Macht Weizen krank? Die Wirkung von Weizen nach TCM und 6 Tipps
Geschrieben von Katharina Ziegelbauer am 07. April 2015 - 64 Kommentare
Weizen hat einen schlechten Ruf. In Bestsellern wie der "Weizenwampe" (Rezension) wird er für Übergewicht, Diabetes, Herzkrankheiten und vieles mehr verantwortlich gemacht.
Weizen weg – alles gut? Das bezweifle ich.
Es ist für mich typisch für unsere westliche Denkweise, dass ein einziges Nahrungsmittel entweder komplett verdammt wird oder in den Himmel gehoben (Stichwort Superfoods).
Den vielfältigen Ursachen von Gesundheit und Krankheit kommt man damit nicht näher. Ernährung besteht nicht nur aus einzelnen Inhaltsstoffen.
Sonst könnten wir uns ja alle von Pillen ernähren.
Und Ernährung ist nur ein Teil des gesamten Lebensstils, zu dem Emotionen, Arbeitsbedingungen, Schlaf, Beziehungen und vieles mehr gehören.
Verzichtest du auch auf Weizen und/oder Gluten, um deiner Gesundheit etwas Gutes zu tun?
Notwendig ist das nur, wenn du eine echte Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie hast. Das betrifft zum Glück nur sehr wenige Menschen.
Aber was ist passiert, dass dieses traditionelle Getreide dermaßen in Verruf geraten ist?
1. Einerseits wurde der Gehalt von Gluten (Klebereiweiß) im Weizen in den letzten Jahrzehnten durch Züchtungen immer mehr erhöht. Gluten sorgt dafür, dass das Brot schön weich und luftig wird.
Einige Menschen können Gluten in dieser Menge nicht gut verdauen und bekommen Verdauungsprobleme. Wenn du den Verdacht hast, auch unter einer Glutensensitivität zu leiden, lasse für 2 Wochen Gluten ganz weg (also auch Roggen, Hafer, Dinkel, Gerste). Achte auch auf Fertigprodukte, in denen Gluten oft als Füllstoff verwendet wird.
Nach den 2 Wochen sollten deine Verdauungsbeschwerden weg sein. Wenn das nicht so ist, ist Gluten nicht der Schuldige.
Aber vielleicht ist es das Brot?
Brot gilt nach TCM als schwer bekömmlich, egal welche Sorte. Deshalb profitieren die meisten Menschen mit Verdauungsproblemen auch schon durch ein Reduzieren der Brotmahlzeiten - Gluten hin oder her. (Wirkung von Brot nach TCM)
2. Andererseits entstand der schlechte Ruf des Weizens meiner Meinung nach durch den extrem hohen Verzehr. Semmeln, Teigwaren, Knödel, Brot, Kekse, Mehlspeisen, Pizza und mehr landen täglich auf unseren Tellern und tun uns in dieser Häufung nicht gut.
Warum uns weißes Weizenmehl im Übermaß schadet:
Weizenmehl wirkt nach TCM befeuchtend und verschleimend. Je weißer das Mehl, desto verschleimender. Das führt auf Dauer zu Übergewicht, Verdauungsproblemen, Ödemen, verschleimter Lunge, Lipomen und anderen Beschwerden.
ABER: In Maßen genossen schadet Weizen unserer Gesundheit überhaupt nicht! Lasse dich nicht von dem Anti-Weizen-Hype (und Anti-Gluten-Hype) verunsichern!
"Die Dosis macht das Gift." (Paracelsus)
6 Tipps zum gesunden Umgang mit Weizen:
- Iss Produkte aus weißem Weizenmehl, wie Semmeln und Toast, nur selten.
- Hebe dir Speisen aus Weizenmehl und Zucker für besondere Gelegenheiten auf. Zucker verstärkt die befeuchtende Wirkung von Weizen.
- Bevorzuge Roggenbrot, am besten mit Sauerteig gebacken und in Bio-Qualität.
- Bevorzuge beim Kochen und Backen Vollkornmehl und nimm öfters Dinkelmehl statt Weizenmehl (oder mische die beiden).
- Couscous, Weizengrieß und Bulgur sind gut bekömmliche Weizenprodukte.
- Wechsle die Getreidearten regelmäßig. Iss auch Reis, Dinkel, Hafer, Polenta, Gerste und Quinoa. So sicherst du eine optimale Versorgung mit allen Nährstoffen.
Der ursprüngliche Weizen war übrigens Einkorn, daraus ging Emmer hervor. Diese Sorten sind im Naturkosthandel erhältlich und haben weniger Gluten als der herkömmliche Weizen.
Wirkung von Weizen nach TCM:
- Weizen wirkt kühlend und stärkt besonders das Herz, aber auch Niere und Leber.
- Seine befeuchtende Wirkung hilft bei trockenem Hals und Mund, Durst und Gewichtsverlust.
- Er hilft bei Schlafstörungen (Weizentee), innerer Unruhe und Reizbarkeit.
- Weizen baut außerdem Blut auf und hilft bei Herzklopfen und trockenen Augen.
- Bei Krebs und Übergewicht ist er eher zu meiden. Auch NeurodermitikerInnen kann ein Weizenverzicht gut tun.
Gekeimter Weizen wirkt noch stärker kühlend und soll bei Migräne und geruchsintensivem Schwitzen helfen. Außerdem leitet er Toxine aus, z.B. nach zu viel Alkohol.
(Quelle: Praxisbuch Nahrungsmittel und Chinesische Medizin)
Quintessenz:
- Genieße ab und zu deine Semmel, aber übertreibe es nicht.
- Iss nicht jeden Tag Brot und Nudeln.
- Achte auf deine Verdauung.
Welche Erfahrungen hast du mit Weizen und Gluten gemacht? Ich freue mich auf deinen Kommentar zu diesem umstrittenen Thema.
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Kommentare
Liebe Katharina,
immer wieder lese ich Deinen Tip mit dem Reis bei feuchter Hitze. Ich esse wirklichviel Reis, der mir super bekommt, aber es ist nicht immer Vollkornreis, weil unser China/Thaimittagstisch mit Basmati/ Jasminreis serviert wird. Das Gemüse wird immmer frisch im WOK kurz gedünstet. Ist also weißer Reis ( Langkorn, Basmati, Jasmin....) dann wirkungslos? Liebe Grüße Günther
Lieber Günther,
nach TCM ist auch weißer Reis empfehlenswert, baut Qi auf und reduziert Feuchtigkeit und überschüssige Hitze im Körper.
Liebe Grüße,
Katharina
Danke für die spannende Auskunft. Das ist ja beruhigend. Ich esse bestimmt 5 x die Woche Reis, was ja dann als sehr gut und positiv zu bewerten ist. Liebe Grüße
Liebe Katharina
Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort.
Ich werde versuchen Ihre Tipps im Alltag umzusetzen.
Ich finde übrigens ganz toll von Ihnen immer so prompt und ausführlich zu antworten. Die Umsetzung im Alltag wird damit sehr erleichtert erst recht wenn man am Anfang steht.
Danke und schönes Wochenende
Liebe Grüsse
Erica
Vorweg: Ich lese Ihre NL's sehr gerne, auch wenn ich weit weg bin. Gute Inhalt, kurz und bündig! Ein wirklich gelungenes Beispiel für Newsletter. :-)
Seit ca. 6 Monaten esse ich kein Gluten mehr und werde auch dabei bleiben. Meine Verdauung war alles andere als gut und da ich Weizenunverträglich war, hatte ich mich entschlossen (nach einem Artikel - Weizen- und Glutenunverträglichkeit können einhergehen) eine Auslassdiät zu machen. Und siehe da: Verdauung ist seit dem wieder i.O.
Und ich hatte vorher allerdings nur noch Biobrot gegessen und meistens Dinkel oder Roggen . Also am Industieweizen kann es nicht gelegen haben.
Außerdem reagiere ich ebenfalls auf Hafer (leider, ich mag Hafer sehr gerne), auch auf nachweislich glutenfreien.
Zudem erhoffe ich mir, dass die glutenfreie Ernährung Auswirkungen auf Hashimoto hat. Ich werde es sehen …
Also ausprobieren und selbst spüren geht vor jegliche wissenschaftliche Meinung. Meine Meinung :-).
LG
Liebe Regine,
vielen Dank für Ihren Kommentar und das nette Feedback zu meinem Newsletter - das freut mich sehr! :)
Ich finde es toll, dass Sie Ihre Ernährung umgestellt haben und Ihre Verdauung damit wieder besser ist. Für mich geht es immer darum, die Signale des Körpers ernst zu nehmen und sie nicht einfach zu übergehen. Insofern bin ich ganz bei Ihnen!
Alles Gute auch für Ihren Hashimoto - es gibt ja wirklich Hinweise, dass Gluten und Hashimoto zusammenhängen.
Liebe Grüße,
Katharina
Sehr geehrte Frau Ziegelbauer,
sei wann ist Hafer oder Gerste glutenhaltig????? Nach meinem Wissen sind es:
Weizen, Kamut, Emmer, Dinkel, Roggen, Einkorn und Grünkern.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Josef Kornwachs
Lieber Herr Kornwachs,
doch doch, auch Gerste und Hafer sind glutenhaltig! Aber sie haben viel weniger Gluten als Weizen und Dinkel.
Liebe Grüße und danke für Ihren Kommentar!
Katharina Ziegelbauer
Liebe Katharina,
möchte noch etwas zum Hafer sagen.
So viel ich weiß ist reiner Hafer doch glutenfrei.
Allerdings wird Hafer oft mit Geräten, die glutenhaltiges Getreide enthielten, verarbeitet,
Daher kann man es beim herkömmlichen Hafer, den es zu kaufen gibt, NICHT ausschließen.
In unserem Bioladen in Köln gibts es *glutenfreien Hafer*, der speziell in eigenen Mühlen verarbeitet wird.
LG Ulrike
Liebe Ulrike,
danke für Ihren Kommentar und die Aufklärung zum Hafer!
Liebe Grüße,
Katharina
PS: Sie können Ihren Bioladen gerne hier verlinken. :)
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