Hilfe, mein Kind isst kein Gemüse! Was soll ich tun?

Mein Sohn Elias isst Polentapizza.

Sie überlegen gerade, was Sie heute kochen sollen, damit Ihr wählerisches Kind auch etwas davon isst? Und das ist so mühsam, weil Ihr Kind im Moment nur leere Nudeln und Käsebrot isst?

Das kenne ich! Meine Tochter Marlene (2) sagt zurzeit vor jeder Mahlzeit: „Das schmeckt mir nicht!“

Gerade wenn die Kinder 2 sind, ist die Verweigerung von immer mehr Nahrungsmitteln übrigens typisch. Spätestens ab 8 sind sie neuen Nahrungsmitteln gegenüber wieder offener! Das ist also normal – vielleicht hilft Ihnen allein schon diese Einsicht.

Viele Tipps zu dem Thema finden Sie auf der sehr guten Seite www.itsnotaboutnutrition.com von Dina Rose. Sie erklärt, wie Sie Ihr Kind Schritt für Schritt an gesünderes Essen gewöhnen können.

Da die Seite auf Englisch ist, hier eine Zusammenfassung für Sie sowie Anmerkungen vom Standpunkt der TCM aus.

Die Hauptaussagen von itsnotaboutnutrition:

  • Bringen Sie Ihrem Kind von Anfang an gute Ess-Gewohnheiten bei! Dann wird es mit der Zeit immer lieber gesunde Nahrungsmittel essen.
  • Gesund meint vor allem: natürliche Nahrungsmittel, wie frisches Gemüse, Obst, Getreide, Fleisch – im Unterschied zu industriellen Nahrungsmitteln, wie Fertigprodukte, Knabbersachen, Süßigkeiten, Kekse, Fruchtzwerge etc.
  • Üben Sie keinen Druck oder Zwang aus. Das löst nur Gegendruck und im schlimmsten Fall Essstörungen aus. Bleiben Sie gelassen!

Ein Beispiel, wie Sie Ihrem Kind etwas Falsches beibringen:

Ihr Kind mag sein Gemüse nicht essen. Sie sagen ihm: „Wenn du deine Karotten nicht isst, bekommst du auch keine Nachspeise!“

Ihr Kind lernt dadurch, Gemüse zu hassen! Und dass Nachspeisen etwas Besonderes und Wertvolles sind.

So lernt Ihr Kind gute Gewohnheiten:

  • Rotation und Vielfalt: Geben Sie Ihrem Kind jeden Tag andere Speisen. So lernt es verschiedene Geschmäcker und Konsistenzen (weich, knusprig, breiig) kennen. Das Kind wird dadurch neuen Nahrungsmitteln gegenüber offener. Wenn Ihr Kind sehr wählerisch ist, helfen schon kleine Änderungen, z.B. einmal geriebenen Apfel, einmal kleine Apfelstücke in seinen Brei.
  • Moderation: Ihr Kind lernt, die Menge zu essen, die es satt macht. Danach hört es auf zu essen – auch wenn der Teller noch nicht leer ist. Sie können ihm sagen: „Wir essen nur, wenn wir hungrig sind. Wir hören auf, wenn wir satt sind.“
  • Die Regel des „Happy Bite“: Zwingen Sie Ihr Kind nicht, eine ganze Portion von etwas „Gesundem“ zu essen! Besser sind ein paar Bissen, die freiwillig und mit gutem Gefühl gegessen werden. So lernt Ihr Kind, dass Gemüse essen mit einem guten Gefühl verbunden ist. Geben Sie ihm nur kleine Portionen auf den Teller. So machen Sie es Ihrem Kind leichter.
  • 1:1: Ein Bissen von dem, ein Bissen von dem... Ihr Kind soll alles vom Teller kosten, bevor die liebste Speise ganz aufgegessen wird. (Kosten meint: kleinste Bissen!)
  • Nicht mit Süßigkeiten belohnen oder trösten: Eine solche Gewohnheit prägt Ihr Kind sein ganzes Leben! So wird es auch als Erwachsener Süßigkeiten brauchen, wenn Stress oder Frust aufkommen. Besser: umarmen, baden, ein Lieblingsspiel spielen, einen speziellen Ausflug planen
  • Konsequenz: Ihr Kind jammert und brüllt, wenn es sein Lieblingsessen nicht bekommt? Jetzt ist es wichtig, dass Sie nicht nachgeben. Sonst lernt Ihr Kind, dass Jammern eine gute Methode ist, seinen Willen zu bekommen. Tipp: Ich mische oft Essen, das meinen Kindern sicher schmeckt, mit neuen Zutaten. Beispiel: Reis mit wenig Kürbis, Brezeln mit Humus.
  • Reden Sie mit Ihrem Kind nicht über Nährstoffe und Gesundheit – es interessiert Ihr Kind überhaupt nicht und ist vergebliche Liebesmüh.
  • Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind klare Regeln: Es gibt bestimmte Essenszeiten, dazwischen wird nichts gegessen. Zum Trinken bekommt Ihr Kind nur Wasser, außer wenn auswärts gegessen wird. Beim Essen probiert Ihr Kind von allem einen Bissen, darf dann aber bestimmen, was es weiter isst.
  • Sie bestimmen, was auf den Tisch kommt, Ihr Kind bestimmt, wie viel es davon isst! Kochen Sie nicht aus vorauseilendem Gehorsam nur das, was Ihrem Kind sicher schmeckt. Denken Sie auch an sich und was Ihnen schmeckt und gut tut! Dann fühlt es sich auch weniger wie verschwendete Zeit an, wenn das Kind nichts davon essen will.

Meine persönlichen Empfehlungen, beeinflusst von der TCM:

  • Gewöhnen Sie Ihr Kind von Anfang an an ein gekochtes Frühstück (Rezept).
  • Geben Sie ihm möglichst selten weißen Zucker.
  • Meiner Erfahrung nach können Sie schon mit Ihrem Kind über Nährstoffe etc. sprechen. Mein 5-Jähriger versteht das schon gut und es interessiert ihn auch - natürlich nur in Maßen! (Beispiel: Zucker macht Löcher in die Zähne.)
  • Achten Sie auf die Pausen zwischen den Mahlzeiten. Vermeiden Sie ständiges Zwischendurch-Essen.
  • Seien Sie Ihrem Kind ein gutes Vorbild! Essen Sie am Tisch alle dasselbe (bei sehr kleinen Kindern anders zubereitet bzw. weniger stark gewürzt). 
  • Beobachten Sie die Verdauung und den allgemeinen Gesundheitszustand Ihres Kindes. Diese geben einen guten Hinweis, ob Sie mit seiner Ernährung richtig liegen.
  • Wenn Ihr Kind am Tag eine Gemüsesorte (dazu zählen auch Kartoffeln) und eine Obstsorte isst, dann  müssen Sie sich keine Sorgen machen! Kinder brauchen weniger, als wir glauben.

Rezepte und viele Gesundheitstipps nach TCM für Kinder finden Sie in meinem eBook "39 TCM-Rezepte für dein Kind". (Info und Blick ins Buch)

Kommentare

Liebe Katharina,
vielen Dank für deine tollen Beiträge zur Kinderernährung! Sie haben mir schon viel geholfen! Trotzdem habe ich noch Themen, an denen ich ständig herumgrüble:
Unser 12 Monate alter Sohn liebt gerade Brot. Wir mahlen und backen selber (meist Sauerteig-Roggenbrot) und das gibt es dann als klassisch bayerische Brotzeit. Ich versuche mit gutem Beispiel voran zu voranzugehen und esse abends (und auch sonst) nach TCM, d.h. kein Brot. Wurst mögen alle anderen mittlerweile automatisch kaum mehr, aber Käse dafür umso mehr. Meine Tochter holt sich manchmal selber eine ganze Mozzarrella-Kugel aus dem Kühlschrank (!). Alles ist bei uns Bio bzw. Sogar demeter...... aber trotzdem habe ich immer ein schlechtes Gewissen, weil Brot und Käse ja nicht sehr toll sind nach TCM. Wie erwähnt: unser kleinster fängt nun auch schon an Brot zu lieben und verlangt danach, obwohl er es nicht angeboten bekommt und ich mit ganz anderen Sachen neben ihm sitze..... kann ich vielleicht doch die bayerische Esskultur ohne Bedenken leben?
Die anderen Themen lass ich mal sein. Das mit dem Brot beschäftigt mich grad am meisten.
Herzliche Grüße, Tanja

Liebe Tanja!

Danke für deinen Beitrag und deine Gedanken und Sorgen als Mutter, die bestimmt von vielen geteilt werden. Ich würde alles immer in Relation sehen: Mozzarella wirkt kühlend, das stimmt, aber Kinder sind sowieso eher hitzig und wenn deine Tochter jetzt im Sommer Lust darauf hat und nicht verschleimt ist, würde ich es ihr nicht verbieten, solange es nicht zur Gewohnheit wird und sie täglich nach einer großen Mozzarella-Kugel greift.
Toll finde ich, dass du das Brot mit Natursauerteig backst - dadurch wird es wesentlich bekömmlicher. Und wenn es dann auch noch getoastet wird, sehe ich kein großes Problem mehr. Du könntest das Brot ja abends zu einer Gemüsesuppe anbieten oder es mit milchfreien Brotaufstrichen servieren.
Kinder können für gewöhnlich gut auf ihren Körper hören und so vorbildlich wie du auf die Qualität beim Essen achtest, würde ich alles etwas entspannter sehen und dafür die gute Atmosphäre beim Familientisch genießen!
Alles Gute
Christina (Assistentin von Katharina)

Hallo Katharina,

Unser Sohn ist jezt 20 Monaten,
Der hat Kuhmilcheiweisse und Ei allergien.
Beim Frühstücken isst er Hafermilch mit konfelx oder Toast mit Marmelade
Warm essen isst er manchmal fast gar nicht und wenn er isst dann nur reis ,nudeln mit Hackfleisch ,und gegrillte Fisch.Er isst auch gerne fischtäbchen und pommes, normale gekochte Kartoffeln oder Suppe mag er nicht.
Er isst fast 2 banane am Tag , manchmal isst er auch Äpfel, birne und mango.Im Sommer isst er gerne Wasser melone und Honig melone.
Sonst isst er gar keine gemüse, keine gekochte gemüse.Ich versuche jeden tag ein neues Gericht mit verschiedenen gemüse zu kochen aber mag er nicht. Er will nur das selbe essen. Er schaut jeden tag was kommt auf dem Tisch zum essen, er probiert es nicht sonst nur gucken, wenn er mag dann isst er wenn nicht dann sucht er was anderes im Kühlschrank.
LG

Liebe Esthere,
danke für deinen Kommentar!
Was isst du denn zum Frühstück und zu den anderen Mahlzeiten? Ich würde ihm vorleben, dass andere Speisen auch gut schmecken, und ihm weiterhin immer was Neues anbieten. Und gelassen bleiben, wenn er es nicht mag.
Dann kannst du natürlich für dich Grenzen ziehen - wenn du nicht magst, dass er Toast zum Frühstück isst, dann gibt es ihn halt nicht mehr. Vielleicht mag er ja in der Früh mal ein weiches Ei und Reis dazu und etwas Apfel?
Mit 20 Monaten kann er nur das essen, was es bei dir zuhause auch gibt. Was es nicht gibt, kann er nicht essen. Da kannst du also schon mitbestimmen.
Kennst du den Spruch: Die Eltern bestimmen, was auf den Tisch kommt, die Kinder bestimmen, was und wieviel sie davon essen? Genau daran würde ich mich halten. Und dabei immer schön geduldig und ruhig bleiben, auch wenn er mal gar nichts isst. Natürlich wird er die ungesunden Dinge nicht so gerne hergeben, aber es lohnt sich, da dranzubleiben.
Liebe Grüße,
Katharina

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Hallo Katharina, Danke für den Artikel eine Frage hätte ich aber dazu.
Meine kleine jetzt 2 isst seit bestimmt 3-4 Monaten kaum noch Gemüse außer Kartoffeln und ab und zu rohen Kohlrabi. Am liebsten nur noch Nudeln, Reis oder Kartoffeln ohne Soße oder sonstigen Beilagen. Heißt ich mach mir jeden Tag einen Kopf was ich koche das ihr evtl auch schmecken könnte meist ohne Erfolg.
Soll ich ihr immer eine Alternative kochen oder, und soweit bin ich jetzt fast, sagen sie soll vom Tisch essen was sie möchte und wenn sie das nicht mag was auf dem Tisch steht gibts halt nix zu essen?
Weil immer extra für sie was bereitstellen ist ja auch nicht das wahre.
Einzig was sie gerne isst ist zum Glück Obst.

Danke schon mal für die antwort.

Liebe Sonja,
danke für deinen Kommentar!
Kartoffeln ist doch schon mal gut, Reis auch. :) Ich würde es so machen, dass du das kochst, was dir schmeckt, und eben immer eine dieser Beilagen dabei hast. Oder ihr auch mal einfach ein Brot oder ein Obst gibst. Wichtig ist, ihr immer wieder anzubieten, von dir zu kosten - aber ganz ohne Druck oder Erwartungshaltung. Vertraue darauf, dass sie sich das holt, was ihr Körper braucht. Und der Geschmack ändert sich bei den Kindern noch ganz oft, nur Geduld und Vertrauen!
Ich denke, das Vorleben von Genuss und Vielfalt und frischem Kochen ist mit das Wichtigste an der gesunden Kinderernährung. Und dass sie ein entspanntes Verhältnis zum Essen hat, also nicht jedes Mal Stress oder Druck, was sie essen soll.
Liebe Grüße,
Katharina

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Unsere beiden kleinen Enkel haben trotz der gesunden und abwechslungsreichen Küche meiner Tochter unterschiedliche Essgewohnheiten entwickelt: das Mädchen (8)liebt Obst und Gemüse jeder Art, den Jungen (6) schüttelt es regelrecht, wenn er Obst oder Gemüse essen soll. Er kann die Konsistenz im Mund nicht ertragen. Am liebsten würde er sich von Süßigkeiten, Fleisch und Wurst ernähren. Zu Kartoffeln muss man ihn regelrecht zwingen, die mag er eigentlich nur in Pommes-Form. Mittlerweile achten wir darauf, dass er nicht Zuviel Süßkram isst und hoffen auf Besserung mit den Jahren!

Hallo!
Danke für deinen Kommentar. Ja, die Geschmäcker sind einfach unterschiedlich, das kenne ich von meinen Kindern auch gut. Ich finde es wichtig, dass man Kinder nicht zum Essen zwingt, das trägt sicher nicht zu einem entspannten und gesunden Essverhalten bei. Isst er z.B. gerne Suppe? Dann könnte man da etwas Gemüse mitkochen und dann wieder rausnehmen. Ich denke aber auch, dass sich das mit den Jahren ändern wird.
Liebe Grüße,
Katharina

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Vielen Dank für diesen informativen Artikel! Auch wir haben uns als Eltern in einer Patckwork-Familie mit vielen Kindern schon einige Gedanken zu dem Thema gemacht und Erfahrungen sammeln können. Für mich an oberster Stelle steht, wie von dir auch erwähnt, seid Vorbilder! Habt Spaß am Essen. Genießt es. Und legt euren Kindern immer wieder die Dinge auf den Teller, die sie ablehnen. Es wird irgendwann klick machen. Geduld ist das Zauberwort.

Um auch ein bisschen Hintergrund zum Essverhalten unserer Kinder zu liefern, haben wir auch einen Artikel veröffentlicht, der recht gut zu diesem Thema hier passt.
https://www.patchwork-deluxe.de/familienleben/kindererziehung-wenn-die-e...

Es hilft enorm, wenn man zumindest ansatzweise "weiß" warum sich Kinder verhalten, wie sie sich verhalten:)

Lieber Benjamin,
danke für deinen Kommentar! Ja, Geduld ist wirklich das Zauberwort (und Vertrauen und Liebe und noch ein paar mehr ;) ).
Liebe Grüße,
Katharina

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