Unruhige Zeiten und die Lust auf Süßes - wie du die 5 Geschmäcker nach TCM für mehr Gelassenheit nutzen kannst

Foto von einem Schokokuchen auf einem Teller, dahinter eine Frau mit gekreuzten Armen

Merkst du auch, dass du in dieser Zeit der Krise mehr Lust auf Süßes hast als normal?

Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist das gut erklärbar: der süße Geschmack wirkt nämlich beruhigend. Leider ist das jetzt kein Freibrief für noch mehr Kuchen und Schokolade, auch wenn ich dir den gerne geben würde! 

Der süße Geschmack wirkt nämlich nicht nur beruhigend, sondern auch befeuchtend. Und je süßer etwas schmeckt, desto befeuchtender wirkt es. Das heißt, du solltest eher die natursüße Karotte essen oder einen Grießbrei mit Rosinen und Apfelkompott (aus einer süßen Sorte natürlich) statt die Kekse oder die Milchschokolade. Besonders dann, wenn du eh schon zu innerer Feuchtigkeit tendierst, was du etwa an Ödemen, geschwollenen Augenringen, erhöhtem Cholesterin, Übergewicht oder der Neigung zu Blähungen, breiigem Stuhl und Durchfall merkst (46 Merkmale für pathogene Feuchtigkeit in deinem Körper nach TCM - und die wichtigsten Ernährungstipps dagegen). 

Wenn du zur Zeit dünnhäutig bist, leicht gereizt oder schlechte Laune hast, dann kannst du das alte TCM-Wissen über die Wirkung der 5 Geschmäcker nutzen, um dich genau jetzt zu unterstützen und mehr Gelassenheit und inneren Frieden zu finden. 

Der süße Geschmack wirkt nach TCM:

  • entspannend, beruhigend und harmonisierend
  • nährend
  • das Qi aufbauend und in alle Richtungen verteilend
  • befeuchtend (je süßer der Geschmack bzw. je fetthaltiger das Nahrungsmittel, desto befeuchtender)

Was gehört alles zum (natur)süßen Geschmack? 

Neben den offensichtlich süß schmeckenden Obst- und Gemüsesorten sowie Trockenfrüchten, Honig etc. zählen auch alle Getreidesorten zum süßen Geschmack, Hülsenfrüchte, Butter, Öle, Nüsse, Samen, Ei, Fleisch und Kuhmilch. Die süßen Nahrungsmitteln sind die größte Gruppe unter den 5 Geschmäckern, sie umfassen alle Grundnahrungsmittel. 

Was die beruhigende Wirkung betrifft, so ist unter den Getreidearten der Weizen hervorzuheben. Er stärkt speziell das Herz und beruhigt den Shen, also unseren Geist. Ein Weizengrießkoch mit Honig als Abendessen kann für besseren Schlaf sorgen! Jedoch ist Weizen auch das einzige Getreide, das befeuchtend wirkt (je stärker verarbeitet, desto befeuchtender/verschleimender), also Achtung auf die Balance zwischen der entspannenden und befeuchtenden Wirkung! Auch Cashewkerne, rote Rüben (rote Bete), Rosinen, rote Weintrauben und Kichererbsen werden bei innerer Unruhe empfohlen (Quelle: Praxisbuch Nahrungsmittel und Chinesische Medizin, Bacopa-Verlag).

Praktische Tipps zur Nutzung des süßen Geschmacks für deine Nerven 

Koche dir öfter Mahlzeiten aus natursüßen Nahrungsmitteln wie Wurzelgemüse, Kürbis, Polenta, Ei und verwende in Maßen Trockenfrüchte, Kokoschips, Honig und Apfelchips als gesunde Alternativen bei Süßhunger. Mein persönlicher Umgang damit ist, mir sehr wohl zwischendurch Kuchen oder Schokolade zu gönnen, dann mit gutem Gewissen und in hochwertiger Qualität. Aber meistens esse ich bei Süßhunger süße Breie wie Polenta, Dinkelgrießbrei (mit Reis- oder Hafermilch gemacht, da Kuhmilch als verschleimend gilt), Reisflocken, mit Datteln und etwas Marmelade oder Honig, mit Sonnenblumenkernen, Mandelmus oder Kompott/geriebenem Apfel. 

Wie schaut es mit den anderen 4 Geschmäckern und ihrer Wirkung auf deine innere Ruhe und Gelassenheit aus?

Der saure Geschmack (Zitrone, Jogurt, Tomate, Beeren, Petersilie...) wirkt zusammenziehend und stärkt in Maßen genossen die Leber. Durch diese sammelnde Wirkung ist er dann empfehlenswert, wenn du dich nicht konzentrieren kannst, zerstreut bist und unruhig. Trinke dann zum Beispiel ein Glas warmes Wasser mit Zitrone oder iss regelmäßig ein paar frische Beeren, wenn sie wieder Saison haben (bis dahin kannst du dir mit Beeren-Direktsaft behelfen, den bekommst du beim DM oder in Bioläden). Auch hier Achtung bei innerer Feuchtigkeit, da zu viel Saures auch die unerwünschte Feuchtigkeit bzw. den Schleim innen hält (siehe oben beim süßen Geschmack).

Der bittere Geschmack (Schwarztee, Grüntee, Kaffee, bittere Salate, Oregano, Zucchini...) wirkt verdauungsfördernd und trocknend und stärkt in Maßen genossen das Herz. Und er kann sowohl beruhigend als auch anregend wirken, je nach thermischer Wirkung! Bitter-wärmend wirkt anregend, etwa Kaffee und Kakaopulver. Bitter-kühlend beruhigt hingegen das Herz, etwa bittere Blattsalate und bestimmte Kräutertees wie Melisse oder Hopfen. 

Der scharfe Geschmack (scharfe Gewürze, Knoblauch, Minze, Radieschen...) wirkt dynamisierend und anregend, er bringt Bewegung ins System. Dementsprechend sollten wir besonders die scharf-wärmenden und scharf-erhitzenden Zutaten wie Pfeffer, Knoblauch, Schnaps meiden, wenn wir zur Ruhe kommen wollen. Die scharf-kühlenden Nahrungsmittel wie Radieschen oder Minze helfen hingegen bei einer Leber-Qi-Stagnation, also wenn wir gereizt, frustriert und etwas aggressiv sind (die Aggressivität deutet immer auf eine Leber-Beteiligung), da sie das Qi zum Fließen bringen, ohne zu erhitzen. 

Der salzige Geschmack wirkt in kleinen Mengen befeuchtend, und zwar in einem gesunden Sinn. Er wirkt auf die Nieren und natursalzige Nahrungsmittel wie Fisch, Misopaste und unraffiniertes Salz stärken speziell das Nieren-Yin. Wenn wir hingegen zu viel salziges Essen zu uns nehmen, dann verkehrt sich die Wirkung und sie wird austrocknend. Das merkst du etwa daran, dass du nach einer Salamipizza oder einer Packung Chips großen Durst bekommst. Und diese austrocknende Wirkung ist wiederum ungünstig für unsere Nerven, da sie dann noch angespannter und gereizter werden (sie liegen buchstäblich "im Trockenen"). Achte also besonders darauf, nicht zu viel Industriekost wie Wurst, Knabbergebäck, Brot, Gebäck, Käse oder Fertigprodukte zu essen, da sie alle viel Salz enthalten. Bevorzuge bei Salzgusto eine Misosuppe oder mache dir selber Ofenkartoffelscheiben statt Chips oder probiere mal ein paar Oliven zu knabbern.

Wenn dich die Wirkung der Geschmäcker noch mehr interessiert, empfehle ich dir mein Buch "TCM Praxis. Einfache Anwendungen in der Ernährung", darin bekommst du eine gut verständliche und alltagstaugliche Übersicht über die (Selbst-)Diagnose nach TCM, die wichtigsten Begriffe und ihre Bedeutung (wie Qi, Yin, Yang mit den dazugehörigen Syndromen) und die Wirkung der Nahrungsmittel inklusive einer Tabelle mit den wichtigsten Nahrungsmitteln. Du bekommst "TCM Praxis" als eBook in meinem Shop oder als Printbuch bei books on demand

Hast du Fragen oder Anmerkungen dazu? Ich freue mich über deinen Kommentar unter dem Artikel! Und ich wünsche uns allen gute Nerven und Gelassenheit für alles, was in den kommenden Wochen noch auf uns zukommt. 

Kommentare

Liebe Katharina
Danke für die ausführliche Erklärung - einfach super! Dieser Geschmack wird ja als Botschaftsgeschmack bezeichnet. Oft kommt dann auch noch der Therapiegeschmack ins Spiel. Wie kann ich den verstehen? Wenn ich also z.B. sehr viel Lust auf Kaffee habe, dies ja im Feuer ist, müsste ich dann mit dem Therapiegeschmack arbeiten, um die Lust nach Kaffee zu bändigen? Diese Verbindung ist bei mir noch unklar. Vielleicht kannst du mir dabei helfen! Danke viel Mal! Liebe Grüsse Nadia

Liebe Nadia,
hast du dich schon näher mit der TCM beschäftigt? Da dies schon etwas fortgeschrittene Themen sind, versuche ich, deine Frage einfach zu erklären. In der TCM gibt es ja verschieden Syndrome, Ungleichgewichte, die dann mit Hilfe der TCM-Ernährung ausgeglichen werden und der Körper wieder gestärkt wird. Das ist sehr komplex. Z.B. bei einem Leber-Blut-Mangel wäre der Therapiegeschmack süß (aufbauend), bzw. leicht sauer (Säfte-bewahrend), schlecht wäre hier zu viel bitter, da bitter ausleitet und austrocknet und man daher noch mehr in den Mangel kommen würde. Liebe Grüße Elfi (Assistentin von Katharina)

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