Bier, Wein, Schnaps: Wirkung von Alkohol nach TCM

Weißwein kühlt und bewegt Qi.

Ich habe ein Lied aus meiner Kindheit im Ohr, und das ging so:

Prost Prost Prösterchen, im Bier sind Kalorien,

Prost Prost Prösterchen, im Schnaps ist Medizin,

Prost Prost Prösterchen, im Wein ist Sonnenschein,

Prost Prost Prösterchen, hinein hinein hinein.

Dieses Lied sangen meine vielen Tanten und Onkel, meine Eltern und Großeltern (mein Opa war Allgemeinmediziner) und wir Kinder bei fast jedem Familienfest, ob Hochzeit, Ostern oder Geburtstag.

Als Kind dachte ich mir da nichts dabei, aber heute ist mir klar, dass in meiner Großfamilie definitiv zu viel Alkohol getrunken wurde (natürlich nicht von allen Mitgliedern). Also zu viel, um als gesundheitsfördernd durchzugehen. ;)

Alkohol gehört in unserer Gesellschaft zum Leben dazu. Bist du auch schon einmal schief angesehen worden, wenn du in einer fröhlichen Runde keinen Wein mittrinken wolltest? Es ist gar nicht so leicht, gegen den Strom zu schwimmen. 

Die gute Nachricht: ein kompletter Verzicht auf Alkohol ist für die meisten Menschen nicht notwendig. Aber ein gewisses Maßhalten würde vielen von uns gut tun.

In diesem Artikel möchte ich die wichtigsten alkoholischen Getränke aus Sicht der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) beleuchten – ist im Schnaps wirklich Medizin?

Allgemeine Wirkung von Alkohol nach TCM:

Alkohol  wirkt speziell auf die Leber und erzeugt dort Feuchte Hitze.

In geringen Mengen hilft Alkohol bei einer Leber-Qi-Stagnation (z.B. innere Anspannung, Schmerzen). Daher kommt auch die entspannende Wirkung vom Gläschen Wein oder Sekt.

Größere Mengen Alkohol erzeugen eine Leber-Qi-Stagnation und führen auf Dauer zu Leber-Hitze. Diese zeigt sich z.B. an roten Augen, Kopfschmerzen, Schlafproblemen und aggressiven Gefühlen.

Die Hitze verbrennt das Leber-Blut und die Substanz, also das Yin.

In Folge entsteht dann Leber-Wind (z.B. wandernde Schmerzen, pulsierende Kopfschmerzen, Krämpfe, Muskelzittern) und/oder Leber-Yin-Mangel (z.B. verschwommenes Sehen, Tinnitus, Depression).

Gleichzeitig entsteht auch pathogene Feuchtigkeit im Körper (z.B. Schwellungen, Verdauungsprobleme).

Dauernder Alkoholmissbrauch führt zu generellem Yin-, Blut- und Yang-Mangel, mit Symptomen wie körperlicher Schwäche, Haarausfall, Verwirrtheit und Lethargie.

Quelle:  Healing with Whole Foods, Paul Pitchford

Schnaps ist also wirklich Medizin, ja! Er kann in kleinen Mengen Schmerzen lindern und Anspannung lösen. Mein Opa, der Hausarzt, empfahl ihn zum Beispiel auch Schwangeren bei vorzeitigen Wehen. Das wäre heute wohl umstritten. ;)

Wenn du Erkrankungen im Verdauungstrakt hast, Krebs oder chronische Krankheiten, solltest du auf Alkohol ganz verzichten (oder zumindest zeitweise).

Nun zur Wirkung der beliebtesten alkoholischen Getränke:

Bier

  • kühlend
  • befeuchtend
  • beruhigend
  • hilfreich in kleinen Mengen bei: innerer Unruhe, Hitzegefühlen, Trockenheit
  • Kontraindikation: Kälte der Verdauung (Durchfallneigung und Bauchschmerzen, die durch Wärme besser werden), pathogene Feuchtigkeit (z.B. Übergewicht, verschleimte Lunge)

Schnaps, Spirituosen

  • wärmend bis erhitzend
  • innere Kälte vertreibend
  • verdauungsfördernd nach fettigen Mahlzeiten
  • bewegen Qi und Blut
  • hilfreich in kleinen Mengen bei: starkem Kältegefühl, krampfartigen Schmerzen
  • Kontraindikation: innere Hitze, Yin-Mangel (z.B. Nachtschweiß, rote Augen, innere Unruhe)

Rotwein

  • wärmend
  • Blut stärkend
  • Blut bewegend
  • hilfreich in kleinen Mengen bei: Anämie, Kältegefühl, Regelschmerzen
  • Kontraindikation: Blut-Hitze (z.B. Akne, Neurodermitis, Neigung zu Nasenbluten)

Weißwein

  • kühlend
  • Säfte bewahrend
  • Qi bewegend
  • entspannend
  • hilfreich in kleinen Mengen bei: Hitze mit viel Schwitzen, innere Unruhe
  • Kontraindikation: pathogene Feuchtigkeit (z.B. Ödeme, Übergewicht)

Quelle:  Praxisbuch Nahrungsmittel und Chinesische Medizin, von Blarer Zalokar u.a.

Ein paar Worte zu Glühwein und Punsch 

Durch die Gewürze Zimt, Ingwer, Gewürznelken, Anis und Co. wird der Wein sehr erwärmend, was bei innerer Hitze ungünstig ist. Wenn es sehr kalt ist, kann ein Glühwein hilfreich sein (aber nur, wenn wir bald wieder ins Warme gehen). 

Bei Punsch ist häufig Orangensaft und ziemlich viel Zucker drin, die stark befeuchtend wirken. Günstiger wäre Traubensaft und kein Zucker. :) Im Punsch ist auch oft hochprozentiger Alkohol wie Schnaps und Rum drin, siehe oben zu ihrer Wirkung. Da würde ich am Weihnachtsmarkt dem Glühwein den Vorzug geben.

Trinkst du gerne Cocktails?

Diese wirken durch die Kombination mit süßen Säften besonders befeuchtend. Wenn dann noch Tequila oder Wodka dabei sind, wirken die Cocktails auch besonders erhitzend.

Regelmäßig Pina Colada, Aperol und Ähnliches zu trinken, führt auf Dauer also unweigerlich zu Leber-Hitze und zu viel Feuchtigkeit im Körper (z.B. Übergewicht, Verdauungsprobleme, depressive Verstimmungen).

Trinke Cocktails also lieber nur im Urlaub, und auch dann nicht zu viele davon.

Wusstest du übrigens, dass zu viel Salz das Verlangen nach Alkohol erhöhen kann?

Dieser Tipp ist von Paul Pitchford: Iss weniger salzige Speisen, wenn du deinen Alkoholgenuss reduzieren willst.

Das wirft ein neues Licht auf die Gepflogenheit in den Bars, salzige Nüsse hinzustellen, oder?

Zum Abschluss noch ein Tipp für den Hangover:

Frühstücke am nächsten Morgen eine Misosuppe mit Tofu und Mungbohnensprossen – das entgiftet. Falls du das gerade nicht zuhause hast, tut es auch ein grüner Tee. :)

Quintessenz:

  • Alkohol in Maßen kann durchaus nützlich sein. Zu viel davon aber macht krank.
  • Genieße also dein Gläschen Wein beim Abendessen und das kühle Bier an einem lauen Sommerabend, aber übertreibe es nicht.

Wenn du wissen willst, ob deine Leber – trotz Alkohol – noch in einem guten Zustand nach TCM ist, mache gleich den Gratis-Test "Leber im Gleichgewicht?" dazu!

Ich würde mich freuen, wenn du mir in den Kommentaren von deinen Erfahrungen berichtest: Bei welchen Symptomen hilft dir Alkohol? Welche Mengen sind für dich verträglich und bei welchen merkst du schon unangenehme Nebenwirkungen? Danke!

Kommentare

Liebe Katharina Ziegelbauer,

ein wirklich sehr interessanter Artikel, besonders die Sache mit dem Salz. Seit meiner Schwangerschaft trinke ich eigentlich fast gar keinen Alkohol mehr, da ich ihn einfach nicht mehr vertrage/gewöhnt bin ;). Mich würde allerdings interessieren, ob z.B. alkoholfreies Bier eine ähnliche Wirkung hat wie mit Alkohol oder ob das evtl. sogar "schlechter" ist?

Viele Grüße
Maria

Liebe Maria,
das ist eine interessante Frage! Ich denke schon, dass alkoholfreies Bier empfehlenswerter ist als solches mit Alkohol. Die kühlende und befeuchtende Wirkung bleibt allerdings erhalten.
Liebe Grüße,
Katharina

Bild des Benutzers Katharina

Sobald ich Bier trinke wird mein Heuschnupfen viel stärker

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