefe Atemzüge am Fenster sind o.Ä.).
Das Pfefferminzöl ist ok, wenn es dir gut tut!
Liebe Grüße,
Katharina

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Hallo Katharina,
vielen Dank für diesen Artikel Trockenheit und Feuchtigkeit. Den Vergleich mit Körper und Landschaften finde ich klasse, so kann ich mir das gut vorstellen.

Da fällt mir wieder ein was mir meine TCM Heilpraktikerin immer wieder sagt, Feuchtigkeit los werden z.b. Schleim in der Lunge > keine Kuhmilch, kein Käse, kein Brot > oje das esse ich so gerne! Und oft ein warmes Süppchen, morgens was warmes am Besten gleich nach dem Aufstehen 1 Glas heißes Wasser, damit der Stoffwechsel in Wallung kommt. Komisch eigentlich weiß man es, auszubrechen aus den "lieben" Gewohnheiten ist recht schwer, aber wie Du sagst, eins nach dem anderen, langsam aber sicher werde auch ich ans Ziel kommen. Also am besten fange ich mit selbstgemachtem Apfelkompott an und zum Glück esse ich sehr gerne Suppen.

Deine Infos sind eine wahre Inspiration für mich, dafür möchte ich mich jetzt auch mal bedanken.

Viele Grüße Annette

Liebe Annette,
danke für deinen Kommentar und das nette Feedback, das freut mich!
Ja, lass dir Zeit und mache eines nach dem anderen.
Es gibt übrigens keine Verbote in der TCM, du kannst auch Brot essen (z.B. zu einer Suppe dazu, dann wird es bekömmlicher), siehe hier: https://www.ernaehrungsberatung-wien.at/blog/das-grosse-missverstaendnis...
Liebe Grüße,
Katharina

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Liebe Katharina
Was für Eintöpfe kannst Du mir empfehlen, vorallem was kann ich verwenden um sie saftig zu machen?
Ich hatte vor 1 Monat eine Darm-OP. Mein Dickdarm hat sich 1.5 x verdreht. Es musste auch auf der rechten Seite 20 cm herausgenommen werden, da er zu ausgeleiert wäre.
Vielen Dank im voraus.
Herzliche Grüße
Arlette

Liebe Arlette,
danke für deinen Kommentar!
Mit Darm-Operationen und dem richtigen Essen kenne ich mich nicht aus. Prinzipiell kannst du Schlagobers (Sahne) oder Kokosmilch nehmen, oder einfach Gemüsebrühe/Wasser, das du mit gekochtem Gemüse pürierst (Kürbis/Karotten eignen sich gut, auch Kartoffeln). Du nimmst also Gemüse aus dem fertig gekochten Gemüse heraus und pürierst es, dann mischt du es wieder zum Eintopf dazu.
Liebe Grüße und gute Besserung,
Katharina

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Liebe Katharina!

Woran erkenne ich, dass die Gelenke nicht geschmeidig sind? Hat knacksen eine Bedeutung?

LG,
Anna

Liebe Anna,
danke für deinen Kommentar!
Ja, ich denke, dass Knacksen oder Reibegeräusche ein Hinweis auf zu trockene Gelenke sein können. Vor allem dann, wenn du noch andere Anzeichen für einen Säftemangel in deinem Körper findest.
Liebe Grüße,
Katharina

Bild des Benutzers Katharina

Hallo Katharina!
Erstmal ein großes Dankeschön an dich, dass du dein Wissen mit uns teilst, mir hast du wirklich sehr geholfen mit deinem Blog. Die Idee, jede Woche einen Blog zu einem bestimmten Thema der TCM zu veröffentlichen finde ich echt toll, ich hätte da nämlich ebenfalls eine Frage an dich, weiß aber nicht ob du ihr einen ganzen Blog widmen würdest. Denn ich leide schon viele Jahre an Akne, aus westlicher Sicht sei da wohl eine Störung in meinem Hormonhaushalt die Ursache, die Pille hat mir allerdings nicht wirklich viel gebracht. Seit September letzten Jahres ernähre ich mich vorwiegend nach deinen Ratschlägen hier und bin wirklich begeistert, habe von vielen Leuten Komplimente für meine besser gewordene Haut bekommen. Allerdings habe ich doch noch hin und wieder mit Unreinheiten im Bereich des Kinns, selten auch um die Mundwinkel herum zu kämpfen, habe jetzt aber auch gelesen, dass sich Probleme im gynäkologisch/hormonellen Bereich in dieser Gesichtsregion wiederspiegeln, kannst du da vielleicht etwas dazu sagen? Kann ich mit meiner Ernährung meinen Hormonhaushalt in gewisser Weise beeinflussen oder müssten da eher Kräuter von einem TCM Experten zum Einsatz kommen? Ich glaube was hormonelle Geschichten angeht habe ich in deinem Blog noch nichts dazu gefunden. Über eine Antwort freue ich mich sehr!
Alles Liebe, Alina

Liebe Alina,
danke für deinen netten Kommentar!
Schön, dass deine Haut mit der TCM schon besser geworden ist.
Ja, Unreinheiten am Kinn bzw. überhaupt im unteren Gesichtsbereich können auf gynäkologische Probleme hinweisen, aber auch auf den Darm (Feuchte Hitze). Hormone spielen keine Rolle in den klassischen TCM-Schriften (soweit ich weiß), es wird immer nach den Symptomen geschaut - also z.B. unregelmäßiger Zyklus als Zeichen einer Leber-Qi-Stagnation, starke Blutungen als mögliches Zeichen einer Hitze etc.
Mir fällt noch ein, dass du dich jetzt seit einem halben Jahr nach TCM ernährst, was im Vergleich mit den vielen Jahren, die du anders gegessen hast und in denen deine Haut schlecht war, nicht so lange ist. Es ist toll, dass sich schon so viel verbessert hat, bleib dran, dann werden die Unreinheiten, die jetzt noch da sind, auch noch verschwinden!
Liebe Grüße,
Katharina
PS: TCM-Kräuter kannst du immer zusätzlich ausprobieren.

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