Welche Zutaten in Babys erstem Brei – Gemüse, Getreide, Obst? 9 TCM-Tipps
Geschrieben von Katharina Ziegelbauer am 18. Oktober 2016 - 66 Kommentare
Wenn dein Baby anfängt zu essen, kann das ganz schön aufregend sein.
Und kompliziert.
Vor allem, wenn man im Internet auf den einschlägigen Baby-Seiten surft.
Da wirkt die Beikost fast wie eine Wissenschaft, streng eingeteilt nach Tageszeit und Zutaten (Beispiele www.baby.at und www.babycenter.de).
Was meint die TCM dazu?
Kurz zusammengefasst:
Es gibt keine strengen Regeln, was dein Baby wann essen muss und welche Mahlzeit als erste gegeben werden soll.
Ob du mit dem Frühstück anfängst oder mit dem Abendessen, ist für dein Baby egal. Und auch, ob zuerst Gemüse drankommt oder ein Apfel-Reisbrei.
Wichtiger sind für dein Kleines folgende Punkte:
- in entspannter Atmosphäre das Essen kennenlernen
- Freude und Spaß daran haben
- gemeinsam mit der Familie essen, so oft das möglich ist
- Essen als etwas Erfreuliches und Angenehmes kennenlernen
- die Eltern beim Kochen beobachten, Fertigprodukte (auch Gläschen) nur als Ausnahme
- Ruhe und Zeit beim Essen zu haben
Wenn in deiner Familie am Morgen Stress herrscht, weil das große Kind in die Schule muss oder du selbst einfach ein Morgenmuffel bist, dann genieße das gemeinsame Essen mit dem Baby lieber zu Mittag oder am Abend. Dann ist ausreichend Zeit und du bist entspannt. Das entspannt dann auch das Baby. :)
Die traditionellen Quellen der TCM geben nicht viele Hinweise, was Babys essen sollen.
Ein klassischer TCM-Tipp ist, Reiscongee statt Muttermilch zu geben, wenn die Mutter nicht stillen kann oder will. Dazu wird weißer Reis lange gekocht und dann durch ein Tuch gesiebt.
Unsere KinderärztInnen unterstützen diesen Rat nicht und deshalb will ich es auch nicht empfehlen. Die Säuglingsnahrung (Fläschchen) ist heute sehr gut und versorgt dein Kind mit allem, was es braucht.
Ein Tipp dazu: Wähle immer Pre-Milch, auch für ältere Kinder. Diese wird am besten kontrolliert und liefert auch älteren Babys alles, was sie brauchen.
Bob Flaws unterstreicht in seiner "Chinesischen Heilkunde für Kinder" 4 Punkte für die Einführung der Beikost. Darin geht es immer darum, die Verdauung der Babys möglichst gut zu unterstützen, damit sie viel Qi aus der Nahrung bilden können.
- nicht zu viele Zutaten auf einmal einführen, langsam vorgehen
- die Nahrung soll mindestens körperwarm sein, auf keinen Fall kalt
- die Nahrung soll püriert sein
- die Nahrung soll gekocht sein
Im Umkehrschluss heißt das, dass nichts Rohes und Kaltes gegeben werden soll.
Zum Punkt "pürieren" ist meine Meinung, dass auch Fingerfood ("Baby Led Weaning") den TCM-Regeln entspricht. Beispiele: gekochte Kartoffelspalten, kurz gedünstete Apfelspalten, Polentaschnitte.
Meiner Ansicht nach schadet es Babys auch nicht, wenn sie ab und zu etwas Rohes essen. Die Betonung liegt auf ab und zu, also keine tägliche Banane.
Aber welche Zutaten sollen jetzt in den ersten Brei hinein?
9 Praxis-Tipps, welche Zutaten sich für den ersten Brei nach TCM eignen
- Reis und Hirse (als Babyflocken) sind die am leichtesten bekömmlichen Getreidearten. Falls keine Glutenunverträglichkeit oder Allergien in der Familie vorkommen auch Dinkel und Hafer.
- Weizen ca. ab dem 1. Geburtstag. Er ist nach TCM am schwersten bekömmlich.
- Karotte, Kürbis, Pastinake, Zucchini sind normalerweise gut bekömmliche Gemüsearten, abgestimmt auf die Saison. Brokkoli, Karfiol (Blumenkohl), Spinat etwas später, da eher schwer bekömmlich. Karotten nicht bei Verstopfung geben.
- Fleisch ist nach TCM schwer bekömmlich und erst ab dem 1. Geburtstag empfehlenswert. Wenn du nicht darauf verzichten willst, wähle unbedingt Bio-Qualität und gib es gekocht (nicht gebraten oder frittiert). (Hier ein empfehlenswerter Artikel zum Thema Eisen.)
- Gekochter, pürierter Apfel eignet sich für einen süßen Getreidebrei. Birne ist gut bei Verstopfung.
- Eier und Fisch sind etwas schwerer bekömmlich als Gemüse und Getreide. Ca. ab 8-10 Monate.
- Kuhmilch wird in der TCM nicht empfohlen, auch nicht für Kinder. Sie gilt als schwer bekömmlich und verschleimend. Alternative beim Kochen: Reismilch, Hafermilch, Dinkelmilch.
- Gut bekömmliche Fette sind Butter, Mandelmus, ein Schuss Schlagobers (Sahne). Beikostöle sind raffinierte Öle, da Babys aus westlicher Sicht keine kaltgepressten Öle vertragen. Somit rate ich von Beikostölen ab, da sie stark verarbeitete Produkte sind.
- Rote oder gelbe Linsen in kleiner Menge ab ca. 9 Monaten. Zum Beispiel 1-2 TL in einem Gemüsebrei mitpürieren.
Hinweis: Das sind keine in Stein gemeißelten Regeln. Sie dürfen flexibel ausgelegt werden!
Woran merkst du, dass dein Baby das Essen gut verträgt?
Wenn es keine Bauchschmerzen hat, keine stark riechenden Winde und keinen Durchfall oder Verstopfung. Und wenn es ihm schmeckt!
Quintessenz:
- Genieße das erste gemeinsame Essen mit deinem Baby.
- Lasse dich nicht verunsichern durch die vielen Regeln, die im Internet herumschwirren.
- Vertraue auf dein eigenes Bauchgefühl und darauf, dass dein Baby dir zeigt, was es will und braucht.
- Achte auf die Signale deines Babys, vor allem seine Verdauung.
Kommentare
Liebe Katharina,
ich bin zufällig auf Deine Homepage gestoßen, auf der verzweifelten Suche nach Alternativen zu den gängigen Beikost Empfehlungen, welche sich für mich nicht stimmig anfühlen. Deine Tips und Ratschläge sind wundervoll, herzlichen Dank für diese Wissensteilung. Ich möchte mir Dein EBook bestellen, habe aber vorher noch Fragen, da es sich ja sicherlich an den oben genannten Hinweise anlehnen wird.
Du empfiehlst viel Reis/Reismilch. Es heißt doch aber, dass in Reis oft zu hohe Mengen Arsen drin sind, da Reis dieses gut aus dem Boden aufnimmt. Ist das dann falsch oder nicht relevant?
Hirse als Alternative hatte ich mir bereits gekauft um die Eisenzufuhr zu gewährleisten, weil ich mir zumindest im ersten Jahr (mein Baby ist 7 Monate alt) nicht vorstellen kann Fleisch zu füttern. Nun habe ich gelesen, dass Hirse die Aufnahme anderer Nährstoffe verhindert. Ist es besser weniger Hirse zu geben?
Aktuell mache ich Hirse (Hirsevollkornmehl aus der Packung für Babys, welch man nicht kochen sondern mit 50Grad Wasser anrühren soll) in den Mittags-Gemüsebrei, Nachmittags einen Brei mit Hirse und Abend einen 5 Vollkornflocken-Brei. Immer jeweils mit nativen Rapsöl und pürierten Apfel oder Birne, wegen der Eisenaufnahme. Das Obst allerdings nicht gekocht sondern roh.
Wie ich es verstanden habe richtet sich TCM nicht nach den Nährstoffen (vielen Dank für das interessante Video dazu), aber kannst Du mir bitte dennoch ausTCM Sicht eine Einschätzung zu dieser Ernährung geben?
Mandelmus als Alternative zum Öl habe ich auch überlegt, da heißt es aber wiederum, dass oft hitzeresistente Schimmelsporen drin sein können. Ist das dann nicht gefährlich für Babys?
Es ist zum Verzweifeln, ich will meine Tochter einfach nur gut ernähren, aber egal wo man sich erkundigt, es scheint immer etwas gegen Alternativen zum offiziellen Beikostplan zu geben. Ich weiß schon gar nicht mehr was ich überhaupt noch füttern soll. :(
Ich wäre sehr dankbar für ein wenig aufklärendes Licht in diesem Verbotsdschungel ;)
Herzlichen Dank und Liebe Grüße
Petala
Liebe Petala,
danke für deinen Kommentar!
Zum Arsen im Reis findest du hier mehr Infos: https://www.ernaehrungsberatung-wien.at/blog/arsen-im-reis-wie-schlimm-i...
Dass Hirse die Aufnahme anderer Nährstoffe verhindert, ist mir neu. Ebenso die Schimmelsporen im Mandelmus.
Ich denke, du machst alles richtig und sehr gut. Versuche vielleicht, eine Zeitlang nichts mehr zu lesen und deinem Bauchgefühl zu vertrauen - und deiner Tochter, die dir auch zeigt, was gut für sie ist.
Liebe Grüße,
Katharina
Hallo Katharina,
ganz lieben Dank für die tollen Tipps und Hinweise in deinen Artikeln! Ich möchte kommende Woche mit Beikosteinführung starten und bin beim Öl/Butter hin-und hergerissen und verunsichert, jeder empfiehlt was anderes. Wieso ist aus deiner Sicht eigentlich Butter so gut geeignet als Ölersatz? Butter/ Schlagobers wird doch meines Wissens nach aus Kuhmilch produziert und das sollte man doch laut deinem Artikel im ersten Jahr möglichst meiden!?
Liebe Johanna,
danke für deinen Kommentar und das nette Feedback, das freut mich!
Butter und Schlagobers sind Fette und werden über den Fettstoffwechsel verdaut, die problematischen Stoffe in der Milch sind das Milcheiweiß und der Milchzucker (Lactose), die so stark befeuchtend/verschleimend wirken. Das ist jetzt die westliche Erklärung... Nach TCM gilt Butter einfach als wertvolles, leicht bekömmliches Fett. Öle sind hingegen oft stark verarbeitet - und wenn nicht, sind sie Rohkost, die für Babys ja schwer bekömmlich ist. Da findest du einiges auf Google, z.B. zu Rapsöl und seiner Herstellung.
Ich habe übrigens immer gerne Mandelmus für meine Kinder verwendet, das ist ein sehr wertvolles Fett, vielleicht wäre das ein Kompromiss.
Liebe Grüße,
Katharina
Hallo Katharina,
Vielen Dank für diese Übersicht. Ich habe zwei Fragen hierzu:
Reis und Hirse: Sind diese nur als Flocken zu empfehlen oder auch gekocht und püriert? Hirse natürlich vorher gut ausgewaschen. Ich verwende eigentlich lieber das ganze Korn...?
Und noch zum Kürbis: bis jetzt habe ich Hokkaido verwendet, den gibts nun nicht mehr. Ist Butternut ebenfalls geeignet?
Vielen Dank schon mal!
Liebe Barbara,
danke für deinen Kommentar!
Bei Babys würde ich eher die Flocken nehmen, vor allem bei Hirse. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Konsistenz weich genug wird beim Pürieren. Aber das muss man ausprobieren! Beim Reis kann ich es mir noch eher vorstellen. Ich selber habe immer Flocken verwendet bzw. Grieß.
Ja, den Kürbis würde ich nach Saison verwenden, also die Sorte, die es gerade regional gibt, Butternut geht auch. Die Saison ist aber wohl eher erst wieder im Herbst.
Liebe Grüße,
Katharina
Liebe Katharina, einfrieren wäre sehr praktisch aber aus energetischee Sicht eher problematisch, oder? Wie siehst du das? Danke & liebe Grüße mona
Liebe Mona,
danke für deinen Kommentar! Ja, genau, Einfrieren empfiehlt die TCM nicht, mehr dazu hier: https://www.ernaehrungsberatung-wien.at/blog/mikrowelle-fertigprodukte-t...
Liebe Grüße,
Katharina
Liebe Katharina ich wollte fragen ob man aus Sicht der TCM auch butter oder mandelmus hinzugeben sollte zb zu einem Reisflocken Süßkartoffelbrei oder ist das gar nicht notwendig. Von wegen dann können die Nährstoffe besser verwertet werden bei zb der Karotte? Herzlichen Dank schon mal und alles Liebe, Sophie
Liebe Sophie,
danke für deinen Kommentar!
Ich würde schon etwas Butter und Mandelmus dazugeben, weil die Nährstoffe dann besser aufgenommen werden und es auch satter macht als ganz ohne Fett, ja.
Liebe Grüße,
Katharina
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