Zucker, ein Energieräuber! Wie Zucker nach TCM wirkt und welche süßen Alternativen empfehlenswert sind
Geschrieben von Katharina Ziegelbauer am 09. Februar 2016 - 58 Kommentare
Dass Zucker ein wahrer Energieräuber ist, habe ich selbst erlebt.
Als ich vor rund 12 Jahren aufhörte, jeden Tag mindestens 100 Gramm Milchschokolade zu essen (meist mehr!), waren die Folgen unerwartet. (Video: Süchtig nach Schokolade? 5 TCM-Tipps, wie du von der Schokolade loskommst)
Nicht nur wurde meine Verdauung plötzlich viel besser, auch mein Energielevel stieg und stieg! Plötzlich konnte ich am Morgen aufstehen, ohne mich zuerst noch eine halbe Stunde herumzuwälzen und zu hoffen, dass schon wieder Abend ist.
Aber wie wird Zucker in der TCM eigentlich eingeordnet? Ist er wirklich so böse oder kann er sogar nützlich sein?
Die Hauptwirkung von weißem Zucker ebenso wie von unraffiniertem Rohrohrzucker ist befeuchtend, und im Übermaß konsumiert wirkt Zucker verschleimend.
Wirkung von Zucker nach TCM
- Element: Erde
- thermische Wirkung: neutral
- zugeordnete Organe: Lunge, Milz, Magen, Gedärme, Leber
- in kleinen Mengen günstig bei: trockenem Husten, bei trockener Verstopfung, zur Schmerzstillung z.B. bei starken Bauchschmerzen
- schädlich vor allem bei: Feuchtigkeits- und Schleimproblematik, wie Ödeme, Cellulite, chronischer Schnupfen, verschleimter Rachen, Pilzerkrankungen, Verdauungsbeschwerden (46 Merkmale für pathogene Feuchtigkeit nach TCM – und was du dagegen tun kannst)
Es ist wirklich schwer, in den TCM-Büchern eine positive Wirkung von weißem Zucker zu finden!
2 Beispiele für die therapeutische Verwendung von Zucker:
- Rettich mit Zucker bei trockenem Husten (Rettich klein schneiden und mit etwas Zucker mischen, 1 Stunde oder länger stehen lassen, mehrmals täglich einen Teelöffel nehmen)
- Japanaprikosendekokt mit braunem Zucker bei chronischen Durchfall mit Bauchschmerzen (12 g Umeboshipflaume mit 120 g Zucker mit Wasser zu einem Sirup einkochen, nach und nach einnehmen) (Quelle: Chinesische Diätetik, Engelhardt/Hempen, S. 349)
Die westliche Ernährungslehre sieht weißen Zucker als Nährstoffräuber (vor allem B-Vitamine und Mineralstoffe). Er schwächt nicht nur die Zähne, sondern auch die Knochen und auf Dauer den gesamten Körper.
Zucker wirkt außerdem stark sauer und stört den Säure-Basen-Haushalt im Körper.
Er lässt den Blutzuckerspiegel sehr schnell ansteigen und gibt uns so einen raschen Energieschub. Das Problem: Kurz danach sinkt der Blutzuckerspiegel umso rasanter wieder ab und der Körper verlangt nach einem erneuten Zuckerschub. Der Teufelskreislauf ist perfekt!
Georg Weidinger beschreibt die Wirkung von Zucker aus westlicher Sicht sehr detailliert in seinem Buch "Die Heilung der Mitte".
Zusammenfassend schreibt er:
"... was also geschieht, wenn man sehr viel Zucker isst ... Der Körper hat dauerhaft Stress und zeigt das durch viele Faktoren wie hohen Blutdruck, hohe Blutfette, Fettleibigkeit, Diabetes Mellitus Typ II, ..., Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Herz-Kreislauferkrankungen und, und, und." (S. 214)
In der TCM ist der Zucker ein Qi-Räuber, der im Übermaß die Nieren schwächt, in denen unser Willen sitzt. Die Folge: Trägheit und Lethargie
Und auch nach TCM schwächt der Zucker im Übermaß die Knochen, Zähne und kann zu Haarausfall führen. Er schädigt also unsere Substanz, das Yin.
"Auf die schädigende Wirkung von braunem Zucker auf die Zähne wird bereits in der 'Diätetischen Drogenkunde' (... im Jahre 704 verfasst) hingewiesen. (...) Im Yinshi xuzhi 'Wissenswertes über Essen und Trinken', ... um 1367 verfasst, wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass viele Leute (...) 'nicht wissen, dass das Yin dadurch geschädigt wird'." (Chinesische Diätetik, Engelhardt/Hempen, S. 349)
Aber was tun, wenn man sehr gerne süß isst?
Da ich selbst eine Naschkatze bin, habe ich einige Tipps für dich:
- süße Breie kochen und als Frühstück und bei Süßhunger auch am Nachmittag essen (statt des Kuchens oder der Kekse) (Frühstücksrezepte)
- hochprozentige Bitterschokolade besorgen (mind. 70 %)
- Trockenfrüchte pur oder in Riegel- oder Kugelform besorgen (im Bioladen gibt es eine große Auswahl)
- weniger salzig essen – salzig wirkt trocknend und fördert den Süßhunger, da süß befeuchtet
- bei Lust auf Schokogeschmack reines Kakaopulver oder Carob über die süßen Breie streuen
- häufig vollwertiges, gekochtes Getreide essen wie Hirse, Dinkel, Polenta und Haferflocken – darüber freut sich die Milz und der Süßhunger nimmt mit der Zeit ab
- regelmäßig Eiweiß essen, wie Eier, Hülsenfrüchte, Fisch, in Maßen Fleisch, Shiitake- und Austernpilze
- Süßspeisen wie Kuchen und Palatschinken selbst zubereiten, mit weniger Zucker, Vollkornmehl und ohne Kuhmilch
- natürliche Süßungsmittel wie Honig, unraffinierter Vollrohrzucker, Reissirup und Ahornsirup bevorzugen – aber auf das Maß achten
- keine Süßstoffe verwenden (dazu zählt auch Stevia als Pulver), diese heizen den Süßhunger nur weiter an und schwächen den Körper
- saisonale, einheimische süße Früchte zum Süßen verwenden oder bei Süßhunger zwischendurch essen (Tipp: geriebener süßer Apfel bei Süßspeisen)
Wenn du gemeinsam mit mir deine Ernährung umstellen willst, um nachhaltig und dauerhaft die Lust auf Süßes zu überwinden, Symptome wie Blähungen, Kopfschmerzen, Hautprobleme, Gelenkschmerzen etc. Schritt für Schritt zu verbessern und Krankheiten vorzubeugen, freue ich mich, dich in meinem Onlineprogramm "Trust your Body - Finde deine typgerechte Ernährung nach TCM" zu begrüßen. 3 Monate lang bekommst du Videos, Audios, Rezepte und Texte mit alltagstauglichen und typgerechten Tipps, aufbauend auf dein Ergebnis des Onlinefragebogens zum Herausfinden deines Typs nach TCM, und ich unterstütze dich in 3 Frage-Antwort-Webinaren und einer privaten Facebook-Gruppe. Du kannst jederzeit mit dem Kurs beginnen (mit Geld-zurück-Garantie). Gemeinsam schaffen wir es.
Paul Pitchford empfiehlt, den Zuckerkonsum langsam zu reduzieren, um keine Heißhungeranfälle auszulösen ("binge-eating"). Er nennt als mögliche Entzugssymptome Müdigkeit, Ängstlichkeit und Depression. (Healing with whole Foods, Paul Pitchford, S. 191)
Wenn du den Zucker reduzierst, verbessern sich sowohl dein Wohlbefinden als auch deine Gesundheit.
"People who stop eating sugar nearly always experience higher spirits, emotional stability, improved memory and speech, restful sleep and dreams, fewer colds and dental problems, more endurance and concentration, and better health in general." (ebd.)
Das ist doch sehr motivierend, oder?
Zum Schluss noch ein Wort zu Birkenzucker (Xylit), das gerade in aller Munde ist:
Es gibt meines Wissens noch keine Angaben zu Birkenzucker und seine Wirkung nach TCM.
Ich würde ihn wie ein natürliches Süßungsmittel beurteilen, also in Maßen (!) durchaus empfehlenswert. Im Übermaß wirkt er wohl ebenfalls befeuchtend und verschleimend.
Ansonsten bin ich immer skeptisch, wenn etwas als derart gesund beworben wird und fast schon als Wundermittel dargestellt wird. Und dabei noch ziemlich teuer ist.
Laut diesem empfehlenswerten Überblick über Xylit wirkt es in größeren Mengen abführend und ist für Hunde tödlich, also Achtung!
Zu Birkenzucker, Stevia etc. noch einmal Paul Pitchford:
"Also, despite claims that a certain sweetener is a whole-some product, an excess of sweet flavor from any source upsets the protein/carbohydrate balance, weakens the kidney-adrenal function, and depletes minerals, among other effects." (ebd., S. 193)
Quintessenz:
- Zucker wirkt nach TCM vor allem befeuchtend und verschleimend.
- Zucker schwächt im Übermaß vor allem die Verdauung und die Nieren.
- Er kann zu Trägheit und Lethargie führen.
- In therapeutischen Mengen hilft er bei trockenem Husten und trockenem Stuhl und gegen Schmerzen.
- Bevorzuge natürliche Süßungsmittel wie Honig und iss weißen Zucker so wenig wie möglich.
Kommentare
Liebe Madeleine,
danke für deinen Kommentar! Erythrit ist kein natürliches Süßungsmittel, deshalb würde ich es nicht empfehlen. Die TCM empfiehlt natürliche Nahrungsmittel, also würde ich Honig oder unraffinierten Vollrohrzucker, Dattelsüße etc. vorziehen.
Liebe Grüße,
Katharina
Hallo Katharina,
Wie sieht es denn mit kokosblütenzucker aus? Gilt auch hier, dass diese Art von Zucker befeuchtet und Mineralstoffe entzieht?Ich habe täglich das Bedürfnis nach Schokolade und esse am Abend ca. 50g davon,55% mit Kokosblutenzucker (davon allerdings auch 30g pro 100g) Ich habe generell am Abend immer Heißhunger auf Süßes und kann es trotzdem ich weiß, dass zu viel Zucker schädlich ist nicht einschränken. Lieben Gruß
Liebe Vanessa,
danke für deinen Kommentar! Für Kokosblütenzucker gilt dasselbe wie bei den anderen natürlichen Süßungsmitteln wie Honig oder Ahornsirup, in Maßen ok, aber im Übermaß ebenfalls befeuchtend.
Es hängt davon ab, was du sonst so isst und wieviel Feuchtigkeit du hast, ob 15 g Zucker für dich persönlich zu viel sind. Süßhunger zeigt prinzipiell einen Milz-Qi-Mangel an, schau mal hier dazu: https://www.ernaehrungsberatung-wien.at/blog/dauermuede-suesshunger-und-...
Liebe Grüße,
Katharina
Liebe Katharina,
ich habe mir kürzlich aus eigenen Steviablättern "Süßstoff" gemacht (1 gr Tasse frische Blätter in 200 ml Wasser 2 min kochen) und bin recht zufrieden damit. Meine Frage: Ist das ein geeignetes Süßungsmittel - auch für Kinder? Ich habe zB schon gehört, dass Stevia kontraseptive Eigenschaften haben soll.
Ich freue mich auf deine Antwort! Vielen Dank für deine tollen Artikel! Bin ein großer Fan deines Blogs!
LG Anna
Liebe Anna,
danke für deinen Kommentar und das liebe Feedback!
Ich weiß nichts darüber, dass Steviablätter für Kinder bedenklich sein sollten. Aber ich denke mir, du würdest ja auch nicht zu viel davon verwenden, sodass mir eine ungünstige Wirkung sehr unwahrscheinlich erscheint.
Liebe Grüße,
Katharina
Hallo Katharina,
Ich lese immer von den verschiedenen Geschmacksrichtungen. Geht es denn generell dann um die Geschmacksrichtung SÜß oder um Zucker (und Zuckerarten) im Hinblick auf Feuchtigkeit und Schleim und die Milz? Also haben Süßstoffe den gleichen Effekt wie Zucker? (Die generellen Gesundheitsaspekte Mal ausser Acht gelassen...) Ich hoffe Du verstehst was ich meine :-)
Lieber Karl,
vielen Dank für deinen Kommentar! Ich bin nicht ganz sicher, dass ich verstehe, was du meinst, aber ich probiere es mal.
Der süße Geschmack wirkt generell befeuchtend und nährend und im Übermaß verschleimend. Das gilt also auch für gesundes Süßes wie Trockenfrüchte oder Honig. Der weiße Zucker hat zusätzlich negative Wirkungen, da er die Nieren schwächt etc. (siehe Artikel). In Maßen genossen sind natürlich süße Nahrungsmittel durchaus empfehlenswert, da der süße Geschmack auch beruhigend und harmonisierend wirkt und die befeuchtende, nährende Wirkung ja auch - eben in Maßen - erwünscht ist. Künstliche Süßstoffe würde ich meiden, da sie den Körper nur verwirren , den Stoffwechsel durcheinanderbringen und die Leber belasten.
Liebe Grüße,
Katharina
Hallo Katharina,
wie sieht es aus, wenn man Gelüste auf süße Stückchen hat wie Plunder, selbstgebackene Kuchen etc. Gerade jetzt im Frühling und dann im Sommer gibt es ja so leckere Obstkuchen. Auf das süßen von Getränken und auf andere Süßigkeiten kann ich sehr gut verzichten, aber auf so leckere Kuchenteilchen weniger. Sind diese dann auch schädlich auch in Hinblick auf Verdauungsstörungen??
Viele Grüße
Emma
Liebe Emma,
danke für deinen Kommentar!
Es kommt darauf an, wie stark deine Milz, also deine Verdauungskraft ist. Wenn du die Kuchen gut verträgst und nicht verschleimt bist etc., spricht nichts dagegen. Im Idealfall iss selbst gebackene Kuchen oder aus Bio-Produktion, um die Chemie und die schlechten Fette zu vermeiden, die sonst drin sind. Es ist auch immer eine Frage der Menge.
Liebe Grüße und guten Appetit,
Katharina
Guten Tag,
ich finde den Artikel sehr gelungen!
Eine Frage dazu: Wie sieht es denn mit ungesüßten Getreidedrinks aus? Da diese ja zwar natürlichen, aber aufgespalteten Zucker enthalten... Genauso schlecht wie isolierter Zucker?
Liebe Grüße
Sonja
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