Gemüse kühlt, Fleisch wärmt: Wie du die thermische Wirkung der Nahrungsmittel für deine Gesundheit nutzen kannst

Die thermische Wirkung der Nahrungsmittel nach TCM

Vor einiger Zeit hatte ich wieder einmal ein Aha-Erlebnis in der Ernährungsberatung: Eine Klientin erzählte mir, dass sie beim Genuss von Ingwer rote Blasen auf der Haut bekommt. So ähnlich wie Brandblasen.

Das ist ein eindrücklicher Beweis für die thermische Wirkung von Nahrungsmitteln: Ingwer wirkt erhitzend! Und ich habe gelernt, dass manche Menschen sehr sensibel auf diese Wirkung reagieren. Ich finde das faszinierend, du auch?

Was wohl jeder von uns kennt, ist die wärmende Wirkung einer scharfen Speise wie zum Beispiel Chili con carne. Da fangen wir zu schwitzen an und bekommen vielleicht sogar eine kleine Hitzewallung.

Pfefferminztee wirkt hingegen kühlend, was in den arabischen Ländern altbekannt ist.

Laut der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) hat jedes Nahrungsmittel und jedes Getränk eine thermische Wirkung. Diese kommt nicht von der Temperatur des Essens - auch heiße Getränke können kühlen, so wie kühl gegessene Speisen wärmen können.

Die TCM unterscheidet 5 thermische Wirkungen:

  • kalt
  • kühlend
  • neutral
  • wärmend
  • heiß

Die thermische Wirkung ist eines der wichtigsten therapeutischen Mittel in der Ernährungsberatung nach TCM. Das heißt, du kannst mit dem Wissen darum direkt deine Gesundheit und dein Wohlbefinden beeinflussen.

In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, wie einfach die Umsetzung dieses Prinzips ist.

Einteilung der Nahrungsmittel nach thermischer Wirkung von kalt bis heiß:

  • Fruchtsäfte wirken kalt
  • Früchte wirken kalt bis kühlend
  • Gesäuerte Milchprodukte (Jogurt, Buttermilch...) wirken kalt bis kühlend
  • Früchte- und Kräutertees wirken kühlend
  • Gemüse wirkt kalt bis neutral
  • Milchprodukte wirken neutral 
  • Getreide und Hülsenfrüchte wirken neutral
  • Öle und Fette wirken neutral
  • Nüsse und Samen wirken neutral bis wärmend
  • Fleisch und Fisch wirken wärmend
  • Gewürze wirken wärmend bis heiß
  • Kaffee und Kakao wirken heiß

Von dieser Basis-Einteilung gibt es einige Ausreißer:

  • Gewürztees (Yogitees) wirken wärmend bis heiß
  • Fenchel, Lauch (Porree), Zwiebel, dunkler Kürbis, Rotkraut und Kohl wirken wärmend
  • Kirschen, Marillen und Pfirsich wirken wärmend
  • Schaf- und Ziegenmilch wirken wärmend
  • Hafer wirkt leicht wärmend, Gerste und Weizen wirken kühlend
  • Entenfleisch ist kühlend
  • Kurkuma, Minze und Salbei sind kühlend

Quellen: Chinesische Diätetik, Ute Engelhardt und Carl-Hermann Hempen; Mit der 5-Elemente-Ernährung zur Wohlfühlfigur, Barbara Temelie; Praxisbuch Nahrungsmittel und Chinesische Medizin, von Blarer Zalokar u.a.

Anmerkung: Die Angaben zur thermischen Wirkung der Nahrungsmittel schwanken von Quelle zu Quelle. Besonders Nahrungsmittel, die im alten China unbekannt waren, werden teilweise unterschiedlich eingestuft. Die Unterschiede sind aber meist nur graduell.

Wie du die thermische Wirkung beeinflussen kannst:

wärmer machen:

  • kochen, dünsten, dampfgaren, schmoren, blanchieren, backen
  • zerkleinern, reiben, pürieren
  • in Essig einlegen, trocknen (z.B. Trockenfrüchte, Kräuter)

deutlich wärmer bis erhitzend machen:

  • grillen, rösten, braten, frittieren, in Alkohol zubereiten
  • scharfe Gewürze verwenden

kühlender machen:

  • keimen lassen, in Wasser einlegen, in Sojasauce einlegen

deutlich kühlender bis kalt machen:

  • tiefkühlen, in Salz einlegen

Praktische Beispiele:

Rohe Tomaten sind nach TCM kalt. Durch Kochen zu einer Sauce oder Suppe werden sie wärmer und wirken leicht kühlend bis neutral. 

Linsen sind neutral. Durch Keimen werden sie kühlend.

Rindfleisch ist wärmend. Durch scharfes Anbraten als Steak wird es erhitzend.

Apfel ist kühlend, gerieben etwas weniger kühlend. Als Kompott gekocht ist er neutral. Durch die Zugabe von Zimt und Gewürznelken wird das Kompott wärmend.

Welche thermische Wirkung solltest du bevorzugen?

Eine Grundregel, mit der du nichts falsch machen kannst, lautet:

Bevorzuge Nahrungsmittel mit neutraler Wirkung, kombiniert mit kühlenden und wärmenden Nahrungsmitteln. Iss heiße oder kalte Nahrungsmittel nur in Maßen.

Die neutrale Thermik stützt besonders unsere Mitte, also die Verdauung, den Magen und das Milz-Qi. Neutrale Nahrungsmittel nähren, gleichen aus und bauen sowohl Yin als auch Yang auf.

Frierst du leicht und hast oft kalte Füße?

Dann bevorzuge Nahrungsmittel mit neutraler bis wärmender Thermik und verzichte auf alles stark Kühlende bis Kalte.

Ziehst du dir grundsätzlich weniger an als deine Mitmenschen, weil dir schnell zu warm wird?

Dann bevorzuge Nahrungsmittel mit neutraler bis kühlender Thermik und verzichte auf alles stark Wärmende bis Erhitzende.

Du siehst, es ist wirklich einfach!

Wenn du zum Frieren neigen, aber zwischendurch Hitzewallungen hast, halte dich an die Mitte. Die neutrale Thermik ist auch für alle gut, die für die ganze Familie kochen.

Wann solltest du wärmende bis heiße Nahrungsmittel verwenden?

Wärmende und heiße Nahrung stärkt allgemein die Yang-Energie.

Die wärmende und heiße Wirkung eignet sich für:

  • Vertreibung von eingedrungener Kälte (z.B. Ingwertee bei frischer Verkühlung)
  • Steigerung der Körperwärme, v.a. in der kalten Jahreszeit
  • Anregung der Verdauungskraft
  • Dynamisierung des Organismus (z.B. bei Müdigkeit)

Achtung mit heißen Nahrungsmitteln bei: Hautproblemen, Migräne, innerer Unruhe, Schlafstörungen, Sodbrennen, Magenbeschwerden, Verstopfung, Heißhunger, Autoimmunerkrankungen

Wann solltest du kühlende bis kalte Nahrungsmittel verwenden?

Kühlende und kalte Nahrung stärkt allgemein die Yin-Energie (Yin und Yang – was ist das überhaupt? (Video)).

Die kühlende und kalte Wirkung eignet sich für:

  • Kühlen von Sommerhitze (z.B. Wassermelone, Gurke)
  • Kühlen von innerer Hitze (z.B. Kamillentee bei Fieber)
  • Aufbau von Körpersäften bei innerer Trockenheit (z.B. trockene Haut, trockener Stuhl)
  • Beruhigung der Nerven
  • Entgiftung

Achtung mit kalten Nahrungsmitteln bei: Durchfallneigung, Blähungen, häufigen Erkältungen, Übergewicht, depressiver Verstimmung, Ödemen, unerfüllter Kinderwunsch, nächtliches Harnlassen

Quintessenz:

Jedes Nahrungsmittel und jedes Getränk hat eine thermische Wirkung auf den Körper, von kalt bis heiß.

Nahrungsmittel der neutralen Thermik sollten den Hauptanteil unserer täglichen Ernährung bilden, also gekochtes Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse, Nüsse und Samen, Fette.

Kombiniere dazu wärmende Nahrungsmittel wie Fisch, Fleisch und Gewürze sowie kühlende Nahrungsmittel wie grünen Salat und Jogurtsauce.

Durch die Zubereitung kannst du die Wirkung der Nahrung in Richtung wärmer oder kühlender verändern. Ofengemüse ist zum Beispiel wärmender als gekochtes Gemüse, welches wieder wärmender ist als rohes Gemüse.

Verwende die heiße und kalte Thermik nur in Maßen (z.B. scharfe Gewürze, Banane). So vermeidest du das Entstehen von innerer Hitze und Kälte.

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Kommentare

Hallo Katharina,
Zuerst einmal will ich mich für deine tolle Seite bedanken! Hier sind so viele nützliche Informationen- vielen Dank!
Du schreibst, dass Mineralwasser kühlend wirkt. Ich trinke seit über 10 Jahren nur stilles Mineralwasser. Seit 3-4 Jahren ist mir ständig kalt, sogar im Sommer. Welches Wasser könntest du mir empfehlen, welches nicht kühlend wirkt?
Danke und liebe Grüße, Nina

Hallo, versuch ein kleines Stück Ingwer ins Wasser zu legen, ein paar frische oder getrocknete Scheiben reichen für einen Liter (das Wasser verfärbt sich wahrscheinlich wenn es ein wenig durchzieht).

Ich hab es neulich versucht und habe recht schnell einen spürbaren Hitzeschwung bekommen. Meiner Familie erging es ebenso. (Wir dachten Ingwer kühlt, bei der Recherche bin ich dann auf diese Seite gestossen und wurde eines besseren belehrt :-))

Liebe Liza!

Genau. Ich finde auch, dass man beim Ingwer besonders schnell und gut merkt, dass er wärmend (frisch) bis erhitzend (getrocknet) wirkt. Deshalb wird Ingwertee auch gerne im Winter getrunken und bei Kälte-Symptomen empfohlen.

Liebe Grüße
Christina (Assistentin von Katharina)

Bild des Benutzers Christina Z.

Liebe Nina,

danke für deinen Kommentar und dein nettes Feedback, das freut mich!

Die TCM empfiehlt Leitungswasser, sofern es in deiner Gegend trinkbar ist. Es ist zwar auch kühlend, aber weniger als Mineralwasser. Wenn dir so viel kalt ist, könntest du das Wasser 10 Minuten köcheln lassen, so wird es wärmender und noch bekömmlicher (auch bei Verdauungsbeschwerden empfehlenswert). Und das Wasser sowieso nie kalt trinken, sondern warm bis heiß.

Liebe Grüße,

Katharina

Bild des Benutzers Katharina

Vielen Dank für die Antwort. Wie wirkt Quellwasser? Ebenfalls kalt/kühlend?

Ja, auch kühlend!

Bild des Benutzers Katharina

Liebe Katharina,

ich habe im Moment, dass Problem, dass eher zu wenig Magensäure produziert wird und ich gerade 5-6 Kilo Untergewicht habe.
Die Verdauungskraft müsste ja dennoch angeregt werden..was für wärmende Nahrungsmittel sprechen würde. (Esse morgens immer Hirseflocken mit Äpfeln und Trockenobst (Aprikose, Pflaume, Äpfel). Ich habe nämlich gelesen, dass das ja auch auf den Magen wirken soll, bzw. Pflaumen usw. Gut bei Verstopfung und Trockener Haut wirken sollen ( sind aber wärmend)?)

Jetzt sind aber doch kühlende Lebensmittel besser, da wärmende noch mehr austrocknen können ?

Mir wurde geraten den Magen anzusäuern mit Sauerkraut/-Saft, Apfelessig usw ..
Und seitdem ich das mache merke ich auch dass sich etwas tut.

Nun bin ich doch etwas verwirrt. Und habe das Gefühl, dass ich einfach nicht die Mitte von allem finde ..also teilweise dann doch wieder übersäuert??

Vielleicht hast du einen Rat?

Ich freue mich und vielen Dank im Voraus.

GLG Anne

Liebe Anne,
danke für deinen Kommentar!
Durch die gekochten Mahlzeiten regst du immer die Verdauung an und unterstützt deinen Magen. Zu wenig Magensäure ist nach TCM ein Magen-Qi-Mangel, da sind regelmäßige Mahlzeiten besonders wichtig (kein Fasten, kein Auslassen von Mahlzeiten). Ich würde mir nicht zu viele Gedanken machen, dein Frühstück klingt gut! Bleibe mal dran und schau, was sich ändert.
Für mehr Unterstützung empfehle ich dir meine VIP-Ernährungsberatung oder mein Online-Programm "Trust your Body", hier findest du die Infos: https://www.ernaehrungsberatung-wien.at/onlinekurs/trust-your-body.
Liebe Grüße,
Katharina

Bild des Benutzers Katharina

Hallo Katharina,
schon immer friere ich sehr schnell, leichte Zugluft bringt Schnupfen. Nach einer starken Kieferhöhlenentzündung im Februar ist ein Schnupfen zurück geblieben. Gleichzeitig habe ich jetzt durch die Wechseljahre Hitzewellen mit Schweißausbrüchen. Schaffe ich es durch gleichmäßige Bewegung, dass meine Füße gerade ein bisschen warm werden, kommt der nächste Schweißausbruch . . und meine Füße werden wieder kalt. Es gibt nur noch Frieren oder Schwitzen, und beides heizt meinen Schnupfen weiter an. Hilfe! Ich drehe mich im Kreis und weiß mir keinen Rat mehr.
Gestern habe ich zum ersten Mal nach TCM gegoogelt und bin an deinen Beiträgen (auch zu Wechseljahren) hängen geblieben. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du einen Tipp für mich hättest.
Herzliche Grüße, Carola

Liebe Carola,
danke für deinen Kommentar!
Wie ernährst du dich denn? Isst du schon regelmäßige, gekochte Mahlzeiten, am besten auch das Frühstück? Du hast laut deiner Beschreibung sowohl Kälte als auch Hitze in dir, und da heißt es, dein Yang und Yin wieder in Balance zu bringen. Das machst du, indem du deine "Mitte" stärkst, also das Milz-Qi, mit gekochten Mahlzeiten und neutraler thermischer Wirkung (mit sanft kühlenden und sanft wärmenden Akzenten), wie im Artikel beschrieben. Meide zu Erhitzendes wie scharfe Gewürze und Kaffee ebenso wie stark Kühlendes wie Jogurt und kalte Getränke. Du wirst sehen, in einigen Monaten bist du schon um einiges mehr im Gleichgewicht und es geht dir besser.
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Liebe Grüße,
Katharina

Bild des Benutzers Katharina

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