Häufige Fragen zur TCM: Welche Rolle spielt die Zuordnung der Nahrungsmittel zu den 5 Elementen? Und muss ich das in der täglichen Ernährung überhaupt wissen?

Der Kreis der 5 Elemente, Grafik von Fotolia

Hast du dich schon mal nach Kochbüchern zur Ernährung nach TCM umgeschaut? Dann ist dir sicher der Begriff „5-Elemente-Küche“ untergekommen.

Die Wörter TCM-Ernährung und 5-Elemente-Ernährung werden oft abwechselnd verwendet und bedeuten das Gleiche.

Die Theorie der 5 Elemente und ihre Zuordnungen sind ein Teilbereich der Traditionellen Chinesischen Medizin, so wie die Yin-Yang-Theorie einer ist. In der Praxis gehen diese Teilbereiche ineinander über und man nimmt sich aus jedem das heraus, was für nützlich und umsetzbar erachtet wird.

 

Anmerkung: Metall ist hier schwarz dargestellt. Die Farbe des Metalls ist aber weiß, das heißt weiße Nahrungsmittel wie Reis und Rettich zählen zum Metall-Element. Dunkle Nahrungsmittel gehören hingegen zum Element Wasser (dunkelblau, violett, schwarz…).

Quelle: mein eBook „TCM Praxis. Einfache Anwendungen in der Ernährung“ (jetzt auch als Printbuch erhältlich)

Es gibt noch viele weitere Zuordnungen, wie ein bestimmter Geruch, ein Ton oder eine Lebenszeit (Kindheit usw.). Diese sind aber in der Praxis nicht so wichtig und ich lasse sie deshalb weg. Einen umfassenden Überblick zu allen Zuordnungen findest du z.B. bei Bengt Jacoby in "Gesünder leben mit den fünf Elementen“.

Die praktische Nutzung dieser Zuordnungen für deine passende Ernährung

  • Nahrungsmittel in der jeweiligen Farbe stützen das entsprechende Organpaar (z.B. grüne Nahrungsmittel die Leber/Gallenblase)
  • Nahrungsmittel des jeweiligen Geschmacks stützen ebenfalls das entsprechende Organpaar, aber Achtung: Das gilt nur, wenn du dabei nicht übertreibst. Beispiel: wenig sauer stärkt die Leber/Gallenblase, zu viel sauer schwächt sie. Also etwas Zitrone im Wasser oder zum Würzen einer Mahlzeit ist günstig, 2 Gläser Orangensaft am Tag schaden hingegen auf Dauer wahrscheinlich deiner Leber/Gallenblase. Die Geschmäcker haben noch andere, spezifische Wirkungen, der saure Geschmack hält etwa die Körpersäfte im Körper und ist bei übermäßigem Schwitzen empfehlenswert. Genaueres dazu findest du im eBook „TCM Praxis. Einfache Anwendungen in der Ernährung“.
  • Unterstütze deinen Körper der Jahreszeit entsprechend, indem du dann mehr Nahrungsmittel der jeweiligen Farbe und des Geschmacks isst. Beispiel: Mehr weiße Nahrungsmittel wie Reis und Kohlrabi und etwas mehr scharfe Gewürze im Herbst unterstützen deine Lunge.

Von der therapeutischen Wirkung her halte ich die thermische Wirkung für wichtiger als Geschmack und Farbe, also ob dich ein Nahrungsmittel wärmt oder kühlt (Gemüse kühlt, Fleisch wärmt. Wie du die thermische Wirkung der Nahrungsmittel für deine Gesundheit nutzen kannst).

Warum widersprechen sich die 5-Elemente-Tabellen teilweise?

Die Zuordnung der Nahrungsmittel zu den einzelnen Elementen ist nicht eindeutig. Lass dich bitte nicht verwirren, wenn du in verschiedenen Büchern und Internetseiten unterschiedliche Zuordnungen findest.

Die Gründe dafür sind:

  • Nahrungsmittel haben oft mehrere Geschmäcker (z.B. Grapefruit sauer und bitter), sind dann nach der Farbe wiederum einem anderen Element zugeordnet und haben noch spezielle Wirkungen, die weder mit Farbe noch Geschmack etwas zu tun haben (z.B. Petersilie stärkt die Nieren (Wasser-Element), obwohl sie sonst dem Holz-Element zugeordnet ist).
  • Teilweise gibt es auch Übersetzungsfehler bzw. Übertragungsfehler aus den traditionellen Quellen.

Die Zuordnung der Nahrungsmittel zu den Elementen ist nicht dogmatisch zu sehen, sondern nur ein Hilfsmittel. Versuche, sie nicht zu streng zu sehen und dir das herauszunehmen, was dir im Alltag nützt.

Praxis-Tipp für die Zuordnung:

Achte auf den Geschmack, den du wahrnimmst, und nimm die Farbe als zweiten Hinweis auf das jeweilige Element. So kommst du selbst zu einer ersten Einteilung, die meistens zutreffen sollte.

Fütterungszyklus und Kontrollzyklus der Elemente

Im Kreis der 5 Elemente sind alle untereinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Wenn eine Störung in einem Element/Organ auftritt, wirkt sich das laut dem Fütterungs-Zyklus (auch Mutter-Kind-Zyklus genannt) schnell auf das folgende Organ aus.

Holz (Leber/Gallenblase) ist die Mutter des Feuers (Herz/Dünndarm). Feuer die Mutter der Erde (Milz/Magen) und so weiter.

Außerdem kontrolliert jedes Element das jeweils übernächste, im Großeltern-Enkel-Zyklus oder Kontrollzyklus. Holz kontrolliert also die Erde, die Erde das Wasser und so weiter.

Beispiele für die Anwendung des Fütterungszyklus in der Ernährung

  • saure Beeren (Holz-Element) zur Stärkung des Herz-Bluts (Feuer), z.B. bei Einschlafproblemen, Schreckhaftigkeit und starkem Herzklopfen mit Aussetzern
  • bittere Kräuter und Gewürze wie Basilikum, Thymian, Kurkuma (Feuer) zur Unterstützung des Milz-Qi, also der Verdauung (Erde), z.B. bei breiigem Stuhl/Durchfallneigung
  • süße Kompotte, Honig und Mandeln (Erde) zum Nähren des Lungen-Yin (Metall). Sie wirken bei einer trockenen Lunge (Yin-Mangel) angenehm befeuchtend, z.B. bei Reizhusten, Heiserkeit
  • scharfe Gewürze (Metall) zur Stärkung des Nieren-Yang (Nieren-Feuer, Wasser), z.B. bei Lethargie, innerer Kälte und mangelnder Libido
  • salzige Nahrungsmittel wie Bohnen, Oliven und Algen (Wasser) zur Stärkung des Leber-Yin (Holz), z.B. bei Bindehautentzündungen, trockenen Augen und Reizbarkeit

Beispiel für die Auswirkung einer schwachen "Mutter" auf ihr "Kind":

Zu viel Feuchtigkeit durch eine schwache, überforderte Erde (z.B. durch zu viel Kuhmilch und Zucker) schwächt ihr Kind, nämlich das Metall (also die Lunge). Folge: Schnupfen, verschleimter Husten, Infektanfälligkeit.

Eine starke Mutter hat ein starkes Kind.

Du kannst also deine energetischen Schwachstellen auch dadurch verbessern, dass du dich um das Mutterelement kümmerst, wie oben beschrieben.

Achtung: Auch hier ist das Maß wichtig - wenn du z.B. deine Kälte (Nieren-Yang-Mangel, Wasser) mit scharfen Gewürzen (Metall) vertreiben willst, nimm diese nur in kleinen Mengen. Zu viel von einem Geschmack kann die gegenteilige Wirkung haben bzw. Schaden anrichten. (In dem Fall das Nieren-Yin schädigen.)

Wie du die 5-Elemente-Lehre bei Beschwerden praktisch nutzen kannst, am Beispiel Sodbrennen (Magen-Hitze)

  • Stärke direkt das Element, das geschwächt ist. Der Magen (Sodbrennen) gehört zur Erde. Unterstütze also deine Erde mit gelben/orangen Nahrungsmittel und (natur)süßem Geschmack.
  • Stärke die Mutter (Fütterungszyklus), damit sie ihr Kind wieder besser versorgen kann. Das Feuer ist die Mutter der Erde. Stütze also dein Herz mit roten Nahrungsmitteln und herzfreundlichem Lebensstil (Zeitdruck vermeiden, ausreichend schlafen).
  • Stärke die Großmutter (Kontrollzyklus), damit sie ihren Enkel bändigen kann. Das Holz kontrolliert die Erde. Stütze also das Leber-Yin (Yin kontrolliert Yang, Magen-Hitze ist ein Yang-Syndrom) mit mehr grünen Nahrungsmitteln und Stressreduktion, Vermeidung von Alkohol, zu fettigem Essen und zu viel Zucker.

Du merkst schon, dass es hier recht komplex wird.

Bitte behalte im Auge, dass die Zyklen der 5 Elemente nicht eins zu eins in der Ernährung angewendet werden können. Nimm sie als Anhaltspunkt, aber verstehe sie nicht zu dogmatisch. Es gibt Fälle, wo es haargenau passt und gute Erklärungen für Symptome etc. liefert, und es gibt Fälle, in denen sich die 5-Elemente-Zyklen nicht anwenden lassen.

Mein Tipp

Betrachte die 5-Elemente-Zyklen mehr als Spielerei bzw. als Herausforderung, das nächste Level an TCM-Wissen zu erobern. Wenn sie dir zu kompliziert sind, ist das kein Problem – du kannst dich auch ohne dieses Wissen sehr gut nach TCM ernähren.

Wichtiger für deinen Alltag mit der TCM-Ernährung sind meiner Meinung nach:

  • die thermische Wirkung der Nahrung (kühlend, wärmend...) 
  • die Stärkung von Verdauung, Blut, Qi, Säften, Yin und Yang
  • das Erkennen von Feuchtigkeit und wie du sie vermeiden kannst 
  • und dass du überhaupt mehr frisch kochst und weniger Brot und Kaltes isst!

So wie immer in der TCM gilt auch hier:

Die 5-Elemente-Zuordnungen sind kein eindeutiges System, das man 1:1 anwenden kann. Wir sind hier im Westen gewohnt, dass wir alles ganz genau wissen und verstehen wollen und genaue Anweisungen bekommen, wie man etwas umsetzen soll.

Die Traditionelle Chinesische Medizin kommt jedoch von einem ganz anderen Hintergrund – hier geht es mehr um Zusammenhänge, um Wirkungen auf die persönliche Energie, in den Körper reinzuspüren und auch bildliches Denken. Wenn man sich darauf einlässt, entdeckt man die Wirkungen der Ernährung ganz neu, abseits von der genauen Aufsplitterung der Nahrungsmittel in Kohlenhydrate, Eiweiß und Vitamine.

Kommentare

Liebe Angela,
danke für deinen Kommentar!
Die Dojo-Zeiten sind die Zeiten zwischen den Jahreszeiten, die traditionell zum Entlasten der Verdauung genutzt werden, um sich sozusagen für die neue Jahreszeit fit zu machen. Die Jahreszeiten beginnen in China immer ein paar Wochen früher als bei uns, deshalb war z.B. die Dojo-Zeit zwischen Sommer und Herbst schon Ende Juli/Anfang August. Mehr dazu findest du bei meiner Kollegin Pascale Neuens: https://neuensausderkueche.com/fit-essen/uebergangszeit/
Liebe Grüße,
Katharina

Bild des Benutzers Katharina

Liebe Katharina, danke für sie spannende und verständliche Darstellung der 5 Elemente. Ich würde mich sehr über einen Blogbeitrag zum Thema 5 Wandlunsphasen bzw eine Beschreibung der 5 Typen (Holz-Typ, Metall-Typ etc.) freuen! Alles Liebe, Judith

Liebe Judith,
danke für deinen Kommentar und die Idee für einen neuen Artikel, ich denke darüber nach!
Liebe Grüße,
Katharina

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