Die süße Versuchung - die Sucht nach Schokolade und Co.
Geschrieben von Katharina Ziegelbauer am 19. November 2010 - 7 Kommentare
Viele Menschen, vor allem Frauen, kennen die Sucht nach Süßem. Nach dem Mittagessen brauchen sie etwas Schokolade oder eine Mehlspeise, am Nachmittag im Büro oder zu Hause einen Schokoriegel oder Kuchen und zwischendurch ein paar Kekse. Ich möchte in diesem Beitrag die Zusammenhänge zwischen diesem Süßhunger und dem energetischen Zustand des Körpers nach TCM erläutern und einige Tipps geben, wie man gegensteuern kann.
Da ich selber über viele Jahre schokoladensüchtig war, weiß ich, dass es sehr schwer ist, davon loszukommen (Video). Aber ich weiß auch, dass es sich lohnt und das körperliche Wohlbefinden sehr davon profitiert. Praktische Info dazu, die ich selbst erprobt habe, finden Sie in meinen Tipps zum gesunden Umgang mit der Schokolade-Sucht.
Süßhunger nach TCM:
Der süße Geschmack ist in der TCM der Milz zugeordnet. Wenn man also Appetit auf etwas Süßes hat, dann ist das ein Signal der Milz, dass sie einen Mangel hat und etwas braucht. Wir leben in einer Welt des Überangebotes an Essen und industriell erzeugten Lebensmitteln, in denen Geschmacksverstärker und oft zu viel Zucker und Salz drinnen sind. Daher sind wir an sehr starke Geschmäcker gewöhnt, für süß bedeutet das, dass uns natursüße Lebensmittel wie Karotten oder Reis zu fad sind - wir wollen lieber mit raffiniertem Zucker gesüßte Mehlspeisen oder Schokolade!
Wenn die Milz also nach Süß verlangt, dann meint sie natursüße Nahrung, wie eben Wurzelgemüse, Getreide, Obst, Fleisch, am besten gekocht, da die Milz es warm mag.
Folgender Teufelskreislauf entsteht, wenn wir stattdessen stark zuckerhaltige Süßigkeiten essen: die Milz bekommt nicht das, wonach sie eigentlich verlangt hat, und zeigt weiter einen Süßhunger an, das heißt wir wollen immer mehr Süßes, ohne ganz zufrieden bzw. satt zu werden.
Wie durchbricht man diesen Teufelskreislauf?
Geben Sie der Milz, was sie wirklich braucht: ein gekochtes Frühstück aus Getreide und Obst oder eine Hühnersuppe mit Gemüse. Dadurch wird das Qi der Milz aufgebaut und der Süßhunger nimmt automatisch mit der Zeit ab. Der Körper wird mit allem versorgt, was er braucht, und das Wohlbefinden steigt. (Tipps zum Aufbau der Milz)
Ein weitere Tipp: kochen Sie sich etwas Süßes, wenn Sie einen Süßhunger verspüren, z.B. ein Grießkoch (am besten mit Reismilch oder Wasser) mit Rosinen und Kokosflocken oder Reis mit Apfelmus. Sie werden sehen, das schmeckt auch ohne Zucker sehr süß und ist viel bekömmlicher und nährstoffreicher als Mehlspeisen, Kuchen und Schokolade.
Es gibt auch Frucht-Nuss-Riegel zu kaufen, die ohne Zucker hergestellt werden (Reformhaus, z.B. Denns). Oder Vanille-Reismilch, auch ohne Zucker.
Alternative Süßmittel: Datteln, Rosinen, Trockenaprikosen (z.B. auch eingeweicht und dann püriert), Kokosflocken, Kompotte, Honig, Marmelade (ohne Zucker, Reformhaus).
Wirkungen des Zuckers nach TCM:
Zucker ist stark befeuchtend und kühlend, das heißt er kann schwer verdaut werden und hinterlässt Rückstände im Körper, sogenannte Schlacken, die das freie Fließen des Qi behindern und unter anderem zu Wasseransammlungen im Körper führen (z.B. Ödeme, Übergewicht) und innere Kälte hervorrufen können.
In der TCM heißt es, dass der süße Geschmack in Maßen die Milz stärkt, aber im Überfluss die Milz schwächt. (So wie auch z.B. der salzige Geschmack in Maßen die Nieren stärkt und im Überfluss die Nieren schwächt.) Zucker wird in der TCM therapeutisch angewandt, z.B. um einen trockenen Husten bzw. die Lunge zu befeuchten.
Der süße Geschmack wirkt auf den Körper entspannend und harmonisierend, deswegen greifen wir gerne gerade im Stress oder Frust zum Süßen. Diese Wirkung hat aber auch der natursüße Geschmack, also trägt regelmäßiges Kochen mit frischen Zutaten wie Gemüse, Getreide und Fleisch (und das anschließende Essen) auch zu ausgeglichenen Emotionen bei.
Weiters schwächt Zucker die Nieren. Diese sind der Sitz des Lebensfeuers und die Wurzel von allem Yin ("Lebenssaft") und Yang ("Lebenskraft") im Körper und deshalb von essenzieller Bedeutung in der TCM. Wenn man seine Nieren schützt und seine Ressourcen bewahrt, dann kann man lange gesund leben und sein Lebenspotenzial voll ausschöpfen. In den Nieren sitzt der "Wille", der auch durch den Zucker geschwächt wird. Man wird eher schlapp und gleichgültig und dadurch wird es umso schwerer, den Süßhunger-Kreislauf zu durchbrechen. Auch das ist eine persönliche Erfahrung von mir.
Zum Abschluss:
Es geht nicht darum, nie wieder Schokolade zu essen, sondern sich frei zu entscheiden und nicht mehr der Sucht ausgeliefert zu sein. Gerade zu Festen wie Weihnachten, das vor der Tür steht, sollte man sich nicht zwingen, auf alles zu verzichten, sondern bewusst die Kekse genießen. Danach, im Alltag, wird dann wieder viel gekocht und warm gefrühstückt und Süßigkeiten werden bewusst ab und zu genossen.
Wollen Sie mehr Infos zur TCM-Ernährung? Dann stöbern Sie doch ein bisschen in meinen Rezepten!
Kommentare
Liebe Frau Ziegelbauer! Ich bin ein Neuling bei TCM und habe definitiv eine Milzschwäche. Da ich Fructoseintolerant bin kann ich keinen Honig vertragen und esse dafür gerne mal Reiskekse oder Gkutenfreie Kekse mit Reissirup gesüßt. Es gibt auch Reiskuchen od Muffins mit Reissirup. Denken Sie, dass das in Maßen auch schon zu süß ist?
Ich habe außerdem Marmelade aus Johannisberen oder Himbeeren, die ist mit Fructosefreiem Glucosesirup gesüßt ( Dextrose und Malzzucker) ist das verträglich?
Liebe Traudl,
danke für Ihren Kommentar!
In Maßen ist alles erlaubt, es ist individuell verschieden und kommt auf die Ziele an, welche Symptome man z.B. verbessern will, wie viel Süßes ok ist. Außerdem soll es im Alltag umsetzbar sein, deshalb muss da jeder seine persönliche Balance finden.
Ich würde eher schauen, dass die glutenfreien Produkte nicht zu stark verarbeitet sind, d.h. keine oder möglichst wenige chemische Zutaten dabei sind.
Und was die Zuckerarten betrifft: Je weniger, desto besser, egal unter welchem Namen.
Liebe Grüße,
Katharina
Hallo Katharina,
wie steht es denn um Birkenzucker? Ist dieser nach TCM genauso schlecht für die Nieren? Danke für deine Antwort!
LG,
Carina
Liebe Carina,
danke für deine Frage! Ich habe den Birkenzucker selbst noch nie probiert. Von der TCM her gibt es keine Informationen dazu, weil er noch so neu ist (oder ich kenne sie zumindest nicht), deshalb weiß ich keine Antwort. Wie süß schmeckt er denn? Alles, was sehr süß schmeckt, ist nach TCM im Übermaß gegessen befeuchtend, auch gesunde Alternativen wie Honig oder Trockenfrüchte. Es kommt eben immer auf das Maß an. Aber höchstwahrscheinlich ist Birkenzucker um einiges gesünder als weißer Zucker.
Liebe Grüße,
Katharina
Wenn das verlangen nach süßem da ist dann sollte man sich einige Blätter vom Tee Honigblatt mit 60 Grad warmen Wassers
übergießen und 2 bis 5 Min. ziehen lassen.
Wirkt Ausgleichend im Jing und Jang.
Zu bestellen auch bei www.shuyao.com
LG
Liebe Frau Stienemeier,
ich kann mir vorstellen, dass die Situation für Sie schwierig ist, und weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht leicht ist, von den Süßigkeiten wegzukommen.
Aber Sie sind auf dem richtigen Weg und werden es sicher schaffen! Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann haben Sie Ihre Ernährung schon in Richtung TCM-Empfehlungen abgeändert und sind auch bei einem TCM-Arzt in Behandlung. Da kann ich Ihnen, glaube ich, nicht mehr viel weiterhelfen.
Sie schreiben ja selber, dass Sie im seelischen Bereich viel zu "verdauen" haben. Deshalb wäre meine Empfehlung, dass Sie sich hier Hilfe holen, in Form einer Psychotherapie zum Beispiel. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen gerne jemanden empfehlen, bitte schicken Sie mir eine E-Mail!
Ich wünsche Ihnen alles Gute und bleiben Sie dran,
Katharina Ziegelbauer
Liebe Frau Ziegelbauer, auf der Suche nach Hilfe bin ich auf Ihre Seite gestoßen. Meine Verdauungstätigkeit wird seit einigen Jahren immer schlechter und die damit verbundenen seelischen und körperlichen Beschwerden immer umfangreicher und schlimmer. Seit ca. 3 Jahren bin ich in TCM-Behandlung. Ausschließlich! Arzneimitteltees, Akupunktur, entsprechende Ernährung.Mit der TCM habe ich überhaupt das erste Mal, seitdem ich diese vielen Beschwerden habe (Ca. 15 Jahre) überhaupt einen Heilungsansatz erfahren, darum möchte ich auch gern auf dieser Schiene weiterfahren, weil ich auch daran glaube und überzeugt bin von dieser Philosophie. Allerdings stoße ich bzw. mein behandelnder Arzt im Moment gerade an seine Grenzen. Ich persönlich bin der Meinung, dass meine Hauptproblematik auf der Verdauung von seelisch/geistigen Einflüssen liegt. Die großen emotionalen Belastungen der Vergangenheit und teilweise der Gegenwart führen dazu, dass ich sehr ausgebrannt bin und einfach nicht mehr in der Lage bin, "noch mehr" zu verdauen. Auf der körperlichen Seite habe ich leider mit der von Ihnen so treffend geschilderten Süßigkeitensucht zu kämpfen. Ich bin ein sehr konsequenter Mensch und tue viel für meine Gesundheit, alles, was mein Arzt mir rät, tue ich (weil ich möchte, dass es mir endlich wieder besser geht und ich wieder aktiv am Leben teilhaben kann) -- nur die Süßigkeiten konnte (wollte) ich bisher nicht lassen . Dies führt zu all den Problemen, die Sie ebenfalls so anschaulich geschildert haben.
Liebe Frau Zeigelbauer, zur Zeit ist mein Oberbauch aufgebäht wie ein Ballon, ich habe so gut wie keinen Stuhlgang, schlafe kaum, starke, stinkende Blähungen, unglaubliche Müdigkeit, das permanente Gefühl der Überforderung.
Können Sie mir helfen? Gibt es etwas, dass ich JETZT gegen meine aktuellen Beschwerden tun kann?
Ich wünsche mir so sehr, dass ich bei Ihnen Unterstützung finde oder Tips/Hinweise. Könnten Sie mir bitte auch noch mitteilen, in welcher Höhe ungefähr die Kosten liegen, die auf mich zukommen, wenn ich von Ihnen beraten werde.
Ich verbleibe mit hoffnungsvollen Grüßen
Karin Stienemeier
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