Eine Zeitreise in die 90er Jahre – und was dein Essen mit dem "sich spüren" zu tun hat
Geschrieben von Katharina Ziegelbauer am 10. November 2015 - 16 Kommentare
Heute entführe ich dich mal kurz in die 90er Jahre. Stellen wir uns vor, es ist der 8. Dezember 1997.
Ein Feiertag, super! Die Arbeit in der PR-Agentur freut mich eh nicht.
Ich stehe gegen 10 Uhr auf, nachdem ich mich schon eine Stunde herumgewälzt habe. Warum bin ich nur ständig so müde?
Hunger habe ich keinen, da ich am Abend davor beim Fernsehen eine halbe große Tafel Noisette-Schokolade gegessen habe.
Ein Glas Wasser reicht als Frühstück. Ich will ja auch nicht zu dick werden, also esse ich neben der Schokolade lieber nur wenig.
Jetzt creme ich mal meine extrem trockenen Hände ein, echt mühsam, diese Neurodermitis. Und immer dieser Juckreiz...
Meine Mutter sagt mir ständig, ich solle weniger Schokolade essen wegen meiner Haut. Aber ich merke keine Zusammenhänge - es ist vollkommen egal, was ich esse, meine Haut ist immer schlecht!
BEAM in die Jetzt-Zeit: Dieses Argument höre ich so oft in der Ernährungsberatung - man merkt keinen Unterschied in den Verdauungsbeschwerden, dem Kopfweh oder der Akne. Es ist egal, was man isst!
Ist es natürlich nicht. Nur ist unser Körper schon so überlastet mit unverdaubaren Resten (nach TCM "Feuchtigkeit"), Zusatzstoffen und Chemie, dass wir zuerst einmal eine Art Reinigung brauchen, um uns wieder zu spüren. Zum Beispiel eine Reiskur.
Back to the 90ies:
Zu Mittag esse ich dann ein Tiefkühlgemüse mit Feta, das reicht mir. Morgen mache ich mir dann wahrscheinlich Nudeln mit Olivenöl und Knoblauch.
Irgendwie fühle ich mich die ganze Zeit so schlapp und aufgedunsen, und meine Verdauung spinnt auch schon wieder. Ich grüble, ob ich vielleicht doch mal weniger Schokolade essen sollte...
Aber halt - das schaffe ich einfach nicht! Beim Gedanken bekomme ich fast Panik. Ohne Schokolade macht mir das Leben einfach keinen Spaß.
Am Nachmittag dreh ich wieder den Fernseher auf und schaue Beverly Hills 90210, Melrose Place, Friends und ein paar Folgen Roseanne. Kabelfernsehen sei Dank. Und die Schokolade schmeckt soo gut.
Gegen Abend steigt mein Energielevel und ich treffe mich noch mit Freunden auf den einen oder anderen weißen Spritzer. Ein perfekter Tag!
Wirklich?
BEAM in die Jetzt-Zeit: Aus heutiger Sicht denke ich: Mein Gott, wie habe ich meine Jahre verschwendet! Was hätte ich alles Tolles erleben können, lernen können und Gutes kochen können!
Aber ich hatte einfach dermaßen wenig Energie und war wie in einem Dämmerzustand. Wie unter einer Wolke. Und ich spürte mich überhaupt nicht.
Der Grund für den Dämmerzustand ist aus TCM-Sicht zu viel Feuchtigkeit im Körper. Die macht müde, träge, schlapp und neblig im Kopf.
Und natürlich hatte ich einen extremen Qi-Mangel, weil ich zu wenige Nährstoffe durch mein Essen bekam.
Vielleicht interessieren dich die 5 wichtigsten Änderungen in meiner täglichen Ernährung (Video), die ich seitdem umgesetzt habe.
Und das Spüren?
Das habe ich mit Fernsehen, Ausgehen und viel Schlafen verdrängt.
Innen drin fühlte ich schon, dass mein Leben nicht gerade erfüllt war. Und dass ich meine Fähigkeiten und Talente nicht wirklich ausschöpfte.
Aber das konnte ich gut betäuben - mit Zucker und Fernsehen.
Wie ist das bei dir?
Ich möchte dir mit diesem wahren Einblick in mein Leben vor allem eines mitgeben:
Fange wieder an, in dich hineinzuspüren!
Es ist NICHT normal, dass du alle paar Tage Durchfall hast.
Es ist NICHT normal, dass du bei der Menstruation Schmerzmittel brauchst.
Es ist NICHT normal, dass du den ganzen Winter nicht hinausgehst, weil dir so kalt ist.
Du hast es verdient, dass es dir gut geht!
Tue jetzt etwas dafür und nimm dein Wohlbefinden in die eigenen Hände.
Zum Beispiel, indem du heute frisches Gemüse einkaufen gehst und dir etwas wirklich Gutes kochst.
Und indem du dich fragst, wie du mehr Sinn und Erfüllung in dein Leben bringen kannst.
Wie gut spürst du dich? Und wie sehr hast du dich schon mit deinen Beschwerden abgefunden? Ich freue mich, in den Kommentaren von dir zu lesen!
Wenn du mehr zu Achtsamkeit, Umgang mit Gefühlen und den Weg zu einem erfüllteren Leben erfahren möchtest, empfehle ich dir mein Buch "Wie du dich besser fühlst. Mit Achtsamkeit zu mehr Zufriedenheit", mit vielen konkreten Tipps und Beispielen aus meinem persönlichen Leben!
Kommentare
Liebe Katharina,
ein sehr spannendes Thema - auch für mich. Ich war lange Zeit essgestört - anfangs bulimisch und danach hatte ich das BED, weil das Übergeben nicht mehr klappte. Mein damaliger "Guru" (Shiatsuähnliche Heilkunst) überredete mich zu einer Wette: ein Jahr kein Alkohol (ich hatte solche Panik davor). Seither habe ich wieder fast zwanzig Kilo abgenommen. Naja, eig dreizehn, dann kam die Schwangerschaft und eine sehr schrecklige Zeit und dann war ich auf zwanzig weniger. Wobei das Gewicht eig hierbei weniger eine Rolle spielt: ich bin einfach nicht mehr in meinen vergangen Esszwängen gefangen.
Dafür beschäftigen mich andere Themen. In der schrecklichen Zeit, die von extremer Angst geprägt war, entwickelte ich einen Nieren-Yin-Mangel und bekam viele graue Haare. Viele. Und das, obwohl ich erst Anfang dreißig bin. Ich war am Boden zerstört. Meine Verdauung war schlecht und ich war ständig verzweifelt ob meiner schwachen Mitte (auf meine Ernährung achtete ich da bereits ziemlich gut).
Tja und mittlerweile bin ich an dem Punkt angelangt, dass ich glaube, eine stärkere Mitte zu haben, aber eine Leber-Qi-Stagnation (hat mir eine TCM-Ärztin mehr oder weniger bestätigt). Ja und Qi-Mangel. Aber umso mehr ich auf die perfekte Ernährung poche, desto schlechter ist meine Verdauung. Also beachte ich die Grundregeln, aber esse an manchen Tagen auch nur warmes Frühstück, Nudeln und Brot. Einfach weil mich das Kochen da noch mehr stressen würde. Ich "gönne" mir solche Tage. Also eig. ist "gönnen" das falsche Wort. Ich akzeptiere, dass ich zu müde bin, mich zu schwach fühle. Und ich brauche nicht mehr zu hoffen, dass es am nächsten oder übernächsten Tag besser wird - ich weiß es. Das ist sooo eine große Errungenschaft in meinem Leben. Das Muster fährt immer wieder an, aber zurzeit kann ich damit leben. Dafür bin ich so dankbar.
Meine Verdauung ist nach wie vor ein schwieriges Thema für mich. Manchmal habe ich drei bis vier Mal tgl Stuhlgang. Zum Teil wunderprächtig geformt. Ich habe beschlossen, auch das zu akzeptieren. Und glaube fest daran: sobald ich ausreichend fließendes Qi habe, wird auch das passen. Ich hab nunmal ein Kleinkind, bin alleinerziehend und wir leben in Coronazeiten. Und manche Dinge brauchen ihre Zeit. Ich tu was ich kann und wenn ich mal wieder verzweifelt nach einer Lösung suche, lese ich deine Blogartikel und recherchiere weiter und erkenne weitere Aspekte des Ganzen. Tja und Stück für Stück integriere ich und entwickle mich weiter. Wie sollte sich eines meiner Lebensthemen nur wegen der perfekten Ernährung in Luft auflösen? Bei mir spielen Stress, Aktivierung, Emotionen eine riesengroße Rolle. Und das zu akzeptieren macht mich leichter. Und mittlerweile nehme ich zu und freue mich darüber. Alles wird gut:)
Danke für deine Artikel!
Liebe Grüße
Liebe Linda.
Herzlichen Dank für deine Offenheit. Du hast ja wirklich schon sehr viel erlebt und durchgemacht. Ebenso hast du auch, was ich hier durchlesen konnte, sehr viel für dich geschafft und erreicht. Das ist echt spitze, Hut ab vor deinen Mut.
Hast du Freunde oder Familie, die dich als alleinerziehende Mama unterstützen? Was mir wirklich sehr bei deiner Nachricht durch den Kopf geht, ist die Frage ob du auch psychische Unterstützung bzw. Begleitung für dich hast? Gerade als alleinerziehende Mama lastet ja ein irre Druck auf dir.
Dies ist sicher auch die Grundlage für deine Leber QI Stagnation. Doch auch die kannst du gut in den Griff bekommen, indem du auf dich und deine Bedürfnisse gut achtest und dir Auszeiten nimmst.
Vielleicht ersetzt du GÖNNEN durch „Ich habe es verdient“? Ändert sich da etwas für dich?
Deine Lebensthemen, wie du sie nennst, können sich nur verändern, wenn du dazu bereit bist und es zulässt. Das geht auch nicht von heute auf morgen, ABER es ist machbar und ich denke du wirst es gut für dich in deinem Tempo meistern.
Gib nicht auf.
Alles Liebe,
Marina (Assistentin von Katharina)
Ich kann mich hans nur Anschliessen. Totz das ich viel Gemüse esse, so gut wie kein Cafe/Alkohol trinke und sehr selten schoki oder andere sünden... Bin ich frustriert. Ich tue schon so viel und nichts fruchtet so richtig.
Liebe Germaine,
danke für deinen Kommentar!
Ja, ich kann verstehen, dass es frustrierend ist. Wie lange isst du denn schon nach TCM? Warst du schon mal bei einem TCM-Arzt/Ärztin? Vielleicht würde eine genaue Diagnose helfen, um herauszufinden, was dahintersteckt. Außerdem gibt es noch den seelischen Aspekt, der uns oft dazwischenfunkt, wenn wir uns trotz gesunder Ernährung nicht besser fühlen. Also Stress, belastende Beziehungen, Probleme in der Familie... Das wirkt sich auch alles mindestens so wie die Ernährung auf unser Wohlbefinden aus.
Liebe Grüße,
Katharina
TCM Arzt nehme ich mal in Angriff. Ich esse nicht ausschließlich nach TCM. Schleiche tcm/ayurvedisch etwas ein. Am meisten stört mich gerade das ständige schwitzen bei kleiner Bewegung schon. Hinzu kommen Verdauungsprobleme/Rückenschmerzen /Schmerzen im rippenbereich. Ja ich weiß leber. Sie bestimmen meinen Alltag.
Liebe Katharina,
danke, dass Du Deine Erfahrungen und tollen Rezepte mit uns teilst.
Ich merke bei mir, dass ich an den Seminartagen, die ich gebe, in den Pausen immer esse, egal, ob ich Hunger habe. Und dann im Zug esse ich... Wenn ich hingegen meiner anderen Tätigkeit nachgehe, dem Schreiben von Artikeln, dann brauche ich nur eine Tasse guten Kaffee, einen schönen Ort, meistens mein Lieblingscafé. Nach einiger Zeit spüre ich, dass ich mal in einer Zeitung blättern will, oder mit jemandem aus dem Café einen kleinen Schwatz machen möchte und das tue ich dann auch. Das heißt für mich, dass ich mich beim Schreiben weiterhin spüre. Hingegen beim Seminar so sehr bei den Bedürfnissen meiner Teilnehmer bin, dass ich meine eigenen zum Teil nicht mehr fühle. Ich muss üben ;-)
Viele Grüße aus dem sonnigen Köln
Britta
Liebe Britta,
danke für deinen Kommentar! Ja, das ist eine interessante Erfahrung. Ich kenne das auch, dass es mir oft schwer fällt, bei mir zu bleiben, wenn ich mit jemandem intensiv spreche oder in einer Beratung. Ich versuche dann immer, zwischendurch in mich hineinzuspüren, wie mein Herz klopft oder mein Atem geht. Das hilft, finde ich.
Liebe Grüße,
Katharina
Hallo Katharina!
Was mir aufgefallen ist, je schlechter ich mich ernähre, desto mehr zieht es mich zu Süßigkeiten, Brot und anderen ungünstigen Dingen hin.
Wenn ich mich ausgeglichen und für mich passend ernähre, dann mag ich das ganze Zeug gar nicht, es reizt mich gar nicht.
Das ist schon seltsam. Den Ausstieg zu finden, wenn ich gerade in einer negativen Spirale bin, ist manchmal leider sehr schwer.
Gibt es da einen Trick? Meist reichen 1-2 Tage "normales" Essen aus, damit ich es wieder schaffe gut in die Spur zu kommen.
lg
Maria
Liebe Maria,
danke für deinen Kommentar! Falls du den Trick entdeckst, sage ihn mir bitte weiter. :)
Ich kenne das auch von mir und habe für mich beschlossen, solche Tage einfach zu akzeptieren und nicht zu sehr mit mir zu hadern. Ich weiß ja, dass danach das gute, gesunde Essen wieder kommt. Je mehr ich mich dann selbst kritisiere, desto schlechter fühle ich mich. Also vielleicht kannst du einfach das Vertrauen in dich selbst haben, dass solche Spiralen auch immer wieder vorbeigehen und dein Körper gut damit umgehen kann.
Liebe Grüße,
Katharina
Hallo Katharina!
Da hast Du glaube ich einen wichtigen Punkt getroffen. Wenn ich nämlich sehr mit mir selbst "schimpfe" und mich dadurch schlecht fühle, dann greife ich wohl noch eher am nächsten Tag wieder zu etwas Süßem.
Danke für Deine guten Tipps!
lg
Maria
Seiten
Neuen Kommentar hinzufügen