Emotionales Essen – 6 Schritte, wenn dich die Lust auf Ungesundes überkommt
Geschrieben von Katharina Ziegelbauer am 06. Oktober 2020 - 10 Kommentare
Isst du oft, ohne überhaupt Hunger zu haben? Oder merkst du erst im Nachhinein, dass du gerade eine Tafel Schokolade aufgegessen hast? Hast du manchmal das Gefühl, keine Kontrolle über dein Essverhalten zu haben, als ob jemand anderer in dir bestimmt?
Emotionales Essen könnte man auch mit unbewusstem Essen übersetzen. Dieser „andere“, der da in dir die Kontrolle übernimmt, ist das Unterbewusstsein, das rund 95 % unserer Handlungen und Entscheidungen bestimmt. Deshalb sind Ernährungspläne und gute Vorsätze schön und gut, aber solange unser Unbewusstsein anders programmiert ist, wird es uns immer wieder hineinpfuschen.
In den letzten Jahren habe ich bei den TeilnehmerInnen meines Online-Programms „Trust your Body“ gemerkt, wie wichtig dieses Thema für viele Menschen ist. Und ich kenne es ja auch von mir, aus der Zeit, als ich jeden Tag so viel Schokolade gegessen habe, bis mir fast schlecht war. Das fühlt sich gar nicht gut an.
Die Ernährung nach Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) hat viele hilfreiche Empfehlungen, um etwa Süßhunger zu mindern. Durch die Beschäftigung mit der energetischen Wirkung der Nahrungsmittel (was kühlt, was wärmt, was gibt Energie, was befeuchtet…) lernen meine KlientInnen, mehr in ihren Körper reinzufühlen und seine Signale zu verstehen. So finden sie immer mehr die Ernährung, die wirklich zu ihnen passt und ihrem einzigartigen Körper gut tut und ihn gesund erhält.
Dennoch fehlte für mich ein Teil, um den Menschen mit dem Thema „emotionales Essen“ wirklich weiterzuhelfen. Diesen Teil habe ich in der Achtsamkeitslehre gefunden, mit der ich mich in den letzten Jahren intensiv auseinandergesetzt habe. Seit ich den achtsamen Umgang mit Gefühlen und allgemein einen achtsamen Lebensstil in meine Arbeit mit hineinnehme, merke ich, dass ich den TeilnehmerInnen vom „Trust your Body“ noch um vieles mehr helfen kann, ungesunde Gewohnheiten zu überwinden und allgemein ein glücklicheres und bewussteres Leben zu führen. Das ist wirklich wunderschön zu erleben!
5 Merkmale von emotionalem Essen
- Du fühlst dich schlecht beim Essen.
- Du isst ohne Hunger.
- Du isst viele Dinge, die deinem Körper nicht gut tun.
- Du hast häufig ein schlechtes Gewissen beim Essen.
- Du hast das Gefühl, dich beim Essen nicht beherrschen zu können.
Wichtig: Wenn du ab und zu ungesunde Dinge isst, dann ist das nicht gleich emotionales Essen! Die Frage ist, wie du dich dabei fühlst.
Mit den folgenden 6 Schritten kannst du sofort starten...
6 Schritte, wenn du Heißhunger auf Ungesundes bekommst
- Halte kurz inne, bevor du zu essen beginnst, und nimm ein paar bewusste, tiefe Atemzüge
- Spüre in deinen Körper: Welche Empfindungen sind da? (z.B. Stechen in der Schulter, schnelles Herzklopfen, heißer Kopf)
- Bestätige diese Empfindungen (aha, mein Herz klopft gerade sehr schnell) und sende ein paar liebevolle Gedanken zu dieser Stelle (liebes Herz, ich spüre dich und bin für dich da).
- Frage dich: Was fühle ich gerade? (z.B. Unruhe, Angespanntheit) Frage dich: Und was fühle ich noch? Welche Gefühle verbergen sich etwa hinter Unruhe? (z.B. Angst, Einsamkeit, Ärger, Langeweile)
- Bestätige diese Gefühle und sei eine Zeitlang liebevoll mit ihnen zusammen da (aha, Unruhe, ok, du darfst jetzt bei mir sein). Atme bewusst und spüre weiter deinen Körper.
- Entscheide jetzt, ob du immer noch essen möchtest. Falls ja, genieße bewusst jeden Bissen und versuche, langsamer als gewohnt zu essen. Mache zwischendurch eine Pause und frage dich wieder, wie du dich fühlst und was du empfindest. Sei die liebevolle Beobachterin deiner selbst und lerne dich besser kennen, ohne dich zu beurteilen oder zu kritisieren.
Bei diesem Prozess geht es darum, dir bewusst zu machen, was da gerade passiert. Das Schöne ist, dass wir das ganz ohne Druck machen. Das Ziel ist also nicht, nie wieder etwas Ungesundes zu essen oder Heißhungeranfälle zu bekommen! Wir wollen einfach achtsamer werden und uns selbst besser kennenlernen. Das machen wir vor allem durch eine Verlangsamung des Ablaufs und ein Hineinspüren in unseren Körper.
Auch wenn du zu Beginn nur 10 Sekunden in dich hineinspürst, bevor du die Packung Chips isst, ist das ein wunderbarer erster Schritt! Und eine Woche später ist es vielleicht schon eine Minute und du hast ein paar interessante Gefühle und Empfindungen kennengelernt. Alleine durch dieses Beobachten, Hineinspüren und Verstehen, was da eigentlich passiert, ändert sich schon sehr viel. Bleibe dran, wiederhole diese 6 Schritte immer wieder und übe, deine Empfindungen und Gefühle wahrzunehmen. Du wirst überrascht sein, was das mit deinen Essgewohnheiten macht!
Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren und freue mich auf dein Feedback in den Kommentaren!
Wenn du mehr zu Achtsamkeit, Umgang mit Gefühlen und den Weg zu einem erfüllteren Leben erfahren möchtest, empfehle ich dir mein Buch "Wie du dich besser fühlst. Mit Achtsamkeit zu mehr Zufriedenheit", mit vielen konkreten Tipps und Beispielen aus meinem persönlichen Leben.
Kommentare
Hi Katharina und Team,
helfen aus TCM-Sicht auch Bitterstoffe zur Reduzierung des Süsshungers bzw. zur Behebung des Ungleichgewichtes im Magen? Ich muss gerade selber Grinsen, denn ich bin (natürlich) auf der Suche nach einer bequemen Lösung: Also ich nehme z.b. Bittertropfen und alles regelt sich ... (ganz ohne Achtsamkeit). So hätte ich er gerne.
Ich bin keine Ungesund-Esserin (Chips gibt es nicht bei mir), allerdings bei Sorge, Angst, Unlust bin ich Emotional-Eaterin zur Ablenkung, Bedürfniserfüllung usw. Und stehe ständig in der Küche statt am Schreibtisch zu bleiben.
beste grüsse ulli
Liebe Ulli.
Ich verstehe deine Frage total. So einfach wäre es am Leichtesten. Grundsätzlich helfen Bitterstoffe dabei dein Süßgusto in den Griff zu bekommen.
Allerdings solltest du auf Dauer gesehen überlegen, was DEIN Thema dahinter ist. Bitterstoffe gehören zum Funktionskreis Herz/ Kreislauf. Kurzfristig werden sie sicher unterstützen, langfristig gesehen ist die Frage, welche Themen du sonst noch hast und ob das dann, je nach Ernährung, nicht zu viel ist. Kaffee, Schwarztee, Kakao wirken nämlich auch bitter.
Gedanken dazu: Welche Sogen hast du? Was macht dir Spaß? Welche Leidenschaften kannst du aktuell nicht nachgehen? Wie kannst du mehr Zeit für dich einräumen?
Alles Liebe und viel Spaß beim Ausprobieren.
Marina (Assistentin von Katharina)
Dein Beitrag spricht mir aus der Seele! Wunderbar…. Dieses “Gefühle benennen, annehmen usw.” kenne ich aus der Vipassana-Meditation. Ich lese da auch viel deine Meditationserfahrung raus. Es ist so ein guter Weg! Danke, dass du mich immer wieder dran erinnerst. Deine Blog-Beiträge helfen mir so viel. Alles Gute für dich und deine tolle Arbeit! Herzliche Grüße, Dagmar
Liebe Dagmar.
Danke für dein tolles Feedback.
Alles Liebe,
Marina (Assistentin von Katharina)
Hallo Katharina,
bei meiner Recherche nach Coaching-/Beratungsangeboten zum Thema emotionales Essen bin ich gerade auf deine Seite gestoßen. Als ich den Text oben las, fand ich mich und meinen Ansatz total wieder in dem was du schreibst. Ohne die Achtsamkeit nützt das beste Ernährungs- und Mindset-Wissen nichts - genau das ist auch meine Erfahrung. Ich danke dir, dass du das (für mich) nochmal so auf den Punkt gebracht hast!
Ganz liebe Grüße, Judith
Liebe Judith.
Danke für dein liebes Feedback.
Alles Gute für dich.
Marina (Assistentin von Katharina)
Liebe Katharina, was du schreibst berührt mich weil ich selbst in dieser Spirale von Unwohlsein- Essen- größeres Unwohlsein+ Scham, unterwegs war. Selbst nach jahrelanger Psychotherapie und der Arbeit mit Patienten. Durch Meditation und deine Ernährungstipps ist mein Essverhalten so viel besser geworden, ich kann mich spüren und anders reagieren, nehme die Gefühle als Kommunikation meines Körpers mit mir wahr. Die Gelüste sind erheblich geringer und wenn ich doch mal zu Fast Food greife tu‘ ich es mit absolutem Genuss und gemeinsam mit dem kleinen Teufelchen auf der Schulter ;-)
Danke für deine spitzenmäßigen Blogs!!
Liebe Judith!
Das ist unglaublich schön zu lesen, dass es dir nun so gut geht, du im Einklang mit deinerm Körper bist und wieder GENIESSEN kannst! Danke für dein wertschätzendes Feedback!
Liebe Grüße
Christina (Assistentin von Katharina)
Hallo Katharina, danke für den Beitrag und die Ideen zum Umgang mit emotionalem Essen. Wie siehst du denn die Sache mit nicht mehr aufhören können? Und dem "Suchtpotential" von Zucker in diesem Zusammenhang?
LG Anna
Liebe Anna!
Danke für dein Frage. Bei Heißhunger und übermäßigem Appetit sieht die TCM ein Ungleichgewicht im Magen. Der Hunger auf Süß steht zudem mit der Milz in Verbindung. Beide Organe gehören zum Erdelement und zur Mitte. Man ist also aus seiner Mitte gekommen. Und hier spielt die emotionale Suche nach Fülle eine große Rolle: Was würde mich wieder in meine Mitte bringen bzw. mich erden? Wo fehlt ErFÜLLung in meinem Leben? Welche Lücke möchte ich füllen? Wie kann ich diese Leere in mir langfristig füllen? Was brauche ich WIRKLICH in diesem Moment?
Übermäßiges Grübeln schwächt unsere Mitte, da die Gedanken nicht zielgerichtet sind sondern schwer und endlos. Wie kannst du aus den wiederkehrenden Gedankenspiralen ausbrechen bzw. sie unterbrechen, wenn sie bei dir Thema sind?
All diese Fragen sind Anregungen, die dir vielleicht helfen können, dir das zu gönnen, worauf zu Lust hast - anstelle es zu verschlingen, genieße es langsam, bewusst und mit Dankbarkeit.
Liebe Grüße
Christina (Assistentin von Katharina)
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