Gute Fette, schlechte Fette – Wie Butter, Olivenöl und Co. nach TCM wirken
Geschrieben von Katharina Ziegelbauer am 19. Juli 2016 - 73 Kommentare
Mache einmal folgenden Vergleich:
Iss ein gekochtes Frühstück ohne Fett, z.B. Haferflockenporridge mit Apfel oder eine Gemüsesuppe.
Am nächsten Tag iss ein Frühstück mit Fett, z.B. den Porridge mit Nüssen und einem Schuss Sahne (Obers). und die Gemüsesuppe mit Kürbiskernen und Kürbiskernöl.
Welches Frühstück macht dich länger satt?
Die meisten von uns bleiben mit der zweiten Variante deutlich länger satt und zufrieden.
Fett ist nämlich ein richtiger Sattmacher, was wiederum das Entstehen von Heißhunger verhindern kann.
Fett ist außerdem ein lebensnotwendiger Nährstoff, den unser Körper braucht, um gesund zu bleiben.
Natürlich kommt es stark auf die Art des Fetts an, es gibt empfehlenswerte Fette und weniger empfehlenswerte Fette.
Ich beschränke mich in diesem Artikel auf Pflanzenöle und Butter.
Schlagobers (Sahne) und Sauerrahm sind übrigens nach TCM ebenfalls empfehlenswerte Fettquellen, die ähnlich wie Butter wirken (siehe unten).
Die Fettlieferanten Nüsse, Samen und Kerne sind nach TCM günstig, in diesem Artikel findest du mehr zu ihrer Wirkung.
Für diesen Artikel greife ich auch auf westliche Quellen zurück, da sich in den TCM-Büchern zu dem Thema nicht viel findet.
Die Wirkung von Butter, Butterschmalz und Pflanzenölen nach TCM
- tonisieren das Yin
- befeuchten Trockenheit
- befeuchten den Darm
Günstig bei:
- Auszehrung und Erschöpfung
- Gewichtsverlust
- trockenem Husten
- trockener Haut
- Verstopfung mit trockenem Stuhl
Achtung mit allen Fetten bei Durchfall. (Hilfe bei Durchfall: Die 10 besten Nahrungsmittel nach TCM bei Diarrhoe)
Besonders empfehlenswerte Fette nach TCM:
1. Butter: stärkt Qi, Blut und Yin
Aufgrund ihres Bezugs zur Lunge wird Butter speziell bei trockenem Husten und Husten mit blutigem Auswurf empfohlen.
Achtung: Erhitze Butter nur mäßig. Wenn sie zu heiß wird, entwickelt sie schädliche Stoffe. Wenn du etwas scharf anbraten oder frittieren willst, nimm lieber Butterschmalz oder Kokosfett, diese stabilen Fette verändern sich nicht bei hoher Temperatur.
2. Olivenöl: stärkt Nieren- und Leber-Yin und Blut, kann Feuchtigkeit auflösen
Olivenöl wird deshalb empfohlen bei Bluthochdruck, Gallensteinen, Übergewicht und zur Krebs-Prophylaxe. Außerdem zur Stärkung von Gehirn und Knochen und bei Neurodermitis (auch von außen). (Quelle: Praxisbuch Nahrungsmittel und Chinesische Medizin, Bacopa-Verlag)
Achtung: Erhitze Olivenöl nur mäßig. Wenn es zu heiß wird, entwickelt es schädliche Stoffe (Transfette). Faustregel: bis zur Stufe 6 von 10 am Herd und im Backrohr bis 180 Grad.
3. Sesamöl: stärkt Nieren- und Leber-Yin sowie das Qi, kann Feuchtigkeit auflösen, entgiftend
Sesamöl hilft nach TCM gegen vorzeitiges Ergrauen, stärkt das Gehirn und die Knochen. Äußerlich angewendet hilft es bei Ekzemen und Hautpilz.
Gemeint ist hier das ungeröstete Sesamöl (es gibt auch ein geröstetes Sesamöl zu kaufen, das sich durch seinen starken Duft auszeichnet).
Ebenso wie Olivenöl ist Sesamöl fürs Kochen und sanfte Anbraten geeignet, soll aber nicht zu stark erhitzt werden.
Sesamöl wird aus westlicher Sicht wegen der ungünstigen Zusammensetzung der Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren weniger empfohlen.
Einkaufstipp:
Bitte achte immer auf erstklassige Qualität. Am besten Bio-Butter und bei Ölen aus erster Pressung (kaltgepresst, extra vergine).
Fette, die aus westlicher Sicht speziell empfohlen werden
1. Kokosöl/Kokosfett: darf erhitzt werden, soll ungehärtet/unraffiniert sein
Der Unterschied zwischen Kokosöl und Kokosfett ist eigentlich nur die Konsistenz – Öl ist flüssig, Fett ist fest.
Das native Kokosöl hat noch den Geschmack nach Kokosnuss, das als Kokosfett bezeichnete Fett ist häufig desodoriert und damit geschmacklos und etwas weniger wertvoll als das native Kokosöl. Achte unbedingt darauf, dass "unraffiniert" darauf steht (mehr zur Herstellung und zur Unterscheidung der verschiedenen Qualitäten).
Kokosöl wird übrigens erst ab 25 Grad flüssig, deshalb ist es bei unseren Temperaturen normalerweise im festen Zustand erhältlich.
Über die tollen Wirkungen von Kokosfett und Kokosöl hast du sicher auch schon gelesen, es ist gerade sehr in Mode und gilt gar als Superfood. Kokosöl soll gegen Viren und Bakterien wirken, Candida eindämmen und positiv auf das Cholesterin wirken (mehr zur therapeutischen Anwendung von Kokosöl).
Musst du jetzt unbedingt Kokosöl essen, um gesund zu bleiben? Die Antwort ist natürlich Nein.
Es gibt kein einzelnes Nahrungsmittel, das uns gesund machen oder erhalten kann. Es ist immer die Kombination von vielen Faktoren – von der Ernährung über Bewegung bis zum Schlaf und Stress (meine Meinung zu Superfood).
2. Leinöl: nur für die kalte Küche
Leinöl wird aufgrund seines hohen Anteils an den guten Omega-3-Fettsäuren empfohlen. Es ist allerdings fraglich, wie gut das der Körper aufnehmen kann. Es scheint bei jedem verschieden zu sein.
Der Geschmack von Leinöl ist gewöhnungsbedürftig und ich würde es nicht nehmen, wenn es dir nicht schmeckt. Meine persönliche Erfahrung damit ist, dass ich es zwischendurch kaufe und dann nicht verwende – ich denke, der Körper weiß, was ihm gut tut!
Achtung: Leinöl wird sehr schnell ranzig und damit schädlich für den Körper. Achte auf das Datum der Pressung und brauche es innerhalb von 8 Wochen ab Pressung auf. Es darf nicht bitter schmecken. Kühl lagern.
3. Rapsöl: nur die kaltgepresste Qualität und nur für die kalte Küche
Zu Rapsöl gibt es verschiedene Meinungen, manche halten es für zu stark verarbeitet, um als gesund zu gelten (z.B. Forschungsgruppe Dr. Feil (interessant sind hier auch die Kommentare)). Auch die Zusammensetzung der Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren ist umstritten.
4. Walnussöl: nur für die kalte Küche
Fette, die aus westlicher Sicht ungünstig sind:
Sonnenblumenöl, Maiskeimöl, Distelöl, Kürbiskernöl, Sojaöl, Traubenkernöl
Begründet wird das mit dem hohen Anteil an Omega-6-Fettsäuren, die zu Entzündungen im Körper führen können. Aber nur, wenn sie zu viel gegessen werden – was vor allem bei hohem Fleischgenuss und großem Anteil an Industriekost der Fall ist.
Kürbiskernöl auf dem Salat oder in der Suppe ist köstlich und zwischendurch sicher kein Problem.
Zum Abschluss noch ein interessantes Zitat zum Thema "Cholesterin" von Barbara Temelie ("Mit der 5-Elemente-Ernährung zur Wohlfühlfigur"):
"Die überführten Schuldigen sind oxidierende Cholesterine, auf deren Konto das zu gehen scheint, was bisher Eiern, Butter und anderen Grundnahrungsmitteln fälschlicherweise angelastet wurde: Arteriosklerose und Herzinfarkt. Sie entstehen bei der industriellen Produktion etwa von Eipulver, Milchpulver, Sprühfetten (...) und vermehren sich zum Beispiel in einer Kekspackung innerhalb von einem Monat Lagerzeit um das Vierfache."
Jetzt weiß ich auch, warum ich als junge Erwachsene einen erhöhten Cholesterinwert hatte – die Schokolade (Milchpulver) war es! Eier und Fette habe ich ansonsten nämlich kaum gegessen...
Quintessenz:
- Keine Angst vor Fett, auch nicht wenn du abnehmen willst. Ohne Fett entstehen Mangelerscheinungen und Heißhunger!
- Mit Butter, Kokosfett und Olivenöl bist du auf der sicheren Seite. Achte auf gute Qualität und erhitze Olivenöl und Butter nur mäßig.
- Kokosfett und Butterschmalz (ebenfalls empfehlenswert) kannst du auch hoch erhitzen. Hoch erhitztes Fett ist allerdings schwerer bekömmlich und erzeugt nach TCM auf Dauer "Feuchte Hitze", die Ursache für viele Beschwerden wie Arteriosklerose und Tumore. Hebe dir diese Zubereitungsmethode am besten für die Feiertage auf.
- Höre auf dein Bauchgefühl und deinen Geschmack und lasse dir kein Fett einreden, das dir nicht schmeckt oder deiner Verdauung nicht gut tut.
Welche Fette verwendest du am liebsten? Ich freue mich auf deine Erfahrungen und Anregungen in den Kommentaren! Da das Thema wissenschaftlich gesehen ziemlich umstritten ist, bin ich auch für Links mit weiterführenden Infos oder anderen Meinungen dankbar.
Kommentare
Was hat es mit Ghee auf sich? Das soll so gesund sein und erhitzbar sein, da es ja so und so auch schon zuvor sehr erhitzt wurde?
Liebe Luise, Ghee ist geklärte Butter und besteht 100% aus Fett, da das Milcheiweiß und Wasser entfernt wurden. Ghee ist zu vergleichen mit Butterschmalz, ist daher hoch erhitzbar und auch für Menschen mit Lactoseunverträglichkeit zu empfehlen. In der Ayurveda wird es innerlich (auch zur Entgiftung), sowie auch äußerlich angewandt.
Liebe Grüße
Elfi
Wie wirkt sheabutter als Lebensmittel laut TCM?
Ich spüre dass sie gut meine Mitte stärkt, nährt und weder zu kühlend noch zu erhizend wirkt und auch nicht so schwer verdaulich ist wie andere fette (habe mühe mit der Fettverdauung).
Liebe Katrin.
Meinen Recherchen nach hat die Sheabutter einen Bezug zum Erde Element und eine kühlende Wirkung. Ebenso hat Sheabutter eine entzündungshemmende Wirkung.
Aus diesem Grund kann ich mir schon vorstellen, dass sie gut unterstützt.
Alles Liebe,
Marina (Assistentin von Katharina)
Wie sieht es aus mit Holl-Rapsöl? Uns wurde in dies sehr empfohlen, da es höher erhitzbar, ist und somit als gesundes Öl auch zum Anbraten geeignet sei.
Liebe Claudia.
Dazu habe ich leider keine Information.
Alles Liebe,
Marina (Assistentin von Katharina)
Danke für den tollen Beitrag! Welche Öle und Fette sind denn für mich als Schuppenflechte-Patientin zu bevorzugen? LG
Liebe Karin.
Ich wüsste dazu keine extra besonderen Öl Tipps.
Alles Liebe,
Marina (Assistentin von Katharina)
Liebe Katharina,
ich liebe Ernährung nach der TCM, bin seit längerem dabei und teste mich so aus. Ich habe wie viele Andere, zugleich Feuchtigkeit und Hitze. Und ich habe starkes Verlangen nach Fetten, wie Butter, Sahne, Nüssen. Nüsse fallen bei mir flach, weil ich momentan noch stark auf histaminhaltige Lebensmittel reagiere. Aber bei Milchprodukten wie Butter, Sahne, Käse etc. bin ich ganz vorsichtig wegen der Feuchtigkeit und vor allem auch weil ich unter Akne leide.
Das Verlangen ist aber sehr da, und ich bekomme auch schneller Heißhungerattacken und habe Schwierigkeiten mit Gewichtszunahme.
Würdest Du denn trotz der Feuchtigkeit und der Akne, Butter und Sahne in Maßen empfehlen. Wenn ja, was ist da so eine Richtlinie für ein gesundes Maß, deiner Meinung nach. :)
Ich freue mich auf Deine Empfehlungen.
Ganz Liebe Grüße
Samira
Liebe Samira.
Vielen lieben Dank für deine Anfrage.
Du schreibst, dass du sowohl Feuchtigkeit und Hitze in dir hast. Ist das deine Eigendiagnose oder warst du bei einem/einer Expert*in?
Grundsätzlich ist es ratsam zuerst die Hitze auszuleiten und dann die Feuchtigkeit anzugehen.
Allerdings finde ich es sehr schwer dir, ohne dich zu kennen, einen kompetenten Rat zu geben. Zudem so viele Dinge mitwirken können. Hast du viel Stress, Sorgen oder belastet dich zusätzlich etwas? Wie ernährst du dich generell?
Da würde ich dir echt eine Ernährungsberatung empfehlen. Hierbei ist es möglich ganz gezielt auf dich und deine Themen eingehen zu können.
https://www.ernaehrungsberatung-wien.at/onlinekurs/trust-your-body
Du schreibst weiter, dass du Heißhungerattacken hast. Ein warmes Frühstück kann dich dabei unterstützen, dass sich diese verringern können bzw. sogar gänzlich weggehen. Hier noch einmal die Information dazu.
https://www.ernaehrungsberatung-wien.at/blog/tcm-fruehstueck-10-vorteile...
Ein gesundes Maß bedeutet für mich, dass es nicht immer ist und wenn, dann so, dass es dir gut tut. Sobald du beim Essen Stress bekommst, bekommt deine Mitte Stress und blockiert dich.
Sahne und Butter sind in der TCM empfehlenswerte Fettquellen, wie Katharina auch oben gut beschreibt.
Wenn du sagst, dass du ein Thema mit der Gewichtszunahme hast, was wäre dann beispielsweise ein Sesammus oder Hanfmus für dich?
In jedem Fall finde ich, dass es ratsam ist deine Mitte zu stärken. Das bedeutet 2-3 mal am Tag warm zu essen, Tiefkühlkost, Rohkost, Weißmehlprodukte, Milchprodukte, Süßigkeiten, Brotmahlzeiten, Kaffee und Stress zu vermeiden. Damit kannst du auch schon gut gegen die Hitze und die Feuchtigkeit arbeiten.
Ich wünsche dir alles Gute weiterhin.
Marina (Assistentin von Katharina)
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