Schilddrüsenunterfunktion und Schilddrüsenüberfunktion – Ursachen und Behandlung nach TCM
Geschrieben von Katharina Ziegelbauer am 13. Februar 2015 - 77 Kommentare
In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass immer mehr Menschen um mich herum Schilddrüsenhormone einnehmen müssen. Gehörst du auch dazu oder kennst du jemanden, der eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) oder Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) hat?
Es sind übrigens überdurchschnittlich viele Frauen betroffen. Woher kommt das? Vielleicht daher, dass unser Körper stärker mit Hormonen zu tun hat als der männliche? Die Schilddrüse ist ja für die Hormonproduktion zuständig.
In diesem Artikel gebe ich einen kurzen Überblick, wie die TCM Schilddrüsenerkrankungen sieht. Eines vorweg: eine Heilung nur mit einer Ernährungsumstellung oder Kräutern ist nicht möglich. Aber eine niedrigere Dosierung der Medikamente sehr wohl!
Durch die passende Ernährung kannst du deine Selbstheilungskräfte anregen und deinen Körper optimal unterstützen.
Die TCM könnte sagen: "Schilddrüse? Ich kenne keine Schilddrüse!"
Das Organ Schilddrüse ist in der Traditionellen Chinesischen Medizin tatsächlich unbekannt. Die TCM betrachtet die Symptome und stellt danach die Diagnose.
Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose):
- starke Müdigkeit
- Antriebslosigkeit
- geschwollene Augenlider
- Flüssigkeitsansammlungen
- Gewichtszunahme ohne mehr zu essen
- häufiges Frieren
- mangelnde Fruchtbarkeit, Zyklusstörungen
- Verstopfung durch mangelnde Darmtätigkeit
- Haarausfall (auch der Körperhaare)
Quelle: netdoktor.at
Alle diese Symptome gehören nach TCM zum Nieren-Yang-Mangel und zum Milz-Yang-Mangel. Ausnahme: Haarausfall, der einen Blutmangel bzw. Yinmangel anzeigt.
Nieren- und Milz-Yang-Mangel bedeutet zu wenig Feuer, also Wärme, im Körper. Der einfachste Weg, um diese Wärme von innen wieder aufzubauen, ist mehr gekochte Mahlzeiten zu essen.
Ernährungsempfehlungen bei Schilddrüsenunterfunktion:
- Iss ein gekochtes Frühstück.
- Iss zusätzlich ein gekochtes Mittagessen und idealerweise auch ein gekochtes Abendessen.
- Iss oft Eintöpfe, Suppen und Gerichte aus dem Backrohr.
- Verwende oft Lauch, Haferflocken, Quinoa, Hülsenfrüchte und/oder kleine Mengen Fleisch (32 besten Nahrungsmittel für deine Nieren).
- Trinke Fencheltee und Rooiboostee.
- Reduziere kalte Getränke.
- Reduziere Zucker und Kuhmilch.
- Reduziere Rohkost, vor allem Tomaten, Gurken, Südfrüchte.
- Reduziere Kaffee und Alkohol.
- Verzichte auf Fertigprodukte und Rauchen.
Probiere, diese Ernährungstipps einige Monate lang einzuhalten. Danach solltest du merken, dass du weniger frierst und auch die Flüssigkeitsansammlungen im Körper zurückgehen. Der Antrieb kommt zurück und die Verdauung wird besser.
Falls du mit den Hormonen schon gut eingestellt bist und die Symptome nicht mehr merkst, stelle trotzdem die Ernährung um. So kannst du eventuell eine Dosisverringerung erreichen.
Eine häufige Ursache für Schilddrüsenunterfunktion ist übrigens die Hashimoto-Thyreoiditis, eine noch nicht abschließend erforschte Autoimmunerkrankung, die zu einer Entzündung führt (nach TCM Hitze, meist mit Feuchtigkeit kombiniert). Nach anfänglicher Überfunktion baut sich das Gewebe ab und es kommt zur Unterfunktion (mehr Info zur Hashimoto-Erkrankung). Bei Autoimmunerkrankungen empfiehlt z.B. Georg Weidinger in "Der goldene Weg der Mitte", Gluten wegzulassen. Das ist auch noch nicht abschließend erforscht.
Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose):
Häufige Ursache für die Hyperthyreose ist der Morbus Basedow. Das ist eine Autoimmunerkrankung, die mit vergrößerter Schilddrüse (Struma oder Kropf) und manchmal mit hervorstehenden Augen einhergeht.
- schlechter Schlaf
- Bluthochdruck
- Zittern der Muskulatur
- Gewichtsverlust
- innerliche Gereiztheit
- dünne Nerven
- Angstzustände
- Hitzegefühl und vermehrtes Schwitzen
- schneller Herzschlag
- vermehrter Stuhlgang (Richtung Durchfall)
Quelle: netdoktor.at
Nach TCM gehören diese Symptome zum Nieren-Yin-Mangel und zum Herz-Yin-Mangel.
Wenn die Schilddrüse vergrößert ist (Struma, Kropf), liegt nach TCM eine Leber-Qi-Stagnation kombiniert mit Schleim vor. Eine Beteiligung der Augen deutet ebenfalls auf die Leber, die zu heiß ist. Wenn die Augen auch oft entzündet sind, zeigt das noch mehr Leber-Hitze.
Ernährungsempfehlungen bei Schilddrüsenüberfunktion:
- Iss ein gekochtes Frühstück und noch mindestens eine gekochte Mahlzeit am Tag.
- Iss oft Gemüsesuppe (ohne Knoblauch, Lauch, Zwiebel) und Kompott.
- Iss häufig Gerichte mit kleinen Mengen Hülsenfrüchten.
- Iss oft Getreidearten wie Quinoa, Polenta, Reis, Amaranth und Hirse.
- Iss mäßig Fisch, aber Achtung wegen dem Jodgehalt (besser aus dem See/Fluss als aus dem Meer).
- Trinke häufig warmes Wasser und Kräutertees (außer Fenchel, Ingwer, Rooiboos).
- Trinke regelmäßig Tee aus Ackerschachtelhalm (= Zinnkraut), Achtung: nicht bei Morbus Basedow.
- Reduziere Kaffee und Alkohol.
- Reduziere scharfe Gewürze, Knoblauch, Zimt, Ingwer, Nelken.
- Reduziere Fleisch.
- Verzichte auf Fertigprodukte und Rauchen.
Hast du eigentlich viel Stress? Dieser wirkt nach TCM erhitzend und verstärkt die Symptome des Yin-Mangels. Versuche, ein Stresslevel zu finden, das für dich gut bewältigbar ist, und gehe nicht zu oft darüber hinaus.
Lege tagsüber kleine Pausen im Arbeitstag ein – ein paar tiefe Luftzüge am offenen Fenster oder der gute, alte Mittagsschlaf helfen dem Yin, sich zu erholen.
Regelmäßiger Nachtschlaf hilft dem Körper ebenfalls, sich wieder zu regenerieren und in seinen Rhythmus zu kommen. Der Schlaf vor Mitternacht ist am erholsamsten.
Quintessenz:
- Schilddrüsenprobleme gehören nach TCM zu den Nieren, zur Milz, zur Leber und zum Herz.
- Der Hauptunterschied zwischen Schilddrüsenunterfunktion und -überfunktion ist nach TCM das Kälte- bzw. Wärmegefühl.
- Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist der Mensch kälteempfindlich und friert leicht, bei einer Überfunktion schwitzt er und leidet unter innerer Hitze.
Genau da setzen auch die TCM-Ernährungsempfehlungen an: kühlen bei Hitze, wärmen bei Kälte.
Bei jeder Art der Schilddrüsenerkrankung solltest du aufhören zu rauchen und Alkohol und Kaffee stark reduzieren.
Eine regelmäßige, nährstoffreiche Ernährung, die du auch gut verdauen kannst, hilft deinem Körper und deiner Schilddrüse, sich langsam wieder zu erholen.
TCM-Kräuter, Akupunktur und die richtige Ernährung können dazu beitragen, dass die Dosis der Hormone reduziert werden kann. Ganz von den Medikamenten wegzukommen, ist schwierig bis unmöglich.
Eine Erkrankung der Schilddrüse zeigt aus TCM-Sicht ein inneres Ungleichgewicht an.
Mit der Entscheidung für einen gesunden Lebensstil (Ernährung, Schlaf, Arbeit – Erholung) kannst du dieses Ungleichgewicht wieder in den Griff bekommen und damit viel für deine Gesundheit tun, auch wenn du weiterhin Medikamente nehmen musst.
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Kommentare
Hallo Katharina,
ich habe gerade einen Artikel darüber geschrieben, inwiefern Ashwagandha bei Schilddrüsenunterfunktion helfen kann (https://www.ashwagandha-infos.de/schilddruesenunterfunktion-natuerlich-b...).
Mich würde mal interessieren, ob Ashwagandha, das ja in der Ayurvedischen Kräuterheilkunde eine bedeutende Rolle spielt, auch in der TCM zum Einsatz kommt.
Viele Grüße,
Simon
Lieber Simon,
damit kenne ich mich leider gar nicht aus, liebe Grüße!
Katharina
Hallo Katharina,
sag mal, hast du ein tolles Rezept für Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion/Hashimoto, die auf Arbeit nicht kochen können?
Ich gehe nicht in der Umgebung von meiner Arbeit essen, weil ich nie weiß, was da im Essen ist (Gluten, Glutamat, etc.). Deshalb nehme ich mir immer was mit. Oft esse ich Salate. Was mich aber auskühlt.
Auf das Aufwärmen in der Mikrowelle verzichte ich, weil ich glaube, dass das nicht gut ist und es bekommt mir auch nicht (Blähungen, Bauchschmerzen, Müdigkeit, etc.).
Auch das Frühstücken ist für mich ein Horror. Mir bekommt süßes Frühstück nicht, weil ich dann schnell in den Unterzucker gerate. Stichwort: Insulinresistenz. Ich denke, da finden sich einige Leser wieder, das geht oft mit Hashimoto einher. Reismilch z. B. ist mir viel zu süß. Mir wird da gleich übel von. Haferflocken mit Kuhmilch (die ich ja nicht essen/trinken sollte) mag ich. Haferflocken mit Wasser schmecken einfach furchtbar. Gemüsesuppen habe ich morgens auch schon gegessen. Manchmal geht's gut, manchmal fällt es mir schwer. Einfach, weil ich damit nicht groß geworden bin. Drei Mal warm essen am Tag ist auch gar nicht so leicht, wenn man volltags arbeitet. Ich bin da halbwegs verzweifelt - beim Frühstück wie beim Mittagessen auf Arbeit auch. Abends und am Wochenende koche ich immer frisch mit der Familie.
Ich kenne einige Menschen mit Hashimoto (scheint echt eine Volkskrankheit zu sein) und keiner weiß, was er essen soll bzw. kann, weil nichts zu funktionieren scheint für das Abnehmen, weniger Müdigkeit, einfach für eine Verbesserung der Symptome, etc.
Den einzigen Tipp, den ich bedenkenlos geben kann: Achtet auf reines Wasser! Ich habe sehr mit Wassereinlagerungen zu tun (das hat mit der Einnahme der Schilddrüsenhormonen angefangen) und seit ich reines Wasser trinke, wird es immer besser. Mein Körper scheint sich seitdem in einem Reinigungsprozess zu befinden. Und nachdem ich vor Kurzem eine Doku darüber gesehen habe, was da im Leitungswasser drinnen ist, denke ich mir: Wenn das wahr ist, sollten gerade Menschen mit Autoimmunerkrankungen darauf verzichten...
Ich habe übrigens gute Erfahrungen mit Jod gemacht. Ich denke, das muss jeder für sich selbst rausfinden. Vielleicht ist da auch nicht jeder Körper gleich. Und vielleicht kommt es da auch auf den Grund an, warum man Hashimoto hat. Das kann ja nach neuesten Studien auch durch einen Jodmangel kommen...
Und dann habe ich noch eine Frage: Was hältst du aus TCM-Sicht vom Intervallfasten? Z. B. 16 Stunden Fasten, 8 Stunden (gesund) essen. Indem man z. B. Frühstück oder Abendessen wegfallen lässt. Da scheiden sich ja wirklich wie bei der Jod-Frage und vielem Anderem, was Hashimoto betrifft, die Geister. Ich lese immer öfter, dass das auch für Hashimoto-Patienten empfohlen wird, die ja fast automatisch an einem trägen Stoffwechsel leiden.
Ich danke dir, dass du dir meine Fragen durchliest und sie eventuell sogar beantwortest.
Entschuldige, ich habe mich nicht kürzer fassen können...
Vielen Dank auch für deine Webseite und deinen Blog und die vielen Tipps, die du hier gibst. Ich finde es toll, dass du bei deinen Rezepten beschreibst, wie welche Zutat wirkt und warum bestimmte Lebensmittel gut zusammenpassen. Wirklich toll!
Sei(d) herzlich gegrüßt
Carola
hallo!
würd dir eine individuelle tcm-ernährung empfehlen, die eine genaue zungen- & pulsdiagnostik bei einer spezialistin voraussetzt. hab auf die weise sehr gute erfahrungen gemacht (auch schon davor bei einer schwangerschaft & einer vielzahl an unverträglichkeiten währenddessen).
gerade hashimoto ist von mensch zu mensch unterschiedlich & was dem/der einen gut tut, geht für jemand anderen gar nicht.
hab zb kohlsprossen auf basis der diagnostik empfohlen bekommen, von denen b hashimoto abgeraten wird. statt quinoa, der wärmend ist, hirse. entzündungsfördernde gewürze wie zb zimt, gewürznelken, chilli etc. & alkohol weglassen.
ich koch mir gerne mehr von einer basissuppe aus gemüse mit kräutern wienpetersil, oregano, lorbeer & geb dann je nach lust & laune verschiedenste ingredients hinein, zb avocado oder speck, sardinen, parmesan, schafkäse, pinienkerne, cashews, rindsverschiertes, sonnenblumenkerne od kürbiskerne oder auch ein ei dazu. davon ess ich mehrmals & kanns ggf auch in einem behälter mitnehmen).
es kommt drauf an, welche „schwäche“ vorrangig ist (zb magen od nieren etc) bzw. was gestärkt werden soll.
alles gute!
Liebe Carola,
danke für deinen Kommentar und das Teilen deiner Erfahrungen! Das ist immer sehr wertvoll für andere LeserInnen, die Ähnliches erleben.
Zum Intervallfasten habe ich gerade einen Artikel im Blog geschrieben: https://www.ernaehrungsberatung-wien.at/blog/intermittierendes-fasten-au...
Zu Hashimoto weiß ich leider selber nicht sehr viel, ich habe das Gefühl, am besten kennen sich die selber Betroffenen aus. Da gibt es einige Blogs dazu, soweit ich weiß.
Liebe Grüße und alles Gute,
Katharina
Hallo
Ihr Blog ist toll!
Können Sie sagen, ob Braunhirse bedenklich ist bei Schilddrüsenunterfunktion?
Auch ob Ashawanga oder Shatavari bei Zyklzsausfall und Schilddrüsenproblemen angezeigt ist?
Viele Grüsse
Jenny
Liebe Jenny,
danke für Ihren Kommentar!
Ich weiß nichts davon, dass Braunhirse für die Schilddrüse irgendeine unerwünschte Wirkung haben kann. Darf ich fragen, wie Sie auf die Idee kommen?
Ashawanga und Shatavari kenne ich nicht.
Liebe Grüße,
Katharina
Hallo Katharina.
Hirse, Mais...usw. verhindern die Jodumwandlung meiner Meinung.
Und deshalb sehr ungünstig für die Schildrüse.
Auch Brokkoli und alle Kohlsorten gehören dazu.
Ashwanganda unterstützt die Nebennueren...
Lg
Hey, ich weiß nicht viel darüber aber meine Cousine hat das auch. Sie hat mir auch von Schilddrüsenworkshops erzählt was ich sehr interessant fand. Sie fand das sehr hilfreich. Alles gute !
Liebe Anna,
danke für deinen Kommentar!
Liebe Grüße,
Katharina
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