Neurodermitis und die Erstverschlimmerung: Ist es normal, dass die Haut durch die Ernährungsumstellung schlechter wird?

Foto von einer Hand auf einem rauen Baumstamm - eine Metapher für die trockene, juckende Haut bei Neurodermitis

In meinem Onlineprogramm "Trust your Body" erlebe ich immer wieder großen Frust bei den TeilnehmerInnen. In unseren Frage-Antwort-Webinaren ähneln sich die Geschichten:

„Jetzt esse ich seit 2 Monaten wirklich diszipliniert und brav nach den TCM-Regeln und trotzdem ist meine Haut so schlecht wie noch nie. Wie gibt es das?“

Zum Glück sind auch immer solche KursteilnehmerInnen dabei, die schon mehrere Monate dabei sind und von Erfolgen berichten können. Diese stellen sich nämlich in fast jedem Fall ein (zu dem „fast“ komme ich gleich…), wenn, ja wenn, man einfach dran bleibt! Und dafür ist die Unterstützung in der Gruppe in den Webinaren sehr hilfreich, das erlebe ich immer wieder. Durch die Erfolgsgeschichten jener, die schon länger dabei sind, bleibt man motiviert und weiß, dass nichts falsch läuft.

Und ich kenne das ja auch von mir selber - bei mir hat es ca. 1 Jahr lang gedauert, bis die Haut wirklich stabil besser war, und auch danach kamen noch so einige Rückfälle. Diese werden aber mit der Zeit seltener und harmloser, bis eines Tages nur noch ein sanftes Jucken übrigbleibt, wenn man wiedermal zu scharf gegessen hat oder viel Stress hat (in dem Stadium bin ich inzwischen). 

Es ist ganz normal, dass die Haut zu Beginn sogar schlechter wird. Und „Beginn“ meint eben nicht nur die ersten Tage, sondern kann auch ein paar Monate umfassen. Das ist individuell sehr unterschiedlich!

(Und ja, es gibt auch jene Menschen, deren Haut schon nach wenigen Wochen wesentlich besser wird und die gar keine Erstverschlimmerung haben. Es ist aber die Minderheit.)

Woher kommt diese Erstverschlimmerung?

Ich möchte dir die Erklärung aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) geben.

Die Ursachen für die Ekzeme, den Juckreiz und die Entzündungen der Neurodermitis sind Feuchtigkeit und Hitze. Das heißt, der Körper hat aus verschiedenen Gründen zu viel Feuchtigkeit (ähnlich wie „Schlacken“, nähere Erklärung von Feuchtigkeit) und zu viel Hitze in sich angesammelt, die nun durch die Haut ausgeleitet werden müssen. Normalerweise sollte das die Verdauung (das Milz-Qi) erledigen, doch diese ist bei NeurodermitikerInnen nicht leistungsfähig genug oder schlichtweg durch einen ungünstigen Lebensstil überfordert.

Als Therapie versuchen wir nun, diese Feuchtigkeit und Hitze aus dem Körper auszuleiten und im nächsten Schritt auch keine neue mehr anzusammeln. Das Mittel der Wahl dazu ist die Ernährungsumstellung. 

Aber wie leitet der Körper eigentlich Feuchtigkeit und Hitze aus?

Genau darin liegt die Antwort auf den Grund der Erstverschlimmerung. Dein Körper macht das nämlich primär über die Haut, zumindest bei uns NeurodermitikerInnen (oder Menschen mit Psoriasis, Akne, Rosazea etc., auch diese profitieren übrigens von einer TCM-Ernährungsumstellung).

Die Haut ist unsere „Schwachstelle“, wobei ich sie lieber „Starkstelle“ nennen würde, weil sie unserem Körper hilft, gesund zu bleiben. Die Haut ist eine Heldin! Wenn Hitze und Feuchtigkeit nämlich im Körperinneren bleiben, können schwere Krankheiten entstehen. „Feuchte Hitze“ ist aus Sicht der TCM an allen schweren Krankheiten und Autoimmunerkrankungen beteiligt.

Bei anderen Menschen funktioniert diese Ausleitung über die Verdauung, den Stuhl und den Urin oder auch über vermehrtes Schwitzen und Auswurf aus der Lunge (Schleim, Sekret durch Mund und Nase). Bei uns über die Haut, danke, liebe Haut!

Wenn deine Haut also angeregt durch die neue Ernährung anfängt, Hitze und Feuchtigkeit auszuleiten, macht sie das wahrscheinlich über neue Ekzeme, gefüllte Bläschen (Zeichen für Feuchtigkeit!), Juckreiz und Entzündungen. Das kann sehr unangenehm sein, ist aber in Wirklichkeit ein Zeichen dafür, dass dein Körper anfängt, so richtig zu entgiften und die alten Stoffe auszuleiten.

Du kannst dir das so vorstellen, dass dein Körper im Laufe deines Lebens durch falsche Ernährung, Stress und Umweltbedingungen mehrere Schichten an Feuchtigkeit und Hitze angehäuft hat. Und jede dieser Schichten muss jetzt wieder abgebaut werden.

Die gute Nachricht ist: Wenn eine Schicht weg ist, ist es erledigt! Und wenn du dranbleibst und deine Ernährung dauerhaft umstellst, bleiben bald keine Feuchtigkeit und Hitze mehr übrig, die deine Haut ausleiten muss. So kann sie sich erholen und muss nicht mehr mithelfen, dich gesund zu erhalten. Deine Haut wird wieder zart und weich. (Ja, das funktioniert wirklich und es entzückt mich immer wieder!)

Ich möchte hier wirklich sagen, dass eine solche Herangehensweise ganz schön viel Mut erfordert. Es erstaunt und erfreut mich immer wieder, die unterschiedlichen Wege der TeilnehmerInnen mitzuerleben. Der Wechsel von „es funktioniert nicht und alles wird nur schlimmer, so ein Sch....“ zu „jetzt ist meine Haut wirklich besser geworden, ich brauche kein Cortison mehr, ich schlafe endlich wieder durch“ ist jedes Mal aufs Neue ein echtes Highlight für mich und zeigt mir, warum ich diese Arbeit mache.

Nun möchte ich noch zu dem Wörtchen „fast“ aus dem zweiten Absatz kommen („die Erfolge stellen sich in fast jedem Fall ein“).

Warum funktioniert die TCM-Ernährungsumstellung nicht bei jedem?

Ich würde dir so gerne eine Garantie geben, dass auch deine Haut zu 100 % besser wird, wenn du dich nur genau an alle Empfehlungen aus dem Kurs hältst. Aber das geht einfach nicht.

Der Grund liegt darin, dass Ernährung nicht alles im Leben ist. Jeder Mensch bringt seine eigene Geschichte mit, die von traumatischen Erlebnissen in der Kindheit über ungesunde Umweltbedingungen bis zu überstandenen Krankheiten oder Unfällen sowie stressigen Arbeitsbedingungen und schwierigen Beziehungen sehr viele Umstände enthält. Alle diese Umstände wirken ebenso auf die Haut wie die Ernährung! Und selbst die Ernährung wirkt nicht bei jedem Menschen in gleichem Umfang, eben weil wir alle unterschiedlich sind. 

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist eine ganzheitliche Medizin, die Körper, Geist und Seele als eine Einheit sieht. Deine Emotionen beeinflussen ganz direkt deine körperliche Energie, sie können dich wärmen oder kühlen, das Qi zum Stagnieren bringen oder deine Feuchtigkeit verstärken. Deshalb möchte ich dich anregen, bei Neurodermitis (und bei allen anderen chronischen Krankheiten) immer auch deine Seele und deine Gefühle mit anzuschauen. So gibt es im "Trust your Body" auch ein Modul zur Achtsamkeit, weil es mir so wichtig erscheint.

Schreibe deine Fragen zu diesem Artikel oder deine Anmerkungen gerne in die Kommentare, ich antworte gerne darauf.

Wenn du gemeinsam mit mir deine Ernährung umstellen willst, um deine Haut Schritt für Schritt zu verbessern, freue ich mich, dich in meinem Online-Programm  "Trust your Body - Finde deine typgerechte Ernährung nach TCM" zu begrüßen. 3 Monate lang bekommst du Videos, Audios und Texte mit alltagstauglichen und typgerechten Tipps und ich unterstütze dich in 3 Frage-Antwort-Webinaren und einer privaten Facebook-Gruppe. Du kannst jederzeit mit dem Kurs beginnen. Ich freue mich auf dich!

Kommentare

Liebe Katharina,
ich weiß dass Histamin meine Neurodermitis verschlimmert. Folglich reagiere ich wie die meisten hier auch in Stresszeiten besonders stark. Ich bin eher der salzige Typ und zur Zeit eher erschöpft, schlapp. Ich hatte an Kraftsuppen gedacht, Rinderknochen oder Hühnersuppe, bin wegen dem Histamin jetzt jedoch verunsichert. Was ist Deine Erfahrung?
Beste Grüße und großes Danke Christina

Liebe Christina,
danke für deinen Kommentar!
Was Kraftsuppen mit Fleisch betrifft, so wirken sie nach TCM erhitzend, weshalb ich sie bei Neurodermitis nicht empfehlen würde. Besser wären Kraftsuppen aus Gemüse (ohne Zwiebel, Knoblauch, scharfe Gewürze). Zur Histaminintoleranz bei Kraftsuppen habe ich keine Erfahrungen - du kannst aber auch kurz gekochte Gemüsesuppen essen, auch das ist schon sehr wertvoll.
Liebe Grüße,
Katharina

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Liebe Katharina,
Vielen Dank für deine tolle Seite und deine Hingabe mit der du das ganze erklärst!
Ich habe vor 10 Monaten meine Ernährung auf TCM umgestellt und es tut mir sehr gut.
Ausnahmen gibt es am Wochenende, aber da ist viel Shen dabei und kein schlechtes Gewissen.
Ich leide sehr an Ödemen und sehr breiigen Durchfall. Aber das ist schon viel besser geworden. Seit 2 Monaten habe ich allerdings eine Verschlechterung der Haut festgestellt. Am Kopf Schuppenflechtartige Zonen und sehr viele Pickel an der Pofalte, hatte ich noch NIE!).
Zuvor habe ich mich nur von Rohkost, Brot ind Milchprodukten ernährt (Sportlerernährung).
Woher kommt die Verschlechterung der Haut? Ausleiten von Feuchtigkeit oder doch falsche Ernährung? Ich esse morgens und abends Congee (mal süß mal salzig) und mittags Gemüseeintöpfe oder Hülsenfrüchte, viel Nüsse. Leider bin ich immer am kämpfen damit, mein Gewicht zu halten. Es ist frustrierend....
Zur Zeit fällt es mir schwer, dran zu bleiben... aber das wäre schade jetzt aufzugeben!
Hast du einen Tip für mich?
Vielen lieben Dank schon mal an dich!
Liebe Grüße Michaela

Liebe Michaela,
danke für deinen netten Kommentar!
Ich denke, dein Körper leitet gerade wieder eine Schicht an alter Feuchtigkeit und Hitze aus (interessanterweise kann ja auch durch zu viel Rohkost und kaltes Essen innere Hitze entstehen). Die Ödeme und der breiige Stuhl zeigen auch, dass noch einiges an Feuchtigkeit da ist. Geduld ist gefragt, ich weiß, dass das nicht einfach ist. Vielleicht magst du dir mal alles aufschreiben, was in den letzten 10 Monaten schon besser geworden ist, um deine Motivation zu behalten. Bleibe dran, du wirst sehen, da wird sich noch einiges regulieren und weiter verbessern! Und falls du mal ganz lustlos bist und dich die TCM-Ernährung nervt, hier noch ein unkonventioneller Tipp: Pfeife einfach mal drauf und iss 1-2 Tage nur das, worauf du Lust hast. Normalerweise renkt sich das dann schnell wieder ein, weil man merkt, wie schlecht man sich mit der herkömmlichen Ernährung fühlt, bzw. geht der Gusto darauf dann schnell wieder vorbei.
Liebe Grüße und alles Gute,
Katharina

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Meine Enkelin, 3 Jahre alt, hatte schon als Baby öfter rauhe Stellen auf der Haut, eher Beine.
Daher kaum Seife, immer eincremen.
Ich habe etwas Apfelessig ins Badewasser gegeben, sie hat auch gerne am Waschlappen genuckelt.
Dann doch Neurodermitis als Diagnose, teils juckt es doch und kratzt sich auf. Eigener Badezusatz und Creme "weisse Malve"
hilft etwas.
Sie hat Probleme mit Verdauung, harter Stuhl.
Laut Kinesiologe soll sie Milcheiweiss meiden - schwierig. Trinkt am Abend Flasche (Kindermilchpulver)
Ekzem ist Hitze und Feuchtigkeit, aber Verstopfung wäre doch wieder zu trocken, oder?
Was sollen wir bei einem Kleinkind beachten?
Da kann es ja noch nicht so viel Schlacken geben.
Vielen Dank, lg Monika

Liebe Monika,
danke für deinen Kommentar!
Als ersten Schritt würde ich tatsächlich die Milchflasche weglassen bzw. mit Reismilch-Wasser-Mischung ersetzen. Sie braucht mit 3 Jahren keine Flasche mehr, auch wenn es natürlich eine starke Gewohnheit sein kann.
Mehr Tipps für Kinder mit Neurodermitis findest du in diesem Artikel: https://www.ernaehrungsberatung-wien.at/blog/was-ihr-neurodermitis-kind-...
Prinzipiell würde ich auf TCM-Ernährung umsteigen, also ein gekochtes Frühstück etwa aus Reisflocken- oder Polentabrei, weniger Brotmahlzeiten, mehr gekochte Speisen, weniger Zucker und auf jeden Fall keine Säfte/Softdrinks/Kuhmilch, keine Orangen...
Liebe Grüße und alles Gute,
Katharina

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Wow, danke Katharina! Die Erklärung hat mir echt geholfen. Ich hab Asthma uns Rosacea und mache seit ein paar Wochen eine TCM Kräutertherapie. Und bin andauernd erkältet und verschleimt. Ich war schon eher verzweifelt. Jetzt weiß ich, dass das womöglich etwas gutes ist!

Vielen Dank für deine Beiträge. Ich lese immer gerne bei dir rein.

Liebe Brigitte,
vielen Dank für deinen Kommentar, ich freue mich sehr, dass dir die Erklärung weiterhilft!
Liebe Grüße und alles Gute für deine Kräutertherapie,
Katharina

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