Wechseljahre nach TCM: Ursachen und 10 Ernährungstipps gegen Beschwerden
Geschrieben von Katharina Ziegelbauer am 20. Oktober 2015 - 111 Kommentare
Sind Beschwerden in den Wechseljahren normal? Müssen sie sein?
Nein und nochmals nein!
Wenn du dir sicher bist, dass Nachtschweiß und Hitzewallungen "einfach dazu gehören", lies bitte weiter und überzeuge dich vom Gegenteil.
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Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) nennt die Monatsblutung das "himmlische Wasser" und die Menopause den "zweiten Frühling". Wunderschön, oder?
Der Zweck der Menstruation
Die monatliche Blutung kühlt und entgiftet den Körper.
Das heißt, dass dein Körper (falls du eine Frau bist) eine tolle Möglichkeit hat, sich von zu viel Hitze zu befreien. Und das jeden Monat!
Wenn du in den Wechseljahren an Hitzewallungen und Nachtschweiß leidest, merkst du genau dieses Phänomen: es bleibt zu viel Hitze im Körper durch die seltener werdende oder ausbleibende Blutung.
Mit durchschnittlich Anfang 50 bleibt die Blutung dann endgültig aus – das ist dann die Menopause. Die Jahre bis dahin nennt man Wechseljahre.
Der Zweck der Menopause
Beim Älterwerden produzieren wir automatisch immer weniger Blut und Qi, weniger Yin und Yang.
Aber dein Körper ist sehr weise!
Durch das Beenden der Monatsblutung erspart er dir einen weiteren Blutverlust. So sorgt er für ein gesundes Älterwerden vor.
Kennst du auch Frauen, die mit 50 oder 60 erst so richtig durchgestartet sind? Neue Hobbys, neue berufliche Erfüllung, interessante Reisen, spirituelle Entdeckungen... alles ist möglich!
Da du nun nicht mehr jeden Monat für einen ausreichenden Blutvorrat für die Menstruationsblutung sorgen musst, ergibt sich ein Energieüberschuss (ein relativer Überschuss an Yang). Und diese Energie will genutzt werden – im "zweiten Frühling".
Die typischen Beschwerden in den Wechseljahren sind:
- innere Unruhe, "dünne" Nerven
- Reizbarkeit
- Angst, Nervosität
- Hitzewallungen
- Nachtschweiß
- trockene Augen
- trockene Haut und Schleimhäute
- Erschöpfung, mangelnder Antrieb, Libidomangel
- Haltekraft der Blase lässt nach
- Verdauungsbeschwerden
- Gewichtszunahme
- Brustspannungen
- Osteoporose
Wie erklärt sich die Traditionelle Chinesische Medizin diese Symptome?
In der TCM sind die Nieren für den Prozess des Älterwerdens verantwortlich. Wenn man älter wird, werden Yin und Yang der Nieren weniger – und das verursacht Probleme (Was ist Yin und Yang?).
Yin-Mangel-Zeichen:
- Hitze
- Trockenheit wie trockene Haut, Augen und Schleimhäute
- Knochen, Haare, Zähne werden anfällig
- innere Unruhe – das Blut (Teil des Yin) reicht nicht mehr aus, um deine Nerven gut "einzubetten"
Yang-Mangel-Zeichen:
- Erschöpfung und Antriebslosigkeit
- Haltekraft der Blase lässt nach
- sexuelle Unlust
Außerdem spielt eine Leber-Qi-Stagnation oft eine Rolle: das Qi fließt nicht frei und es kommt zu einem Gefühl, "als ob alles stockt".
Ein Spannungsgefühl in der Brust und unter den Rippen, das Gefühl eines "Kloß im Hals" und wechselnde Verdauungsbeschwerden sind typische Zeichen der Stagnation.
Auslöser einer Leber-Qi-Stagnation ist häufig zu viel Stress und Überarbeitung. Ruhepausen untertags und ausreichend Schlaf helfen.
Iss zur Vorbeugung oder Behandlung bestehender Beschwerden
- kühlende, thermisch neutrale und leicht wärmende Nahrungsmittel (Wie du die thermische Wirkung der Nahrungsmittel für deine Gesundheit nutzen kannst)
- Säfte spendende Nahrung
- möglichst gut verdaubare Speisen
- vorwiegend gekochte Nahrungsmittel
10 TCM-Ernährungstipps für die Wechseljahre:
1. Iss regelmäßig, aber kleinere Portionen.
Und meide Überessen, zu fettiges Essen oder unbekömmliches Essen.
Die Verdauung ist die Wurzel der Gesundheit.
Wenn wir älter werden, wird sie automatisch schwächer. Das können wir ausgleichen, indem wir bekömmlich essen! Achte also gut auf deine Verdauung und spüre in dich hinein, wie du dich nach einem Essen fühlst.
Iss regelmäßig und gestalte dein Abendessen leicht und früh.
2. Trinke weniger Alkohol und höre zu rauchen auf.
Alkohol und Rauchen wirken erhitzend, was die Hitzewallungen und den Nachtschweiß verschlimmern kann. Außerdem schädigen sie Yin, Blut und die guten Körpersäfte.
3. Trinke weniger Kaffee, Schwarztee und Grüntee.
Diese drei Getränke wirken besonders trocknend. Das verstärkt Trockenheitssymptome wie trockene Haut und trockener Stuhl. Kaffee ist noch dazu erhitzend und verstärkt Hitzewallungen.
4. Iss häufig Apfel- und Birnenkompott.
Diese bauen deine guten Körpersäfte auf (hilft bei Trockenheit), kühlen dich sanft und schonen deine Verdauung. Iss Rohkost nur in Maßen und bevorzuge einheimische Sorten.
5. Meide scharfe Gewürze. Dazu zählen: Pfeffer, Knoblauch, Chili, aber auch Zimt, Ingwer und Gewürznelken.
Scharfe Gewürze wirken stark erhitzend und verstärken die innere Hitze (heißes Gesicht, Nachtschweiß...).
6. Bereite das Essen bekömmlich zu. Mehr kochen, dünsten, im Backrohr und sanft anbraten, weniger frittieren, bei hoher Temperatur anbraten und grillen.
Zubereitungsmethoden ändern die thermische Wirkung der Nahrungsmittel.
Je mehr Hitze du verwendest, desto hitziger wird das Essen. Das ist besonders beim Fleisch wichtig, das eine wärmende Wirkung hat.
Durch Grillen, Frittieren und scharfes Anbraten wird es hitzig und schädigt dann das Yin. Außerdem ist es schwer bekömmlich.
Iss Fleisch als Beilage zu Getreide, Kartoffeln und Gemüse.
7. Meide Chai, Gewürztee und Yogitees. Und Ingwertee.
Diese Getränke wirken stark erhitzend und verstärken die innere Hitze (Hitzewallungen, Nachtschweiß...).
8. Trinke vorwiegend warmes bis heißes Wasser.
Günstige Tees sind: Zinnkraut, Kamille, Melisse, Orangenblüten, Rosenblüten, Schafgarbe
Du magst Geschmack im Wasser? Geeignet: etwas roter Traubensaft, Apfelsaft, Zitrone, Kräuter oder Früchte einlegen
9. Iss jeden Tag gekochtes Gemüse oder Gemüsesuppe.
Alle Gemüsearten sind kühlend bis neutral, außer Lauch, Schnittlauch und Zwiebel. Iss diese nur selten.
Durch die saftige Zubereitung als Suppe oder Eintopf werden gute Körpersäfte aufgebaut, die die innere Trockenheit sanft befeuchten (z.B. trockene Schleimhäute).
10. Iss häufig mineralstoffreiche Nahrung, um dein Nieren-Yin aufzubauen.
Beispiele: Amaranth, Quinoa, Hirse, Haferflocken, Vollkornreis, Algen, schwarzer Sesam, Mohn, Kürbiskerne, Mandeln, Maroni, Linsen, Kichererbsen, Bohnen. Achte bitte immer auf deine Verdauung und iss nur, was dir schmeckt und gut bekommt.
Quellen:
- "Zu den Quellen weiblicher Kraft", Andrea A. Kaffka
- "Leitfaden Chinesische Medizin", Focks/Hillenbrand
- "Der Schein des Mondes auf dem Wasser", Xiaolan Zhao
Extra-Tipp für Schlafstörungen:
Weizen-Tee: 2 EL Weizenkörner in ½ Liter Wasser mind. 20 Minuten kochen, am Nachmittag trinken. Verwende einen Glas- oder Emailtopf.
Weizentee nährt das Nieren-Yin und beruhigt ein "heißes" Herz. Das hilft besonders bei Einschlafproblemen und innerer Unruhe.
Welche Tipps wirst du umsetzen?
Ob Schritt für Schritt oder alle auf einmal, alles hilft!
Ein Tipp für alle Frauen in den 30ern:
Frauen, die unter PMS und unregelmäßiger Menstruation leiden, haben auch häufiger Beschwerden in den Wechseljahren. (Tipps für PMS und Regelschmerzen) Beuge jetzt schon vor – es zahlt sich aus.
Ein abschließender Denkanstoß:
Die innere Einstellung bestimmt zu einem großen Teil mit, wie du deine Wechseljahre erlebst.
In Gesellschaften, in denen das Alter als erstrebenswert und bewunderungswürdig gilt, sind Wechseljahr-Beschwerden nahezu unbekannt.
In China sagt man zum Beispiel, dass mit dem Alter Weisheit entsteht.
Bei uns ist das leider nicht so. Das Alter wird hier viel zu oft mit unaufhaltsamem Verfall und Leiden in Verbindung gebracht.
"Viele Frauen warten förmlich darauf, dass etwas schief geht. Und das, was wir erwarten, passiert dann auch oft.
Wenn wir negative Symptome erwarten, werden wir auch danach Ausschau halten. Schließlich benutzen wir die Wechseljahre als Auffangbecken für alle möglichen Beschwerden und Schwierigkeiten, die mit dem Zweiten Frühling gar nichts zu tun haben."
(aus dem Buch "Der Schein des Mondes auf dem Wasser", Xiaolan Zhao, S. 294)
Wie wäre es, wenn du ab jetzt daran glaubst, dass das Älterwerden schön ist und viele Vorteile mit sich bringt?
Zum Beispiel eine große Lebenserfahrung und das Wissen, dass du alle Herausforderungen meistern kannst. Geduld, Weitblick und Freude an den kleinen Dingen. Und nicht mehr von äußeren Bewertungen abhängig zu sein.
Also, genieße deine Wechseljahre und freue dich auf das Schöne, was noch vor dir liegt!
Vielleicht willst du auch etwas Neues anfangen, zum Beispiel ein Musikinstrument lernen, mit dem Singen anfangen oder endlich den Malkurs machen, den du schon immer besuchen wolltest?
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Welche Erfahrungen hast du mit den Wechseljahren gemacht? Ich freue mich auf deinen Kommentar! Und falls du noch einen Geheimtipp gegen bestimmte Beschwerden hast, lasse es uns wissen. :)
Kommentare
Hallo Christine
Leider war es bei mir 2018 eine chirurgische Menopause/Totaloperation. Sicherlich wäre ich auch jetzt mit 54 in den Wechseljahren, aber so gibt es viele Unsicherheiten bei mir und ich weiß viele Symptome nicht einzuschätzen. Über eine Rückmeldung würde ich mich freuen!
LG Catrin
Liebe Catrin.
Welche Unsicherheiten hast du denn? Um welche Symptome handelt es such denn genau?
Alles Liebe,
Marina (Assistentin von Katharina)
Liebe Katharina,
vielen Dank für die hilfreichen Tipps. Dazu hätte ich ein paar Fragen bitte:
Ich gehe auf die Wechseljahre zu (bin 47) und kämpfe mit zu viel Feuchtigkeit im Verdauungsbereich und Trockenheit im restlichen Körper. Aus ethischen Gründen ernähre ich mich vegan.
Soweit ich das verstanden habe, sollte ich Dinge meiden, die austrocknen, also Lebensmittel, die dem Feuer Element zugeordnet sind. Laut einer Liste, die ich habe, fallen darunter auch Quinoa, Amaranth und Mohn z. B., die du hier aber empfiehlst. Könntest du mir bitte sagen warum?
Beim Kochen verwende ich oft zum Würzen Dinge, die laut TCM austrocknen: Tamari, Basilikum, Thymian, Oregano, Salz. Ist es wichtig, die auch zu reduzieren, obwohl sie von der Speise im Verhältnis kleine Mengen ausmachen?
Vielen Dank für die Hilfe und liebe Grüße,
Karin
Liebe Karin!
Danke für deinen Kommentar! Auch wenn Quinoa, Amaranth und Mohn dem Funktionskreis Feuer angehören, tonisieren sie das Yin. Insbesondere Quinoa und Amaranth sind gut geeignet, um überschüssige Nässe auszuleiten, ohne den Körper dabei zu sehr zu trocknen (wie es beispielsweise die Hirse tun würde). Somit sind diese bei Wechseljahrsbeschwerden günstig.
Wie du bereits schreibst, kommt es immer auf die Kombination an. Wenn du saftig kochst und ein paar trocknende Gewürze beimengst, wird die trocknende Wirkung nicht überwiegen.
Liebe Grüße
Christina (Assistentin von Katharina)
Liebe Christina,
danke für die Info! Ich finde das alles sehr verwirrend und tu mir schwer zu wissen, was jetzt gut für mich ist und was nicht. :-( Hirse gehört ja zum Element Erde und gilt von der Thermik her als neutral. Wie kann ich dann z. B. wissen, dass sie sich bei meiner Problematik (Nässe und Trockenheit) nicht eignet. Gibt es irgendwo eine ausführlichere Info oder Liste, an die ich mich mit genau meiner Problematik halten kann?
Vielen Dank für deine Hilfe,
Karin
Liebe Karin!
Ja, ich kann verstehen, dass das verwirrend für dich ist. Ich habe die Wirkung der einzelnen Lebensmittel im Rahmen meiner Ausbildung gelernt, da sich Lebensmittelgruppen in ihrer Wirkung zwar ähnlich sind, es jedoch trotzdem feine Unterschiede gibt. Wenn du dich für das Detail interessierst, kannst du auf der Homepage https://www.therapeutika.ch/ die einzelnen Zutaten recherchieren, wobei ich hinzufügen möchte, dass es ja immer auf die Kombination der Zutaten ankommt.
Viel wichtiger als das theoretische Hintergrundwissen ist dein Körpergefühl. Wenn du nach einer Portion Hirse merkst, dass sich die Trockenheitssymptome verstärken, dann musst du nicht unbedingt gleich die Hirse aus deinem Speiseplan streichen. Du kannst sie ja mit Kompott, Ei, Suppe, gutem Öl, etc. kombinieren und so die trocknende Wirkung ausgleichen. Vielleicht wäre ja auch der Trust Your Body-Kurs etwas für dich, denn bei diesem wird die Philosophie und Funktionsweise der Traditionellen Chinesischen Medizin gut vermittelt und du lernst, dich bewusst auf deine Körpersignale einzulassen und mit ihnen zu arbeiten. Hier findest du mehr Infos zum Kurs: https://www.ernaehrungsberatung-wien.at/onlinekurs/trust-your-body
Alles Gute
Christina (Assistentin von Katharina)
Vielen Dank für die ausführliche Antwort, Christina! Ich schau mir das in Ruhe an. Liebe Grüße, Karin
Hallo Katharina,sehr interessant dein Artikel.Ich bin 57 Jahre alt und nun schon 3 Jahre in der Menopause.Diese 3 Jahre waren streckenweise wie Dantes Inferno,die Hitzewallungen verfolgten mich wie Dämonen durch den Tag, unbeschreiblich ätzend.Was ich auch gemacht habe,es schien nix zu helfen. Erst eine Ernährungsanpassung,Rotklee und Ashwagandha für die Schlafprobleme haben mir geholfen alles besser durch zu stehen.Aber ganz weg ist es noch nicht,halt erträglicher geworden, vielleicht hab ich mich auch nur an den ganzen Punkrock gewöhnt. Natürlich haben die WJ auch angenehme Seiten, es ist nicht alles schwer.
Dein Buch werde ich mir mit Freuden und Neugier zu Gemüte führen.
LG Andrea Wohld
Hallo Andrea!
Danke für deinen Kommentar! Es freut mich, dass du mithilfe der TCM und natürlichen Hilfsmitteln schon Verbesserungen bemerkst. Wichtig ist, dass du deinem Körper Zeit gibst, denn so ein Wechsel ist kein Honigschlecken sondern ein großer Umbauprozess. Je besser du auf dich und deine Bedürfnisse hörst (und da wird dir das Buch "Mit Yin und Yang im Wechsel" bestimmt gut helfen), desto besser kannst du dich und deinen Körper bei dieser Umstellung unterstützen.
Alles Gute dabei und viel Freude beim Lesen! ;-)
Christina (Assistentin von Katharina)
Hallo Katharina!
Kannst du auch Erfahrungen aus der TCM mit vorzeitigem Wechsel schildern!?
Ich bin 31...
Vielen Dank
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